Bolivien: Medien fallen Chaos zum Opfer

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In der extrem aufgeheizten, polarisierten Stimmung zwischen Anhängerinnen und Anhängern sowie Gegnerinnen und Gegnern des ins mexikanische Exil ausgereisten Ex-Präsidenten Evo Morales werden Medienschaffende zur Zielscheibe von Bedrohungen, Aggressionen und teilweise lebensgefährlicher Gewalt (Foto: Archiv)
Datum: 14. November 2019
Uhrzeit: 15:33 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Reporter ohne Grenzen ruft alle Konfliktparteien in Bolivien dazu auf, die Pressefreiheit zu respektieren und Berichterstattenden ihre Arbeit zu ermöglichen. In der extrem aufgeheizten, polarisierten Stimmung zwischen Anhängerinnen und Anhängern sowie Gegnerinnen und Gegnern des ins mexikanische Exil ausgereisten Ex-Präsidenten Evo Morales werden Medienschaffende zur Zielscheibe von Bedrohungen, Aggressionen und teilweise lebensgefährlicher Gewalt. Seit der Präsidentschaftswahl vom 20. Oktober wurden zahlreiche Journalistinnen und Journalisten von Protestierenden und von der Polizei angegriffen; Fernseh- und Radiosender wurden verwüstet und mussten den Sendebetrieb einstellen.

„Die freie Berichterstattung darf nicht dem aktuellen Machtvakuum in Bolivien zum Opfer fallen“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Die Angriffe von allen Seiten sind eine immense Gefahr für die Pressefreiheit im Land. Wir fordern Politik, Militär, die Anführenden von Gewerkschaften und indigenen Gruppen sowie alle Demonstrierenden auf, die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten zu respektieren und ihre Sicherheit zu gewährleisten. In der aktuellen unübersichtlichen Situation ist ihre Arbeit wichtiger denn je für die Bevölkerung.“

Seit den Wahlen am 20. Oktober hat Reporter ohne Grenzen mehr als 30 Verstöße gegen die Pressefreiheit gezählt. Angesichts der extremen Polarisierung der Gesellschaft sind sowohl Morales-nahe als auch oppositionelle Medien äußerst gefährdet. Eine Sendestation des privaten Fernsehsenders Unitel wurde am 9. November in El Alto nahe der Hauptstadt La Paz von einer Gruppe Protestierender in Brand gesteckt und zerstört. Am selben Tag besetzten Demonstrierende die staatlichen Sender Bolivia TV und Radio Red Patria Nueva, zwangen die Beschäftigten, die Gebäude zu verlassen, und kappten die Sendesignale.

Ebenfalls am 9. November wurde José Aramayo, der Direktor eines Bürgerradios, das vom bolivianischen Landarbeiterverband betrieben wird, geschlagen, an einen Baum gebunden und öffentlich gedemütigt.

Am Abend des 11. November steckten Protestierende in La Paz das Haus der Fernsehmoderatorin Casimira Lema in Brand. Ihr Arbeitgeber, der Sender Television Universitaria (TVU), hatte zu dem Zeitpunkt bereits angekündigt, aufgrund von Bedrohungen vorübergehend den Betrieb einzustellen. Mehrere andere Medien wie die Zeitung Página 7 und der Fernsehsender Red Uno, ergriffen ähnliche Maßnahmen, um ihre Beschäftigten zu schützen. Dutzende Zeitungen haben die Produktion ihrer Printausgaben eingestellt, weil sie die Sicherheit ihrer Austrägerinnen und Austräger nicht gewährleisten können.

Auch die Zahl der körperlichen Angriffe und Online-Attacken auf Reporterinnen und Reporter, die von den Protesten berichten, hat in den vergangenen Wochen stark zugenommen. Auf der Rangliste der Pressefreiheit liegt Bolivien auf Platz 113 von 180 Ländern. Mehr zur Lage der Pressefreiheit in Bolivien finden Sie hier.

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