Amazonas: Mehr als 10.000 Arten vom Aussterben bedroht

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Ein Gesetzesentwurf, der kommerzielle Landwirtschaft und Bergbau in geschützten Stammesreservaten in Brasilien erlaubt, ist Ende Juni im Kongress angenommen worden (Foto: Funai)
Datum: 16. Juli 2021
Uhrzeit: 06:59 Uhr
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Autor: Redaktion
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Mehr als 10.000 Pflanzen- und Tierarten sind aufgrund der Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes, von dem bereits fünfunddreißig Prozent abgeholzt oder degradiert wurden, stark vom Aussterben bedroht. Dies geht aus dem Entwurf eines bahnbrechenden wissenschaftlichen Berichts hervor, der am Mittwoch (14.) veröffentlicht wurde. Der vom „Scientific Panel for Amazonia“ (SPA) erstellte Bericht mit dreiunddreißig Kapiteln fasst die Forschungsergebnisse von zweihundert Wissenschaftlern aus der ganzen Welt über den größten Regenwald der Erde zusammen. Es ist die bisher detaillierteste Bewertung des Zustands des Regenwaldes und verdeutlicht sowohl die lebenswichtige Rolle, die der Amazonas für das globale Klima spielt, als auch die tiefgreifenden Risiken, denen er ausgesetzt ist. Die Reduzierung der Entwaldung und Walddegradierung auf Null in weniger als einem Jahrzehnt „ist entscheidend“, so der Bericht, der auch eine massive Wiederherstellung bereits zerstörter Gebiete fordert.

Der Regenwald ist ein wichtiges Bollwerk gegen den Klimawandel, sowohl für den Kohlenstoff, den er absorbiert, als auch für den Kohlenstoff, den er speichert. Dem Bericht zufolge enthält der Boden und die Vegetation des Amazonas etwa zweihundert Milliarden Tonnen Kohlenstoff, mehr als das Fünffache der jährlichen CO2-Emissionen der Welt. Darüber hinaus gefährdet die fortgesetzte Zerstörung durch menschliche Eingriffe im Amazonasgebiet mehr als achttausend endemische Pflanzen und zweitausenddreihundert Tiere, so der Bericht weiter. Die Wissenschaft zeigt, dass die Menschheit aufgrund mehrerer Krisen, wie dem Klimawandel und dem Rückgang der biologischen Vielfalt, mit potenziell irreversiblen und katastrophalen Risiken konfrontiert ist. „Es gibt ein kleines Zeitfenster, um diese Entwicklung zu ändern. Das Schicksal des Amazonas ist grundlegend für die Lösung der globalen Krisen“, erklärt die Professorin Mercedes Bustamante von der Universität Brasilia.

In Brasilien ist die Abholzung der Wälder seit dem Amtsantritt des rechtsgerichteten Präsidenten Jair Messias Bolsonaro im Jahr 2019 sprunghaft angestiegen und hat im vergangenen Jahr ein Zwölf-Jahres-Hoch erreicht, was zu einem internationalen Aufschrei bei ausländischen Regierungen und in der Öffentlichkeit führte. Bolsonaro hat Bergbau und Landwirtschaft in geschützten Gebieten des Amazonas gefordert und die Umweltbehörden geschwächt, was laut Umweltschützern und Wissenschaftlern direkt zu einer zunehmenden Zerstörung geführt hat. Das benachbarte Kolumbien berichtete vor einer Woche, dass die Abholzung im Jahr 2020 um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen hat und 171.685 Hektar erreichte, wobei fast vierundsechzig Prozent der Zerstörung im Amazonasgebiet des Landes stattfand. Während einer Podiumsdiskussion beklagte der ehemalige kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos den fehlenden politischen Willen in den Amazonasländern, die Probleme des Regenwaldes anzugehen.

„Unglücklicherweise sieht man im Moment in Lateinamerika und besonders in diesen acht Ländern (…) keine politische Führung, man sieht keinen dieser Präsidenten, der die Führung übernimmt“, so Santos und bezog sich auf die Länder, die an den Regenwald grenzen. Dem Bericht zufolge sind bereits achtzehn Prozent des Amazonasbeckens abgeholzt, meist für die Landwirtschaft und illegales Holz. Weitere siebzehn Prozent wurden abgebaut. Eine fortgesetzte Zerstörung kann die Fähigkeit des Regenwaldes, als Kohlenstoffsenke zu fungieren, gefährden, mit potenziell verheerenden Folgen für den globalen Klimawandel.

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