Inmitten komplexer Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds über die Umstrukturierung von Schulden in Höhe von mehr als vierzig Milliarden Dollar, die das Land nicht begleichen kann, nimmt Argentiniens Abfluss von Devisen an Fahrt auf und weckt neue Zweifel an der fragilen Wirtschaft. Die Regierung, die bei den Zwischenwahlen im letzten Monat eine schwere Niederlage erlitten hat, bekämpft die hohe Inflation, indem sie US-Dollar ausgibt, um den Peso zu stützen. Sparer, die Kapitalkontrollen fürchten, versuchen Gelder außerhalb des Bankensystems anzulegen. Die Bruttoreserven der Zentralbank sind seit einem Höchststand im August um mehr als fünf Milliarden Dollar auf etwa einundvierzig Milliarden US-Dollar gesunken. Durch eine Zahlung von 1,9 Milliarden US-Dollar an den IWF am Mittwoch (22.) sind sie auf neununddreißig Milliarden US-Dollar gesunken. Einige Analysten sagen, dass die liquiden Reserven nahe bei Null liegen.
Laut einem Bericht von „Reuters“ sind die privaten Bankeinlagen in US-Dollar in den letzten zwei Monaten um rund eine Milliarde US-Dollar gesunken – ein Trend, der auch in benachbarten Schwellenländern wie Chile und Peru zu beobachten ist, wo nach den jüngsten Wahlen politische Unsicherheit herrscht. „Der Abfluss von Reserven und Einlagen wird sich fortsetzen, nicht nur, weil der Peso für fast niemanden von Interesse ist, sondern auch, weil die politischen Signale keine Sicherheit schaffen“, so Armando Rojas, ein Analyst bei der privaten Beratungsfirma „Rojas“.
Argentiniens stetiger Abfluss von US-Dollars gewinnt jetzt an Tempo, da das geringe Vertrauen in den Peso die Löhne und Ersparnisse schwächt. Die Landeswährung hat gegenüber dem Dollar an Wert verloren und sieht sich einer Inflation gegenüber, die derzeit bei über fünfzig Prozent pro Jahr liegt. Die Argentinier versuchen häufig, Devisen aus dem Bankensystem abzuziehen und die Zentralbank ist gezwungen, regelmäßig auf den Devisenmärkten zu intervenieren, um den Peso zu stützen, der derzeit durch strenge Kapitalkontrollen in Schach gehalten wird. Die Kontrollen, die nach einem Börsenkrach und einer Kapitalflucht im Jahr 2019 eingeführt wurden, haben viele Argentinier auf die informellen Devisenmärkte getrieben, wo der US-Dollar etwa doppelt so teuer ist wie auf dem offiziellen Markt.
Viele Argentinier haben das Vertrauen in die Mitte-links-peronistische Regierung von Präsident Alberto Fernandez schon längst verloren. Private Analysten schätzen auf der Grundlage offizieller Daten, dass rund zweihundertfünfzig Milliarden US-Dollar an argentinischen Ersparnissen außerhalb des formellen Finanzsystems oder in Einlagen im Ausland liegen – ein Zeichen für das mangelnde Vertrauen in den lokalen Markt.
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