Hunderttausende haben in Brasilien am Sonntagnachmittag den Einzug der brasilianischen Fussball-Nationalmannschaft ins Achtelfinale der Fussball-WM 2010 in Südafrika gefeiert. Die Seleção bezwang in ihrem zweiten Gruppenspiel die Auswahl der Elfenbeinküste mit 3:1 (1:0) und konnte sich damit zum fünften Mal in Folge vor dem letzten Gruppenspiel für die Runde der letzten 16 qualifizieren. In der abschließenden Begegnung der Vorrunde am kommenden Freitag geht es für den Rekordweltmeister lediglich noch um den Sieg in der Gruppe G.
Die Tore für die Seleção erzielten Luis Fabiano in der 25. und 51. Minute sowie Elano in der 62. Minute. Für den Anschlusstreffer der „République de Côte d’Ivoire“ sorgte Didier Drogba in der 78. Minute. Die vier Treffer waren gleichzeitig die einsamen Höhepunkte in einer durchwachsenen Begegnung, die am Ende von brutalen Fouls und Rangeleien gekennzeichnet war. Die 84.455 Zuschauer im Soccer City Stadium in Johannesburg sahen jedoch zunächst eine eher langweile Partie mit vielen Fehlpässen und Abstimmungsschwierigkeiten. Erst nach rund 20 Minuten hatten beide Teams einigermaßen ihr Spiel gefunden, wobei Brasilien versuchte, das Geschehen auf dem Rasen zu dominieren.
Die erste grosse Chance für die Seleção mündete dann auch direkt in den 1:0 Führungstreffer. Nach einem Steilpass von Kaká hämmerte „O Fabuloso“ (der Fabelhafte) den Ball aus 15 Meter unter die Latte, sein erlösender Schrei nach sechs torlosen Spielen sprachen Bände. Trotz der Führung zur Halbzeit konnte Trainer Dunga jedoch keineswegs mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden sein, die er in identischer Aufstellung wie bei Auftaktspiel gegen Nordkorea auf den Platz geschickt hatte.
„Wenn einmal der Bann gebrochen ist, dann läuft alles von alleine“ erklärte Luis Fabiano nach Spielende seinen zweiten Treffer der Partie. In der 55. Minute hatte er ähnlich wie Pelé 1958, leider jedoch mit Hilfe seines Armes den Ball über drei Gegenspieler gelupft und aus zehn Metern den WM-Ball Jabulani im Netz versenkt. Die Frage des schwachen Unparteiischen aus Frankreich nach einem Handspiel wies er direkt von sich, gegenüber Journalisten sprach er später dann allerdings von einer „heiligen Hand Gottes“.
Sehenswert war auch das 3:0 von Elano nach Zuspiel von Kaká, der sich damit nach seiner enttäuschenden Vorstellung im Spiel gegen Nordkorea extrem gesteigert hatte und die Vorlage für zwei Tore lieferte. Zwei Minuten vor Spielende wurde sein perfekter Fussballabend jedoch durch ein vermutlich zu harte Entscheidung jäh zerstört. Nach zahlreichen Fouls an den brasilianischen Spielern und endlosen Provokationen der Ivorer hatte sich der Mittelfeldstratege ereifert und einen gegnerischen Spieler weggestossen und dafür die gelbe Karte gesehen. Nur wenige Minuten später erfolgte nach Meinung des Unparteiischen abermals eine unsportliche Aktion des Profis von Real Madrid, die er daher konsequent mit Gelb-Rot ahndete. Trainer Carlos Dunga muss sich nun für das kommende Spiel einen Ersatz für den Mittelfeldstrategen mit der Rückennummer 10 suchen.
Das Ergebnis korrigierte der beim FC Chelsea unter Vertrag stehende Topstar der Ivorer, Didier Dogbra, in der 78. Minute mit einem sehenswerten Kopfballtreffer zum 3:1. Der brasilianische Keeper Julio Cesar stand dem erstmals von Beginn an spielenden Superstar, der nach einem Bruch erst vor wenigen Tagen am Ellenbogen operiert wurde, völlig machtlos gegenüber. Zuvor hatte sich eine riesige Lücke in der Abwehr der Seleção aufgetan, die vermutlich auf die Abseitsfalle spekuliert hatte, in die der Torjäger jedoch nicht hinein tappte.
Bei den Fans in Brasilien war der Ärger über die inakzeptable Leistung des Schiedsrichtergespanns und die groben Fouls der Afrikaner mit dem Schlusspfiff vergessen. Ihre Seleção hatte mit 3:1 gesiegt und steht nunmehr im Achtelfinale. Damit ist Brasilien wie erwartet dem 6. Titelgewinn abermals ein Stück näher gekommen. Ob an der Copacabana in Rio de Janeiro, in São Paulo, Manaus, Recife, Salvador da Bahia oder Belo Horizonte – in allen grossen Metropolen des Landes hatten sich Zehntausende an zentralen Plätzen oder am Strand eingefunden um gemeinsam beim Public Viewing den mittlerweile fünffachen Weltmeister anzufeuern.
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