Lateinamerika ist für viele unterschiedliche Dinge und Sehenswürdigkeiten bekannt. Allerdings denkt man vielleicht nicht unbedingt zuerst an Rohstoffe, wenn man an die Länder Lateinamerikas denkt. Dabei ist Lateinamerika der größte Lieferant von Rohstoffen, die an der Börse gehandelt werden. Aber woran liegt dies und welchen Einfluss hat diese Situation auf die Länder der Region? Dieser Frage sind wir nachgegangen und präsentieren im Folgenden einige faszinierende Fakten, die man über Lateinamerika wissen sollte.
Die Rohstoffpreise sind in den letzten Monaten in die Höhe geschossen. So sind zum Beispiel Uran Aktien zuletzt innerhalb eines Jahre um 250% im Wert gestiegen. Eine Region der Welt, die davon am meisten profitiert ist Lateinamerika. Denn hier gibt es einige der größten Vorkommen an Rohstoffen. Sieht man sich Süd- und Lateinamerika an, dann sind es vor allem Brasilien, Chile, Peru und Venezuela die an dem Rohstoff-Boom beteiligt sind. So gilt Venezuela zum Beispiel als Land mit den weltweit größten Ölreserven. Man geht von knapp 300 Milliarden Barrel an Öl aus. Die Orinoco-Region ist das Gebiet, in dem die meisten Ölreserven des Landes lagern. Allerdings hat das kleine Land noch immer Schwierigkeiten damit, diesen Schatz bestmöglich zu heben. Dies führt dazu, dass Venezuela im Vergleich zu anderen Ölstaaten nur bedingt vom aktuell hohen Ölpreis profitiert.
Brasilien fördert knapp 17% der weltweiten Eisenerze, Chile rund 28% von Kupfer und auch Peru ist mit 11% bei der jährlichen Kupferförderung dabei. Dies sind nur einige der Beispiele, die zeigen, wie sehr Lateinamerika von seinen Rohstoffen abhängig ist. Die Rohstoffe sind also durchaus ein Segen und ein Fluch für die Länder Mittel- und Südamerikas. Der Anteil der Rohstoffindustrie am Bruttosozialprodukt der einzelnen Ländern ist riesig. Diese Abhängigkeit ist aktuell sicherlich ein Vorteil. Denn die Nachfrage nach Rohstoffen auf dem Weltmarkt ist im Moment so hoch wie selten zuvor. Davon profitieren in erste Linie die Minenkonzerne, die die Rohstoffe ans Tageslicht bringen. Und auch die Regierungen der einzelnen Länder profitieren von dem aktuellen Trend. Es profitiert auch jeder Aktionär, der Aktien an den Minenunternehmen hält. Denn das Geschäft läuft hervorragend. Allerdings muss man feststellen, dass die Bevölkerungen in den jeweiligen Ländern nicht unbedingt zu den Profiteuren gehören. Eine gewisse positive Entwicklung kann man zwar feststellen. Zumindest wenn man ganz genau hinschaut. Aber beim kleinen Mann kommt von dem Boom auf dem Rohstoffmarkt relativ wenig an. Vor allem, wenn man die Gehälter der Minenarbeiter raus rechnet.
Daraus ergibt sich die Frage, was passiert wenn die Nachfrage nach Rohstoffen nachlässt? Bei der Abhängigkeit von Rohstoffen muss man sich diese Frage durchaus stellen. Auch weil viele Länder von einigen wenigen oder teilweise sogar nur von einem bestimmten Rohstoff abhängig sind. Nur Brasilien verfügt im Grunde über einen guten Mix aus Rohstoffen, die man fördern kann. Venezuela, Kolumbien und Ecuador sind abhängig von Öl und Energieprodukten und Chile und Peru sind extrem stark abhängig von ihren jeweiligen Minen. Schaut man sich die Rohstoffpreise und das Wirtschaftswachstum in Lateinamerika an, dann kommt man zu einem klaren Ergebnis. Selbst wenn die Rohstoffpreise auf ihrem aktuellen hohen Level verbleiben würden, wäre das Wirtschaftswachstum in Süd- und Mittelamerika übersichtlich. Bei einem Rückgang der Rohstoffpreise von nur 10% muss man mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums um 2,5% rechnen. Eine eigentlich katastrophale Situation für alle Länder der Region.
Kurz gesagt und zurück zu unserer Ausgangsfrage: Könnte Lateinamerika einem Abschwung bei den Rohstoffen standhalten? Die Antwort lautet, dass sich die Auswirkungen eines starken Preisverfalls im Allgemeinen auch auf ihre Wachstumsraten auswirken würden. Glücklicherweise würde diese hypothetische Situation zu einer Zeit eintreten, in der viele dieser Länder von deutlich solideren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen profitieren als in den Jahrzehnten zuvor. Auch wenn es bei Rohstoffen keinen starken Rückgang gibt, was wahrscheinlicher ist, haben die Länder viel Spielraum für antizyklische Maßnahmen, die in Zukunft entscheidend sein werden. Es wird also viel darauf ankommen, was die Regierungen Süd- und Mittelamerikas in den kommen Monaten beschliessen.
Denn die sehr starke Abhängigkeit Lateinamerikas von seinen Rohstoffen, wird sich wohl in naher Zukunft nicht ändern. Aber genau dies müsste eigentlich geschehen, wenn man die Wirtschaft auf ein stabileres Fundament stellen will. Auch weil einige der Rohstoffe in den kommenden Jahrzehnten weniger gebraucht werden, als dies momentan der Fall ist. Und weil Rohstoffe nun Male nicht in unendlicher Menge vorhanden sind. Es wird also interessant zu beobachten sein, wie die Regierungen Lateinamerikas mit dieser entscheidenden und sehr wichtigen Situation umgehen werden. Man kann nur hoffen, dass die gesamte Region einen Weg findet, um von der Abhängigkeit von Rohstoffen wie Ö, Kupfer und Eisenerz loszukommen.
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