Das Rauchen – Teil der südamerikanischen Kultur

cigarro

Neben Kuba hat die Zigarre auch in Brasilien eine große Tradition (Foto: Bruno Kons Silva/Pexels)
Datum: 18. Dezember 2020
Uhrzeit: 11:16 Uhr
Ressorts: Leserberichte
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Die südamerikanische Lebensart, bei der der Genuss einen großen Stellenwert hat, ist weltweit einzigartig. Musik und Tanz gehören genauso dazu wie das Essen oder auch das Rauchen. Letzteres ist dort nicht nur eine Erscheinung der Moderne, sondern tief in der Kultur verankert. Der Tabak, der seine Ursprünge auf dem südamerikanischen Kontinent hat, wurde schon in der präkolumbianischen Zeit kultiviert und von unterschiedlichen Volksgruppen genutzt.

Die Tradition des Tabaks

Die Nutzung des Tabaks hat sich aber im Laufe der Zeit stark verändert. Ursprünglich war er weniger ein Genussmittel, sondern wurde primär zu rituellen Zwecken geraucht. Zu dieser Zeit nutzten manche Schamanen den Tabak auch zum Kauen, Schnupfen, Essen oder als Salbe. Stand seine bewusstseinsverändernde Wirkung im Vordergrund, wurden die Tabakblätter meist ausgekocht und der so entstehende Sud getrunken. Von dieser ursprünglichen Nutzung ist heute in Südamerika, wie auch von den ursprünglichen Kulturen, nicht mehr viel übrig. Sie wurde von den Spaniern und Portugiesen als heidnisch verdammt, verfolgt und schließlich ausgerottet.

Der Tabak und sein Anbau haben dieses Vorgehen jedoch überstanden, nicht zuletzt auch, weil auch die neuen Kolonialherren sich für das Kraut begeisterten. Nicht nur deshalb sind die Tabakprodukte im 21. Jahrhundert keine lokale Angelegenheit sondern in einigen Ländern sogar wichtiges Exportprodukt. Doch die Einfuhr beispielsweise von Zigarren nach Europa gestaltet sich oft schwierig. Wer einmal die lateinamerikanische Bürokratie und deren Irrwege beim Export kennengelernt hat und vielleicht sogar daran verzweifelt ist, greift beim nächsten Mal liebend gern auf einen professionellen Übersetzungsdienst zurück.

Viele Kulturen in Südamerika entdeckten durch die Kolonialisierung die Zigarren. Insbesondere in Brasilien wurden diese Teil der Kultur. Dies resultiert auch in qualitativ hochwertigen Produkten, die außerhalb von Europa im Schatten der kubanischen Produktion zu verschwinden drohen, doch bei Kennern äußerst beliebt sind.

In Südamerika wurde die Zigarre ab der Mitte des 20. Jahrhunderts immer mehr von der Zigarette verdrängt. Sie galt als westlich-cool und passte viel besser als die Zigarre zum schneller werdenden Lebensstil, der sich auch hier ausbreitete. Immer mehr Zigarettenmarken entstanden, die um die Gunst der Konsumenten kämpften.

Der Siegeszug der elektrischen Zigarette

In den letzten Jahren hat sich in Südamerika eine weitere Tabak-Revolution abgespielt. Viele Raucher sind nämlich von den herkömmlichen Zigaretten auf elektrische Modelle umgestiegen. Anders als im Rest der Welt steigen in Südamerika die meisten Raucher nicht wegen der gesundheitlichen Vorteile auf elektrische Zigaretten um. Gründe für den Umstieg ist wieder die Imitation des westlichen Lebensstils. Oft geht es aber auch um den Geschmack. Die elektrischen Zigaretten können nämlich mit Liquids mit unterschiedlichen Aromen befüllt werden und passen sie sich so den geschmacklichen Vorlieben des Rauchers an.

Hier spielt sich der Warenverkehr jedoch in umgekehrter Richtung ab. In manchen südamerikanischen Ländern ist das „Dampfen“ und damit auch die Einfuhr der Produkte aufgrund der vermuteten gesundheitsschädlichen Wirkung mittlerweile zwar schon wieder verboten. In liberaleren Staaten freut man sich jedoch weiterhin über die Zigarettenalternative. Hier wird fleissig aus Asien, Nordamerika und Euro importiert. Da Liquids und Co. jedoch oftmals gar nicht für den südamerikanischen Markt produziert werden, beauftragen die Importeure regelmäßig ein Übersetzungsbüro, um Gebrauchsanweisung und Warnhinweise mit einem zusätzlichen Aufkleber auf der Packung in Landessprache abzubilden und somit alle gesetzlichen Regelung für den legalen Verkauf umzusetzen.

Auch wenn sie den Platz der südamerikanischen Zigarren wohl nie ganz einnehmen werden, stellt die E-Zigarette in Südamerika nur eine ernsthafte Bedrohung für die klassischen Zigaretten dar. Denn der Zigarrengenuss ist ohnehin stark rückläufig. Sollte der Trend anhalten, droht die Zigarre auf dem Kontinent fast gänzlich zu verschwinden.

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