„Mon Laferte“: Chiles Popsensation polarisiert

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Ihr neuestes Album "Seis" ist ihr bisher intimstes und mutigstes, behandelt komplexe Themen wie Frauenfeindlichkeit, Unterdrückung sowie Ungerechtigkeit und ist inspiriert von ihren eigenen Erfahrungen (Foto: MonLaferte)
Datum: 29. April 2021
Uhrzeit: 16:44 Uhr
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Die chilenische Sängerin und Songwriterin Norma Monserrat Bustamante Laferte „Mon Laferte“ ist die derzeit weltweit meistgehörte chilenische Künstlerin bei „Spotify“. Chiles größter Pop-Export ist dafür bekannt, dass sie ihre Meinung sagt und dafür viel auf sich nimmt. Ihr neuestes Album „Seis“ ist ihr bisher intimstes und mutigstes, behandelt komplexe Themen wie Frauenfeindlichkeit, Unterdrückung sowie Ungerechtigkeit und ist inspiriert von ihren eigenen Erfahrungen. Es kommt zu einer Zeit, in der Laferte mehr als zu jedem anderen Zeitpunkt ihrer Karriere zu einer polarisierenden Figur in Lateinamerika geworden ist. Die dreifache Latin-Grammy-Preisträgerin scheut sich nicht, ihre eher konservativen Fans zu verärgern, indem sie sich für Frauenrechte einsetzt und institutionalisierten Missbrauch anprangert.

Bei den Latin Grammys 2019 malte sie „In Chile foltern, vergewaltigen und töten sie“ auf ihre entblößten Brüste, um Menschenrechtsverletzungen anzuprangern – nachdem Proteste gegen Ungleichheit, Gesundheitsversorgung und Bildung gewaltsam unterdrückt worden waren. Tausende von Zivilisten wurden verletzt, darunter Hunderte, die durch Polizeiwaffen ein Augentrauma erlitten und Dutzende wurden getötet. Die 37-Jährige schlug sich auf die Seite einer Protestbewegung und schloss sich den Demonstartionen an: „Ich komme aus einem armen Viertel in Chile“, erklärte sie. „Da gibt es nicht viele Möglichkeiten.“

Etwa zur gleichen Zeit ging die chilenische Polizei gerichtlich gegen sie vor. „Mon Laferte“ hatte in einem Interview behauptet, die Streitkräfte seien an Brandstiftungen und Plünderungen während der Unruhen beteiligt. Sie reagierte auf die Anklage, die später fallen gelassen wurde, während sie als Headliner eines im Fernsehen übertragenen Festivals auftrat: „Wenn sie mich verhaften wollen, weil ich sage was ich denke, sollen sie mich verhaften“, verkündete sie. Ihr Konzert machte Schlagzeilen wegen seiner politischen Ouvertüre. Sie zeigte sich solidarisch mit den Opfern von Polizeigewalt und prangerte an, wie der Staat versucht hatte sie zum Schweigen zu bringen. Die Menge jubelte ihr mit populären Protestgesängen zu. Wenn dies Lafertes kumulativer Showdown mit dem Staat war, dann war sie diejenige, die erhobenen Hauptes davonging.

Weniger als einen Monat später wurde sie allerdings zum Schweigen gezwungen – nicht von den chilenischen Behörden, sondern von der Corona-Pandemie. „Seis“ wurde in der Isolation der Quarantäne geschrieben. Laferte verbrachte ihre Tage zu Hause im ruhigen Bergdorf Tepoztlán in Mexiko, begleitet von nichts anderem als der schroffen Stimme der beliebten mexikanischen Sängerin Chavela Vargas, die eine Flasche Tequila trank und Gitarre spielte. „Ich denke die Pandemie hat dazu geführt, dass viele Menschen zu Hause geblieben sind, um Alben zu hören und sich die Zeit genommen haben, sie mehr zu genießen“, sagte Laferte, die seit vierzehn Jahren in Mexiko lebt. Es ist das erste Album, das Laferte seit den chilenischen Protesten veröffentlicht hat und sie zitiert Vargas als ihre Hauptinspiration: „Ich hatte immer eine Verbindung zu ihr gespürt.“

Vargas, die 2012 im Alter von 93 Jahren verstarb, war eine revolutionäre Persönlichkeit, die in den 1950er Jahren berühmt wurde. Bekannt für ihre umfassenden Interpretationen traditioneller mexikanischer Ranchera-Balladen, sang sie mit atemberaubender Emotion und verwebte reflektierende Stille mit dramatischen Höhepunkten. Ihre Lieder von Liebe und Herzschmerz waren bewusst an Frauen gerichtet und mit 81 Jahren trat sie öffentlich als Lesbe auf. „Ich habe ihre Einsamkeit geschätzt“, erklärt Laferte und bezeichnet die Stille in Vargas ‚Liedern als „Momente der Meditation“. Die Single „Que se sepa nuestro amor“ (Lass unsere Liebe bekannt werden) thematisiert die Freiheit zu lieben, unkonventionell und offen. Laferte, die es vorzieht ihre Sexualität nicht zu etikettieren, beteuert lässig: „Ich kann jeden lieben und begehren“. Sie glaubt, dass es immer noch einen starken Druck gibt, konventionell zu lieben, „besonders in diesem Teil der Welt“ – womit sie sich auf Lateinamerika bezieht, wo der katholische Glaube immer noch sehr einflussreich ist.

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