Seit Anfang September wird die Nordostküste Brasiliens von einer rätselhaften Ölpest heimgesucht. Nach der jüngsten Bilanz des Brasilianischen Instituts für Umwelt und erneuerbare natürliche Ressourcen (Ibama) gibt es bereits 112 Orte und 53 Städte in acht Bundesstaaten, die von der Ölpest betroffen sind. Eine Untersuchung von Ibama, das die Situation seit dem 2. September mit Unterstützung der Feuerwehr des Bundesbezirks überwacht, belegt, dass der Ursprung des die Strände verschmutzende Öls nicht in Brasilien liegt. Das Rohöl stammt auch nicht nicht aus einem Ölderivat, wie beispielsweise Benzin. Eine der Hypothesen der Umweltschutzbehörden lautet, dass ein unter ausländischer Flagge fahrender Tanker Rohöl auf hoher See abgelassen hat. Für diese Straftat sieht das Umweltstrafrecht, Gesetz 9.605/1988, Bußgelder von bis zu 50 Millionen Reais vor (1 US-Dollar entspricht 4,15 Brasilianischer Reais).
Ibama berichtet, dass der halbstaatliche Ölkonzern Petrobras um Unterstützung bei der Säuberung von Stränden gebeten worden ist. In den kommenden Tagen wird das Unternehmen ein Kontingent von rund 100 Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Bisher wurde das Öl in neun Schildkröten gefunden, sechs Tiere starben an der Vergiftung. Laut Ibama gibt es keine Beweise für eine Kontamination von Fischen und Krustentieren, aber die Bewertung der Qualität von Fischen, die in den betroffenen Gebieten für den menschlichen Verzehr gefangen wurden, liegt in der Verantwortung der Gesundheitsbehörde.
Update, 8. Oktober
Präsident Jair Messias Bolsonaro gab am Montagabend (Ortszeit) bekannt, dass bereits seit letztem Monat ein Verdacht auf die Herkunft des Ölteppichs an der Nordostküste bestehe. Ihm zufolge handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Leck in einem Schiff. Eine Analyse der Rückstände ergab eindeutig, dass das Produkt weder aus Brasilien stammt noch im südamerikanischen Land vermarktet wird. Auf Nachfrage sagte Bolsonaro, er könne das „Herkunftsland des Öls noch nicht preisgeben“. Brasilianische Medien spekulieren darüber, dass ein oder mehrere Öltanker aus Venezuela für die Ölpest verantwortlich sein könnten. Nachweislich waren mehrere venezolanische Schiffe in der vielbefahrenen Meeresroute zwischen der Südkaribik und dem Horn von Afrika unterwegs und könnten demnach auf hoher See ihre Tanks gesäubert haben.
Update, 9. Oktober
In mehreren Labors wurden 23 Proben der gesammelten Ölklumpen analysiert. Die Techniker verglichen die Moleküle und kamen zu dem Schluss, dass das Öl nicht von der staatlichen Gesellschaft Petrobras produziert, verkauft oder transportiert wird. In einem Bericht an die Ermittler heißt es, dass es sich bei den gefundenen Abfällen „höchstwahrscheinlich um eine Mischung venezolanischer Öle handelt“.
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