Die Polin Hertha Spier, eine der letzten Überlebenden des Holocaust, ist am Sonntagmorgen (9.) Ortszeit im Alter von 101 Jahren in Porto Alegre (Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do Sul) gestorben. Nach Angaben des Krankenhauses Moinhos de Vento war der Tod auf eine Funktionsstörung mehrerer Organe zurückzuführen. Spier war seit Donnerstag (6.) im Krankenhaus und hatte eine Lungenentzündung, die durch akutes Nierenversagen verschlimmert wurde. Der Holocaust war der nationalsozialistische Völkermord an 5,6 bis 6,3 Millionen europäischen Juden. Deutsche und ihre Helfer führten ihn von 1941 bis 1945 systematisch, ab 1942 auch mit industriellen Methoden durch, mit dem Ziel, alle Juden im deutschen Machtbereich zu vernichten. Dieses Menschheitsverbrechen gründete auf dem staatlich propagierten Antisemitismus und der entsprechenden rassistischen Gesetzgebung des NS-Regimes.
Hertha wurde am 15. Juli 1918 geboren. Sie lebte mit ihren Eltern und vier Brüdern in der Nähe der Grenze zu Deutschland. Nach Transport in das Konzentrationslager in Auschwitz erhielt sie die auf ihren Arm tätowierte Nummer: A21646. In einer Episode des Kurzgeschichten-Projekts von „RBS TV“ berichtete sie 2011 über ihre Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg. „Mit Trauer in den Augen sagte mein Vater: ‚Hertha, unser Leben gehört von nun an nicht mehr uns‘. Das hat mein Vater gesagt“, erinnerte sie sich in der Aufnahme. Ihre Eltern wurden nach Angaben ihres Sohnes Lúcio Spier „gewaltsam aus dem Ghetto entfernt und im Wald erschossen“. Herthas Brüder starben ebenfalls, bei Kriegsende 1945 war sie im deutschen Lager Bergen-Belsen inhaftiert und wog gerade noch 28 Kilogramm.
Sie wurde vom Roten Kreuz gerettet und verbrachte ein Jahr in einem Krankenhaus, in dem Holocaust-Opfer in Schweden aufgenommen wurden. Hertha wird an diesem Montag (10.) ab 11:00 Uhr Ortszeit auf dem Friedhof Centro Israelita in Porto Alegre aufgebahrt und um 16:00 Uhr beerdigt.
Leider kein Kommentar vorhanden!