Wegen der Corona-Pandemie hat der in ganz Lateinamerika bekannte Künstler Eduardo Srur große Arbeiten und Aufträge in der Stadt São Paulo zurückgestellt und sich für ein Jahr in seinem Atelier eingeschlossen. Er begann berühmte Gemälde von Cézanne, Van Gogh, Monet und Tarsila zu malen, wobei er einen seltsam realistischen Effekt erzielte – ohne Farbe oder einen Pinsel zu benutzen. Sein magisches Material sind einfach Abertausende von Plastiktüten, die er in einer im Jahr 2019 entwickelten Technik verarbeitet. Die Werkreihe „Natureza Plástica“, in Anlehnung an die Klassiker des „Stilllebens“, hat bereits „Mona Lisa (nach Leonardo da Vinci)“, „Der Schrei (nach Edvard Munch)“ und „Abaporu (nach Tarsila)“ hervorgebracht. „Es ist eine Provokation: Was man wegwirft und keinen Wert hat, verwandle ich in ein Gemälde. Ich kann mich nicht an die Narkose der Gesellschaft gegenüber der Umwelt anpassen. Wie die Menschen Plastik zu Tausenden benutzen und wegwerfen“, so der Künstler aus São Paulo. „Ich habe Werke verwendet, die zum populären Imaginären gehören, die die Leute kennen, die eine Affinität haben. Und wenn sie sich nähern, sind sie von dem Kunststoff überrascht.“
Srur sieht die neue Serie als natürliche Erweiterung seiner Umweltinterventionen, wie die Dutzende von bunten Kajaks, die er 2006 in den schmutzigen Gewässern des Pinheiros-Flusses treiben ließ oder den 40-Meter-Fisch, den er 2019 im Tietê zu Wasser ließ. „Kunst bringt geistigen Sauerstoff, eine Möglichkeit der rettenden Wahrnehmung. Ich möchte den Blick in gewisser Weise provozieren und die Person dazu bringen, sich in diesem Moment wieder zu verbinden, wenn sie im städtischen Raum, auf Plätzen, Flüssen, Brücken überrascht wird“, erklärt Srur, der etwa zwanzig seiner Werke permanent in der ganzen Stadt verstreut hat, wie zum Beispiel drei riesige Einkaufswagen, eine Kritik am übersteigerten Konsumverhalten.
Die aus Plastik entstandenen Gemälde haben die gleiche Größe wie das Originalwerk und einen ähnlichen Rahmen. Jeder Auftrag dauert einen Monat und verwendet Hunderte von Plastiktüten, die an verschiedenen Orten wie Straßen, Flussufern, Geschäften und Genossenschaften gesammelt wurden. Sie werden mit Hilfe ungewöhnlicher Werkzeuge wie einer Zahnpinzette verdichtet und aufgetragen. „Plastik hat in meinem Leben eine neue Bedeutung bekommen. Ich kann keine weggeworfene Tasche/Tüte mehr auf dem Boden sehen, die ich nicht aufhebe und Kunstwerke daraus herstelle. Plastik hat mich immer sehr gestört. Ich bin ein Surfer, ich mag den Strand, wenn ich Plastik im Meer schwimmen oder im Sand sehe, muss ich es einsammeln“, bekräftigt der Künstler.
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