„Mangel an Weitblick“: Chiles Präsident bittet um Entschuldigung

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Präsident Sebastián Piñera entschuldigt sich bei der Bevölkerung(Foto: TVScreen)
Datum: 23. Oktober 2019
Uhrzeit: 08:17 Uhr
Leserecho: 9 Kommentare
Autor: Redaktion
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Der chilenische Präsident Sebastián Piñera hat sich am Dienstagabend (22.) Ortszeit für seine mangelnde Weitsicht hinsichtlich der sozialen Unruhen entschuldigt. Die Proteste gegen seine Regierung haben in den letzten Tagen mindestens 17 Todesopfer gefordert und zu über 3.000 Verhaftungen geführt. „Angesichts der legitimen sozialen Bedürfnisse und Forderungen der Bürger haben wir mit Demut und Klarheit die Botschaft empfangen, die die Chilenen uns gegeben haben“, so Piñera in einer Rede, in der das Staatsoberhaupt seinen konfrontativen Ton gegenüber den Demonstranten radikal veränderte. Piñera kündigte die Schaffung eines garantierten Mindesteinkommens an, bei dem der Staat die niedrigsten Gehälter um 15 Prozent auf fast 486 US-Dollar erhöhen wird.

Er schlug auch die Schaffung eines Mechanismus zur Stabilisierung der Strompreise vor, der den jüngsten Anstieg von 9,2 Prozent aufheben und „die Kosten des Strompreises auf das Niveau der ersten Jahreshälfte zurückbringen wird“. Diese Sozial-Agenda, wie Piñera es nannte, schlägt eine Versicherung für den Kauf von Medikamenten vor, die in Chile zu den teuersten in der Region gehören. Die Gesundheitsausgaben in einer durchschnittlichen chilenischen Familie gehören zu den höchsten in den Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Piñera ging am Sonntag noch davon aus, dass Chile im „Krieg“ stehe und bat diesen Dienstag in einer versöhnlichen Rede um „Vergebung“. Die Wende kam nach einer Welle massiver Proteste, die seit Freitag den zu den stabilsten Ländern Lateinamerikas zählenden Staat überraschte. „Es ist wahr, dass sich die Probleme seit vielen Jahrzehnten ansammeln und dass die verschiedenen Regierungen diese Situation nicht in all ihrem Ausmaß erkannten und konnten. Ich erkenne dies an und entschuldige mich für diesen Mangel an Visionen/Weitsicht“, bekräftigte das Staatsoberhaupt.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    noesfacil

    „ Der chilenische Präsident Sebastián Piñera hat sich am Dienstagabend (22.) Ortszeit für seine mangelnde Weitsicht hinsichtlich der sozialen Unruhen entschuldigt.“

    „Es ist wahr, dass sich die Probleme seit vielen Jahrzehnten ansammeln und dass die verschiedenen Regierungen diese Situation nicht in all ihrem Ausmaß erkannten und konnten.

    Ach nee, oder?
    Der Mann ist ja wirklich ein echter Schnellmerker, mit Durchblick und Weitsicht! Seine Schlüsse und Folgerungen halte ich jedoch für vorgeschoben und Heuchelei.

    Der o.a. Artikel ist gut recherchiert und bildet sie Wirklichkeit und einen Teil der Nöte der Bevölkerung ab.
    noesfacil

  2. 2
    Peter Hager

    Alles gut und schön, mit den Versäumnissen der Regierung und den Mißständen in Chile. Da ist mit Sicherheit was dran. Aber man hat als Rädelsführer der Unruhen unzählige aus Venezuela geschickte und einheimische Chavistas/Maduristas verhaftet. Die sind von Moskau instruiert und wahrscheinlich inzwischen auch finanziert. In Ecuador geschieht genau das Gleiche.

    • 2.1
      noesfacil

      Wenn dem so sein sollte und die Chilenen, „unzählige von Moskau instruierte Rädelsführer und Chavistas“ ins Land lassen, dann sind sie eigentlich auch selber Schuld, oder?
      Wie kann man obendrein, nichts gelernt aus dem Caracazo 1989, so dämlich sein und die von Ihnen benannten und ich nenne diese Individuen ausdrücklich „miese Penner“ ins Land einreisen lassen???
      Oder sind Sie der Einzige, welcher hier wieder mal den Durchblick hat?
      Sie sollten Ihr umfängliches Insiderwissen den Regierungen in Chile, Ecuador, etc. umgehend zur Verfügung stellen und die Nachrichtendienste dort tatkräftig unterstützen.
      Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die, die Unruhen auslösenden Ursachen, nämlich die unüberlegten und unsozialen Handlungen der Regierung, wie seinerzeit beim Caracazo 1989 der Schlüssel sind und nichts weiter.
      Ohne diese Dummheiten hätten diese miesen Penner und die Pest des 21. Jahrhunderts nicht den Hauch einer Chance und das wäre auch sehr gut so!!!
      noesfacil

      • 2.1.1
        Peter Hager

        Es wäre neu, daß Politiker in ihren Handlungen und Worten die Informationen ihrer Geheimdienste widerspiegeln. Das eine ist GEHEIM, das andere DIPLOMATIE.

    • 2.2
      noesfacil

      […] aus Venezuela geschickte und einheimische Chavistas/Maduristas […]
      Scheint so, als ob Ihre Annahmen zutreffen.
      Mein Chilenischer Primo (Cousin) erzählt mir gerade ähnliches.
      Ich wiederhole mich und sage: entzieht diesen Pennern, durch gegensteuernde sozialere Politik, soziale, faire Marktwirtschaft und rückhaltlose Bekämpfung der verdammten Korruption und Bereicherung die Basis für deren Argumentation und und Handlungen.
      Dann haben diese Penner nicht den Hauch einer Chance!!!
      noesfacil

      • 2.2.1
        Peter Hager

        Das waren keine „Annahmen“ meinerseits, sondern Informationen aus Chile. Genau wie bei Ihnen. Meine Frau hat zwangsläufig überall dahin Kontakte, wo es Exil-Venezolaner gibt.

      • 2.2.2
        noesfacil

        Annahmen hin und Informationen her.
        Das ist nicht der springende Punkt, sondern vielmehr durch tiefgreifende, ehrliche Maßnahen, wie beschrieben, den Nährboden für Populisten und „Penner“ aller Art und politischer Richtung den Nährboden entziehen.
        Comprendes compañero y si podemos.
        noesfacil

      • 2.2.3
        Peter Hager

        Schon richtig. Aber sie hatten mich anfangs ein wenig in Ecke der Verschwörungstheoretiker zu stellen versucht. Da war ich noch nie zuhause, auch wenn es manchmal so aussehen mag.

        Den Nährboden entziehen sollte man den Machthabern in Moskau und Havanna. Russland hat ein gewaltiges Potential an Straflagern, aus denen kaum einer jemals wieder rauskam. Dort sollten zur Abwechslung mal die richtigen landen. Das würde die Erde nicht von all ihren Problemen befreien, aber doch von sehr vielen.

  3. 3
    noesfacil

    „Den Nährboden entziehen sollte man den Machthabern in Moskau und Havanna.“

    Sie können es nicht begreifen, obwohl Sie es begreifen könnten, wenn Sie wollten.

    Mit Ihren Ideen lösen Sie nicht ein einziges der Probleme, sondern schaffen mit Ihrer rückwärtsgekehrten (reaktionären) Denke nur weitere, zahllose Neue!
    Den „Machthabern“ und Despoten, den Populisten und anderen „Bauernfängern“ gleich aus welchem Lager, entzieht man am besten den Boden, in dem man deren Argumentationsbasis obsolet macht, wie bereits und zigfach beschrieben.
    noesfacil

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