Amazonas in Brasilien: Multinationale Konzerne sollen für Erhalt bezahlen

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Die Viehzucht ist die wichtigste wirtschaftliche Aktivität im brasilianischen Amazonasgebiet (Foto: Latinapress)
Datum: 26. Oktober 2020
Uhrzeit: 14:30 Uhr
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Die Viehzucht ist die wichtigste wirtschaftliche Aktivität im brasilianischen Amazonasgebiet und folglich diejenige, die die abgeholzten Gebiete in der Region am meisten nutzt. Diese Verbindung zwischen der Viehzucht und dem Amazonas ist alt, sie entstand in den 1950er Jahren und wurde von der Bundesregierung gefördert. Gegenwärtig befinden sich 41,6 Prozent der brasilianischen Rinderherde in den Bundesstaaten, die das legale Amazonasgebiet bilden (Acre, Amapá, Amazonas, Mato Grosso, Pará, Rondônia, Roraima, Tocantins und Maranhão). Es gibt mehr als 89 Millionen Tiere und etwa 29 Millionen Menschen.

Nach aktuellen Angaben des brasilianischen Instituts für Geographie und Statistik (IBGE) gibt es im größten Land Südamerikas mehr als 214 Millionen Rinder, was über einem Tier pro Bürger des Landes entspricht (212 Millionen Menschen). Seit 1950 hat die Sorge um den Amazonas-Regenwald zugenommen und die Zunahme der Viehzucht im Amazonasgebiet – insbesondere in Fällen illegaler Abholzung – hat das Image des Sektors bei den Verbrauchern erschüttert. Das legale Amazonasgebiet entspricht 59 Prozent des brasilianischen Territoriums und war nach Angaben des Weltraumforschungsinstituts (Inpe) im September auf einer Fläche von 964 km² wegen Entwaldung in Alarmbereitschaft. Seit 2019 ist dieser Index im Wachstum begriffen.

Um den Konflikt zwischen Viehzucht und Entwaldung verringern zu können, ist die vollständige Umsetzung des brasilianischen Rückverfolgbarkeitsdienstes für die Produktionskette von Rindern (Sisbov) erforderlich. Dieses System des Landwirtschaftsministeriums überwacht alle Phasen der Viehzucht, vom Kalb bis zur Schlachtung. Eine Art „Ohrring“ zeigt, dass das Rind bei Sisbow, einem staatlichen Überwachungssystem für die Herkunft von Rindern, registriert wurde. Aktuell sind die Viehzüchter nicht verpflichtet, das System zu nutzen und die Industrie beklagt sich darüber, dass die Kosten für die Umsetzung zu hoch sind.

Die Feuerkrise im Amazonas im Jahr 2019 und die Boykottdrohung hat allerdings ein Thema aufgeworfen, das für die Erhaltung der Wälder und das Gleichgewicht mit der landwirtschaftlichen Tätigkeit wichtig ist: die Bezahlung von Umweltleistungen. Produzenten wollen zeigen, dass es möglich ist, Erhaltung und Viehzucht im Amazonasgebiet in Einklang zu bringen. Die Idee ist, dass ländliche Produzenten Geld von multinationalen Konzernen für die Erhaltung von Gebieten erhalten können. Große umweltverschmutzende Länder sollen Brasilien Geld zurückzahlen, wenn hochproduktive Gebiete für den Erhalt der Umwelt aufgegeben werden. Der Wald, der so wichtig für das Überleben des Planeten ist, muss einen Wert haben. Das Projekt, das sich mit dem Thema befasst, wird im Kongress als Antwort auf die durch die Brände verursachte Imagekrise vorangetrieben.

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