Die Brasilianerin Maria Fernanda dos Santos Mota hat in einer Frucht aus dem Amazonasgebiet einen nachhaltigen Ersatz für Palmöl gefunden. Der übermäßige Verzehr des aus den Früchten der Ölpalme gewonnenen Pflanzenöls hat zur Zerstörung der Tropenwälder und einer Ausweitung der Plantagen geführt und bedroht das Überleben der Orang-Utan-Populationen auf der Welt. Die Forschungsergebnisse der Doktorandin an der Bundesuniversität von Rio de Janeiro „Universidade Federal do Rio de Janeiro“ (UFRJ) wurden auf der Konferenz „Tomorrows Desirable“ an der UFRJ vorgestellt. In einem Interview erklärte Maria Fernanda am Mittwoch (16.), dass die Tucumã die gleichen Eigenschaften hat wie Palmöl, das auch als Dendê- oder Olivenöl bekannt ist: „Bei einer bestimmten Temperatur zerfällt dieses Öl (aus der Tucumã) und bildet eine flüssigere Fraktion, die wir Oleína nennen und in eine festere Fraktion namens Estearina“. Ihr zufolge werden die schwereren Fraktionen als Ersatz für hydriertes Pflanzenfett verwendet.
Seit den 2000er Jahren ist Palmöl das weltweit am meisten konsumierte Öl und die große Nachfrage hat zu ernsthaften Umweltproblemen geführt. Dies besonders in Malaysia und Indonesien, wo Regenwälder zerstört und immer mehr Palmen gepflanzt werden, um mehr Öl zu haben. Diese beiden Länder sind für siebenundachtzig Prozent des weltweit verbrauchten Produkts verantwortlich. Brasilien ist verantwortlich für 0,5 Prozent des gesamten Palmöls, das auf dem Planeten gewonnen wird und die Plantagen befinden sich fast alle im Bundesstaat Bahia. Laut Maria Fernanda gibt es keine Risiken bei der Ausbeutung der Tucumã, da es sich um eine Palme handelt, die spontan in Gebieten mit natürlicher Regeneration vorkommt. Die Idee ist nicht, das Palmöl vollständig durch das Tucumãaöl zu ersetzen, sondern eine weitere Alternative zu haben, auch für Produkte, die nachhaltiger und funktionaler sind, da das Tucumãöl im Vergleich zum Palmöl reicher an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist. Es hat also auch einen gesundheitlichen Nutzen.
Die stärkste Tucumãpflanzung in Brasilien befindet sich im Amazonasgebiet, im Agroforstsystem. „Es sind Kleinproduzenten im Amazonasgebiet, die Tucuma anbauen, extrahieren, verkaufen und in Kooperativen organisiert sind. Das System ist gut organisiert und hilft, die Waldrodung zu verhindern, weil man die Früchte zu etwas Rentablem macht im Vergleich zu einigen anderen Dingen, die die lokale Waldrodung benötigen. Die Fraktionierung des unraffinierten Tucumãöls wurde an der UFRJ durchgeführt, während der Teil der Fraktionsanalyse in einem Speziallabor an der Monash University in Australien entwickelt wurde. Dies geschah im Rahmen des Institutionellen Programms für Internationalisierung (PrInt), das von der Koordination für die Verbesserung des Hochschulpersonals (Capes) ins Leben gerufen wurde und an dem Maria Fernanda teilnahm. Eine andere Forschung, die an der UFRJ entwickelt wird, sucht die Verwendung von Tucumã für die Herstellung von Keksen. Maria Fernanda glaubt, dass die Fraktionierung von Tucumaö in eine dem Palmöl ähnliche Kette ein erster Schritt zu neuen Forschungen ist, die zeigen, wie es in industriell hergestellten Lebensmitteln verwendet werden kann.
Tucumaöl wird von der Lebensmittelindustrie in Brasilien noch wenig genutzt. Das Produkt wird eher in der Kosmetik verwendet, insbesondere Tucumabutter. Es gibt auch Forschungen zur Verwendung bei der Herstellung von Biodiesel. „Ich sehe ein Öl, das reich an funktionellen Eigenschaften ist. Es ist reich an Carotinoiden, an Antioxidantien, reich an den sogenannten guten Fetten. Wenn wir so ein Öl sehen, denken wir eher an die Nahrungsmittelproduktion als an Biokraftstoffe“, versichert Maria Fernanda.
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