Der sogenannte Glühwürmchen-Tourismus nimmt weltweit zu und Wissenschaftler warnen davor, dass er zum Aussterben des Insekts beitragen könnte. Die Leuchtkäfer sind in der Lage, Lichtsignale zur Kommunikation auszusenden. In den meisten Fällen werden die Leuchtsignale ausgesendet, damit männliche und weibliche Tiere zur Paarung zueinanderfinden. Die Signale der vereinzelt als die ewig lebenden Seelen von Verstorbenen angesehen Tiere selbst sind ganz unterschiedlich. Lebensraumverlust und Lichtverschmutzung durch Verstädterung und Industrialisierung sind die größten Bedrohungen für die Glühwürmchenpopulationen, so eine in dieser Woche veröffentlichte Studie. Doch der Glühwürmchen-Tourismus, der Tausende von Besuchern in Ländern wie Mexiko, den USA, den Philippinen und Thailand anzieht, gibt den Naturschützern zunehmend Anlass zur Sorge.
„In die Nacht hinauszugehen und die Glühwürmchen in ihrem natürlichen Lebensraum zu genießen, ist eine ehrfurchtgebietende Erfahrung“, so Professorin Sara Lewis von der Tufts-Universität, die die Forschung leitete, gegenüber der „BBC“. „Aber Touristen töten oft versehentlich Glühwürmchen, indem sie auf sie treten, oder ihren Lebensraum durch Lichtstrahlen und Bodenerosion zerstören. In Ländern wie Japan, Belgien und Indien werden Glühwürmchen-Festivals organisiert und die sozialen Medien verstärken diesen Tourismus, fügt Lewis hinzu.
Die winzige Stadt Nanacamilpa in Mexiko wurde im vergangenen Jahrzehnt zu einem gefeierten Glühwürmchen-Hotspot. Einige Besucher stellen ihre funkelnden Fotos auf Instagram ein und missachteten das Fotografier-Verbot. „Die mexikanischen Glühwürmchen sind besonders anfällig“, erklärt Lewis. Nach ihren Worten sind weibliche Insekten flügellos und können nicht fliegen. Deshalb leben sie auf dem Boden, wo die Besucher auf ihnen herumtrampeln, sie töten und die nächste Generation zerstören. Die Glühwürmchen-Saison in Mexiko dauert nur drei Monate, was bedeutet, dass die konzentrierten Besuche das Ökosystem zusätzlich unter Druck setzen. Zudem gibt es eindeutige Forschungsergebnisse, dass sogar nur Kamerablitze die Glühwürmchen stören und ihren Fortpflanzungserfolg beeinträchtigen – zusätzlich zu den von den Touristen benutzten Taschenlampen.
Lewis betonte, dass der Glühwürmchen-Tourismus oft entscheidend für die lokale Wirtschaft ist und nicht verboten werden sollte. Stattdessen sollten Reiseveranstalter und Touristen umweltfreundliche Praktiken entwickeln.
Geschätzte jährliche Besucher der Glühwürmchen-Standorte
Malaysia: 80.000
Great Smoky Mountains, Tennessee: 30.000 in zwei-drei Wochen Sommersaison
Taiwan: 90.000
Mexiko: 200.000 im Jahr 2019, gegenüber 180.000 im Jahr 2018
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