Die brasilianische Behörde für indigene Angelegenheiten „Funai“ (Fundação Nacional do Índio) hat am Freitag (17.) eine Schutzanordnung für ein 242.500 Hektar großes Gebiet im westlichen Bundesstaat Mato Grosso verlängert. Der erneuerte Schutz gilt jedoch nur für sechs Monate, im Gegensatz zu den dreijährigen Verlängerungen, die dem Gebiet seit 2008 gewährt wurden. Das Schicksal der dort lebenden Piripkura ist unter Präsident Jair Messias Bolsonaro zu einem Prüfstein für die Rechte indigener Völker geworden. Das Staatsoberhaupt der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas hat die Reservate dafür kritisiert, dass sie zu viel Land an zu wenige Menschen vergeben und die Ausweitung von Bergbau und Landwirtschaft blockieren.
Die Befürworter indigener Rechte hatten auf eine dreijährige Verlängerung gedrängt, wie bei früheren Vorgehensweisen. Die Menschenrechtsorganisation „Survival International“ bezeichnete die Verlängerung als einen Aufschub“ der Regierung, um die Reaktionen abzuwarten, bevor der Schutz ganz aufgehoben wird. „Wir sind immer noch zutiefst besorgt, da die Zukunft der Piripkura immer noch in der Schwebe hängt, während die Landräuber um sie herum kreisen und bereit sind, in die Reservate einzudringen“, so Fiona Watson, Direktorin für Forschung und Interessenvertretung bei „Survival International“.
Die brasilianische Staatsanwaltschaft drängte die Regierung, die auslaufenden Schutzanordnungen für vier Gruppen indigener Völker zu verlängern. Nach ihren Worten ist Brasilien das südamerikanische Land mit der größten Anzahl von indigenen Menschen, die freiwillig in Isolation leben (Einhundertvierzehn Gruppen/Stämme). Bundesstaatsanwalt Ricardo Pael, der sich um eine gerichtlich angeordnete Verlängerung in Mato Grosso bemüht hat, sagte, dass diese verlängert werden sollte, bis „Funai“ eine endgültige Entscheidung über die Anerkennung der Piripkura als offizielles Stammesreservat getroffen hat.
Die Piripkura wurden in den letzten Jahren nur bei sporadischen Begegnungen mit Funai-Mitarbeitern gesehen. Unrasiert, langhaarig und nackt verschwinden sie schnell wieder in den Wäldern, in denen vermutlich noch andere Piripkura leben. Im Juli erwirkte Pael eine gerichtliche Verfügung zur Vertreibung der Bauern aus dem Piripkura-Land, dem am stärksten abgeholzten Gebiet aller isolierten oder kürzlich kontaktierten Amazonasvölker. Die Polizei hat die Anordnung allerdings noch nicht umgesetzt. Anthropologen vertreten die Meinung, dass die unkontaktierten Stämme des Amazonas ohne ihr Land nicht überleben können und zunehmend mit bewaffneten Eindringlingen konfrontiert sind, die an Wilderei, Landwirtschaft und Bergbau in ihrem Gebiet interessiert sind.
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