Forscher der französisch-brasilianischen Archäologie-Mission in Piauí (Bundesstaat im Nordosten) haben ein 24.000 Jahre altes Steinwerkzeug entdeckt, das möglicherweise die bisherigen Vorstellungen über die Ankunft des modernen Menschen in Südamerika verändert. Der Fund gehört zu den 2.200 Artefakten, die im Tal „Vale da Pedra Furada“ gefunden wurden, einer archäologischen Stätte im Nationalpark „Serra da Capivara“. Die Ergebnisse wurden im März in der wissenschaftlichen Zeitschrift „PLOS ONE“ festgehalten, obwohl die Ausgrabungen 2016 stattfanden. Das internationale Team arbeitet bereits seit zehn Jahren an der Erforschung von Dutzenden von archäologischen Stätten im nordöstlichen Park.
Das an der Fundstelle gefundene Steinwerkzeug misst 21 mal 18,5 Zentimeter und ist 2,9 Zentimeter dick. Er wurde aus einer Gesteinsart namens „schluffiger Sandstein“ hergestellt. Das Rohmaterial ist ungewöhnlich, wenn man es mit anderen gefundenen Artefakten vergleicht, die aus Quarz oder Quarzit bestehen. Darüber hinaus wurde das Objekt mit Techniken bearbeitet, die in paläoamerikanischen Ausgrabungsstätten bisher unbekannt waren. Die Entdeckung ist deshalb ein Zeichen dafür, dass es eine menschliche Besiedlung in Südamerika früher als bisher angenommen gab, nämlich während des klimageschichtlichen Abschnitts „Letzteiszeitliches Maximum“ (Last Glacial Maximum) vor etwa 26.000 Jahren.
Die neuen Informationen widersprechen der heute meist akzeptierten Theorie, dass der Homo Sapiens erst in jüngerer Zeit, während der Nacheiszeit, auf den südamerikanischen Kontinent kam. Außerdem ist der Fund einer der ältesten urzeitlichen in Südamerika. Laut Eric Boëda, einem der Forschungsleiter, bleibt die Funktion des Werkzeugs immer noch rätselhaft. „Vielleicht ist es ein einfacher Gebrauchsgegenstand oder, was wahrscheinlicher ist, ein Gegenstand mit einer symbolischen Funktion. Dies würde gleichzeitig seine Einzigartigkeit unter den Werkzeugsätzen der archäologischen Schicht erklären, zu der es gehört und die Tatsache, dass wir es nicht in anderen Schichten anderer Fundorte gefunden haben“, analysiert er in einer Erklärung.
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