Schon Pestalozzi hat die Dreiheit „Kopf, Herz und Hand“ erkannt und relativiert, die drei gehören unweigerlich zusammen: Denken, Fühlen und Können oder Ausführen sind untrennbar, sonst entsteht gar nichts. Und dass der Mensch das Herz als Sinnbild und Sitz der Gefühle wählte, ist natürlich kein Zufall, auch wenn man später die Gefühlswelt in eine bestimmte Hirngegend verschob. Während man die kognitiven und manuellen Aktivitäten weitgehend steuern kann, ist das für affektive Regungen nicht möglich. Die werden einfach erzeugt, als Folge von Sinneseindrücken. Man wird von Gefühlen einfach übermannt, deshalb müsste man eher von der Ohnmacht gegen Gefühle sprechen. Lachen und Weinen kommen ohne jegliches Dazutun, und sie vorsätzlich zu vermeiden fällt oft schwer.
„Unparteiisch“ existiert nur in der Theorie. Ein pädagogischer Autor aus meiner Lernzeit hat geschrieben, ein Lehrer der behaupte, alle Kinder gleich gern zu haben, sei ein Lügner, oder er hätte überhaupt keine Kinder gern. Zu- und Abneigung sind kaum begründet- und noch weniger beherrschbar. Tränen kommen eben, wenn es traurig, Schweißperlen, wenn es heiß ist. Da hilft kein „Gefühlsmanagement“, wie man so schön theoretisch meinen könnte.
Jegliche Art von Reizen können angenehme oder unangenehme Gefühle erzeugen, auch Farb- oder Schallereignisse. Selbst ein Stück Musik kann einen zum Lachen, Schmunzeln oder Weinen bringen, zusammenzucken lassen oder in rhythmische Bewegungen versetzen. Wenn sich Sinnesreize noch mit einem überstandenen, besonders eindrücklichen Erlebnis verbinden, folgen entsprechende Gefühlsausbrüche fast unweigerlich. Ich selbst war während Kriegszeiten aufgewachsen, und da bedeutete Militärmusik jeweils Abschied nehmen vom Vater unter Weinen der Mutter, denn man wusste ja nicht, wann und ob er überhaupt wieder kommt. So muss ich Weingefühle heute noch zurückhalten, wenn kriegerische Blechmusik ertönt.
Ähnliches gilt von Schiffssirenen, Alarmsirenen, Höhlenerlebnissen, Beerdigungsmusik, Erdbebentraumata und vielem mehr. All das hilft verstehen, dass wir eben zum Glück doch noch keine Maschinen sind, auch wenn uns die heutigen Computer das glauben machen möchten. Selbst moderne Medien können Gefühle auslösen, man denke nur an Fussballübertragungen oder Openairfestivals. Sogar Computerspiele und Ähnliches führen unsere Gefühlswelt glatt an der Nase herum.
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