Während die Welt ihre Aufmerksamkeit auf den Schutz des Amazonas richtet plant die Regierung von Präsident Jair Messias Bolsonaro die Durchführung eines Projekts zum Bau einer neuen Straße im Herzen des Regenwaldes. Die Route würde durch ein Gebiet von integralem Schutz führen, den Serra do Divisor-Nationalpark (Parque Nacional Serra do Divisor) an der Grenze zu Peru. Eine Machbarkeitsstudie wird aktuell vom Nationalen Ministerium für Verkehrsinfrastruktur (Dnit) analysiert, einer mit dem Ministerium für Infrastruktur verbundenen Behörde. Ziel ist es, eine 152 Kilometer lange Straße von der Gemeinde Cruzeiro do Sul im Bundesstaat Acre bis zur brasilianischen Grenze zum Nachbarland Peru zu eröffnen. Auf peruanischer Seite würde das landgebundene Verkehrsbauwerk mit der Stadt Pucallpa verbunden sein (Hauptstadt der Region Ucayali).
Es gibt bereits eine andere Route zwischen Brasilien und Peru. Im Jahr 2010 wurde die Estrada do Pacífico fertiggestellt, beginnend in Rio Branco (AC), die den Zugang zur südlichen Region Perus ermöglicht. Aktuelle Analysen zeigen jedoch, dass der Warenfluss in der Region immer noch reduziert ist. Das neue Projekt muss sich allerdings noch mit Umweltproblemen befassen, beginnend mit den Auswirkungen auf drei indigene Gebiete. Zwei von ihnen – Terra Nukini und Terra Jaminawa do Igarapé Preto – sind 32 Kilometer von der geplanten Route entfernt. Das indigene Land der Poyanawa liegt nur 1,5 km von der geplanten Straße entfernt.
Wenn die direkten Auswirkungen auf die Ureinwohner behoben sind, muss das Dutzende von Flüssen überquerende Projekt eine Umweltgenehmigung erhalten. Danach muss noch eine letzte Etappe von weiteren 22 Kilometern gelöst werden: Durchqueren des Serra do Divisor-Nationalparks, eines Bundesschutzgebiets mit vollem Schutz in dem es bisher gesetzlich verboten ist, kleine oder mittlere Arbeiten jeglicher Art auszuführen. Studien vom Institut für Umwelt und erneuerbare natürliche Ressourcen (Ibama) und dem Chico Mendes Institut für Biodiversität (ICMBio) zeigen, dass die Park-Region als eines der Gebiete mit der größten Biodiversität im Amazonas gilt. Da der Bau einer Straße in diesem Gebiet verboten ist, befindet sich bereits ein Gesetzesentwurf im Kongress. Dadurch soll die Klassifizierung des Nationalparks geändert und ein Teil seines Territoriums in ein Umweltschutzgebiet (APA) umgewandelt werden. Dies wäre eine Möglichkeit, diesem Teil des Gebietes eine viel flexiblere Kategorie zu geben – damit die Traktoren vorrücken können.
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