Die Ecuadorianerin Matilde Hidalgo Navarro de Procel war eine Pionierin auf allen Gebieten. Sie war die erste Ecuadorianerin, die das Abitur machte, die erste Frau, die in Ecuador ein Medizinstudium aufnahm und abschloss und die erste Frau, die bei Präsidentschaftswahlen ihre Stimme abgab und ebenfalls die erste weibliche Person, die in einen ecuadorianischen Kantonsrat und in das nationale Parlament gewählt wurde. Ihr Vermächtnis ist immer noch präsent in den Frauenführungsprogrammen, die ihre Urgroßnichte Jodie Padilla ihr zu Ehren durchführt. „Bei Team Matilde retten wir das Vermächtnis von Matilde Hidalgo durch die Ausbildung der zukünftigen Pioniere und Führungskräfte des Landes, denn Frauen müssen wissen, dass sie alles erreichen können. Wir brauchen einen Anstoß, ein Training, eine Selbstanalyse um die Stärken zu sehen, denn wir sind gesellschaftlich sehr darauf fokussiert, unsere Schwächen zu sehen“, erklärt Padilla gegenüber „Efeminista“, einer Plattform zur Förderung echter Gleichberechtigung, Stärkung der Frauen und ihrer Beteiligung in allen Bereichen. „Efeminista“ hatte es 2019 geschafft, dass das Parlament von Ecuador den 9. Juni eines jeden Jahres zum „Nationalen Tag der Frauenstimme“ erklärte. Laut der Urgroßnichte der Pionierin wurde dieser Tag gewählt, weil es der 9. Juni 1924 war, der Matilde die Ausübung des Wahlrechts und folglich für alle Frauen in Ecuador ermöglichte.
Matilde Hidalgo wuchs in einer liberalen Familie auf, was für die damalige Zeit ungewöhnlich war. Abgesehen davon, dass sie ein träumerisches und visionäres Kind war, wuchs sie in einem Kreis auf in dem man ihr nicht sagte: Das kannst du nicht, sondern ihr vielmehr erklärte, dass es immer einen Ausweg gibt und sie voll und ganz unterstützte. Nachdem sie ihren Schulabschluss in einer reinen Männerschule absolvierte und ihr Medizinstudium abgeschlossen hatte, entschied sich Matilde Hidalgo trotz der Machohindernisse der damaligen Zeit weiter zu gehen, indem sie für die Registrierung zu den nationalen Wahlen im Mai 1924 kämpfte. Am 10. Mai bat Matilde darum als Wählerin registriert zu werden, aber ihr Antrag wurde zunächst abgelehnt, weil dies bis dahin ein Privileg nur für Männer war. „Sie kam in Begleitung ihres Mannes, Fernando Prócel, einem Doktor der Jurisprudenz und trug angesichts der Ignoranz und Frauenfeindlichkeit ihrer Interpellanten ein unbestreitbares Argument vor: In der Verfassung, in der die Voraussetzungen für die Ausübung des Wahlrechts festgelegt waren, war es kein Hindernis eine Frau zu sein“, schreibt Padilla in einem Artikel, den sie zum Gedenken an den ersten Tag des Frauenwahlrechts im Jahr 2020 schrieb.
Padilla glaubt jedoch, dass Ecuador Matilde nicht den Platz in der Geschichte gegeben hat, den ihre Großtante verdient. Ein Beispiel dafür sei, dass, wenn man vor ein paar Jahren im Internet nach Informationen über sie suchte, „es fast nichts gab.“ Deshalb beschloss sie 2017, „Team Matilde“ zu gründen, eine weibliche Führungsplattform, die ihr Vermächtnis der Überwindung und des Kampfes für Gleichberechtigung am Leben erhalten will. „Es gibt immer noch Kämpfe, die nicht vorbei sind und ich möchte, dass sich die Frauen als Ecuadorianerinnen identifiziert fühlen“, erwähnt sie. „Was wir anbieten sind kostenlose Trainings hauptsächlich für Frauen, damit sie ein Führungsprofil entwickeln können. Es gibt immer noch viele mentale Barrieren, die Frauen davon abhalten, Führungskräfte zu werden und das wollen wir ändern“, betont sie. Padilla ist Ingenieurin für Marketing und hat einen Postgraduierten-Abschluss in Innovation und Entwicklung. Sie ist auch das erste ecuadorianische Mitglied des „Gender Parity and Innovation Network“ des Weltwirtschaftsforums.
Leider kein Kommentar vorhanden!