Die Künstlerin Sandra de la Horra ist heute mit dem renommierten Hans-Theo-Richter-Preis der Sächsischen Akademie der Künste geehrt worden, als „eine der bemerkenswertesten Zeichnerinnen der Gegenwart“. Die Zeremonie der Preisverleihung fand im Dresdner Kupferstichkabinett statt und war zugleich die Eröffnung der Ausstellung „Geheimnis umhüllte Welt“ mit den Werken der in Berlin lebenden Künstlerin. Die Preisjury urteilte: “Sandra de la Horras eigenständige, zutiefst poetische Bildwelt entwächst dem persönlichen Erleben“. Ihr Werk wurzele in Traditionen und Mythen ihrer chilenischen Herkunft und schöpfe ebenso aus Quellen der europäischen Kulturgeschichte.
Sandra de la Horra kommt gebürtig aus Viña del Mar.Ihre Familie hat auch spanische Wurzeln. Der Namensteil „de la Horra“ lässt sich bis zum spanischen Adel des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen. Ihr Großvater stammte aus der Region Burgos (San Martín de Rubiales) und floh in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts – nach dem Spanischen Bürgerkrieg und der Machtergreifung Francos – aus dem südfranzösischen Toulouse mit dem Schiff nach Brasilien. Sandras künstlerische Neugier erwachte bereits in der Kindheit. Im Alter von zwölf Jahren erhielt sie die Möglichkeit, die Schule für schöne Künste (EBAV) in Valparaíso zu besuchen. Später studierte sie in Viña del Mar visuelle Kommunikation.
Inzwischen lebt de la Horra seit vielen Jahren in Deutschland. Zunächst absolvierte sie ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie, unter anderem bei Jannis Kounellis und Rosemarie Trockel. Während dieser Zeit befasste sie sich auch eingehend mit dem Werk von Joseph Beuys. Es folgte ein Postgraduiertenstudium an der Kölner Medienhochschule HMKW mit Schwerpunkt Film und Fotografie. Sandra de la Horra gewann schon verschiedene internationale Preise. Ihre Werke sind in bedeutenden Sammlungen vertreten, wie etwa MOMA in New York (Museum of Modern Art) oder Centre Pompidou in Paris. Ihre außergewöhnlichen, teils großformatigen Bleistift- und Farbstiftzeichnungen, die anschließend in Wachs getaucht werden, aber auch Skulpturen, drehen sich um spirituelle Suche, um die Grundfragen des Lebens, also archetypische Themen wie Angst, Identität, Tod und Weiblichkeit. Sie verwendet Motive aus dem Glauben, Aberglauben und aus Märchen.
Während ihrer Zeit in Köln arbeitete Sandra de la Horra als Kunsterzieherin und unterrichtete Häftlinge in einem Hochsicherheitsgefängnis. Auf Kuba und in Spanien studierte sie die „Santería“, den sogenannten „Weg der Heiligen“ des Yoruba – einer Naturreligion, die mit den afrikanischen Sklaven in die Karibik kam. Aber auch Biologie und Wissenschaft sind für Sandra de la Horra interessante Forschungsgebiete. Sie nimmt die Perspektive einer anthropologischen Beobachterin ein, um mit einem anderen, neuen Blick die menschlichen Ambitionen und Abgründe erforschen und porträtieren zu können.
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