Millionenschwere Investitionen in die Amazonasforschung

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Mithilfe des 325 Meter hohen Turms an ATTO können Austauschprozesse zwischen Regenwald und Atmosphäre erforscht werden (Foto: Martin Kunz MPI-BGC)
Datum: 03. März 2022
Uhrzeit: 13:08 Uhr
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Autor: Redaktion
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Am Amazon Tall Tower Observatory (ATTO), der Forschungsstation eines deutsch-brasilianischen Verbundprojekts im brasilianischen Regenwald, untersuchen Wissenschaftler*innen seit mehr als 10 Jahren die Ökosysteme des Amazonas und deren Wechselwirkungen mit der Atmosphäre und dem Klima. Kürzlich besuchten Vertreter*innen des brasilianischen Forschungsministeriums sowie ausländische Botschafter die Station. Vor Ort versprach Forschungsminister Pontes millionenschwere Investitionen in die Amazonasforschung und auch in ATTO. Damit soll die Infrastruktur weiter ausgebaut und die Forschung in Brasilien gestärkt werden.

Das Amazon Tall Tower Observatory ist ein großangelegtes Forschungsprojekt, das seit 2010 von Deutschland und Brasilien gefördert wird. An der einzigartigen Forschungsstation im Amazonas-Regenwald untersuchen mehr als 200 Wissenschaftler*innen aus aller Welt, wie sich intakte Amazonaswälder auf das regionale und globale Klima, die Treibhausgasbilanz und die Luftqualität auswirken und wie sich diese im Zuge des globalen Wandels verändern werden. Neben den deutschen Max-Planck-Instituten für Biogeochemie (MPI-BGC, Jena) und für Chemie (MPIC, Mainz) sind das Nationale Institut für Amazonasforschung (INPA) und die Universität des Staats Amazonas (UEA) federführende brasilianische Partner im Projekt.

Anfang Februar stattete der brasilianische Minister für Wissenschaft, Innovation und Technologie Marcos Pontes der Station einen Besuch ab. Begleitet wurde er unter anderem vom Deutschen Botschafter in Brasilien, Heiko Thoms. Die Politiker zeigten sich begeistert von dem modernen Forschungsstandort mitten im abgelegenen Regenwald. Minister Pontes verkündete vor Ort die Investition von 80 Million Brasilianischen Real (ca. 15 Millionen Euro) für den Bau von Laboren im Amazonasgebiet, auch an ATTO.

Zusätzlich will Brasilien in die ATTO-Infrastruktur investieren und hat ein Förderprogramm für brasilianische Forschende ausgerufen, deren Projekte sich mit dem Austausch zwischen Boden, Klima und Regenwald beschäftigen. Das Programm soll den Zugang zu ATTO für Wissenschaftler*innen aus dem eigenen Land erleichtern und unter anderem die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen aus Deutschland weiter stärken.

Diese brasilianische Förderungszusage folgt nur wenige Monate nach der Bewilligung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Max-Planck-Gesellschaft für die Förderung der nächsten ATTO-Forschungsphase. Mit der Unterstützung aus beiden Ländern können die Projektwissenschaftler*innen nun ihre gemeinsame Forschung fortführen und weiter ausbauen.

„Die Brasilianische Regierung hat unser bilaterales Projekt von Beginn an unterstützt“, sagt Prof. Susan Trumbore, wissenschaftliche Koordinatorin von ATTO in Deutschland und Direktorin am MPI-BGC in Jena. Sie flog selbst nach Brasilien, um gemeinsam mit dem brasilianischen Koordinator Carlos Alberto Quesada den wichtigen Besuch an der ATTO-Station zu begrüßen.

„Die neue Finanzierungszusage des MCTI für die Wissenschaft ist wunderbar. Ich freue mich besonders, da die Mittel insbesondere junge brasilianische Forschende unterstützen werden. Damit ist sichergestellt, dass die Förderungen aus Deutschland und Brasilien für ATTO auch in Zukunft ausgewogen sein werden“, ergänzt Susan Trumbore.

Der Meteorologe Stefan Wolff vom Max-Planck-Institut für Chemie begleitet das ATTO-Projekt von Beginn an vor Ort. Er beleuchtet während des Besuchs der Politiker die mehr als zehnjährige Geschichte und erläuterte die Infrastruktur des Standortes. „Es ist toll zu sehen, wie ATTO gewachsen ist, sich entwickelt und national wie international an Bedeutung gewonnen hat. Wir haben noch viele Pläne, die wir mit der Unterstützung aus Deutschland und Brasilien in den nächsten Jahren verwirklichen möchten“, sagt Wolff, der als deutscher Vertreter des MPIC in Brasilien lebt und forscht.

Mit Hilfe der Forschungsstation untersucht das Forschungsteam die komplexen Wechselwirkungen zwischen dem größten Tropenwald der Erde und der Atmosphäre in einer Zeit des Klimawandels und der Wetterextreme. Seit dem Beginn der kontinuierlichen Datenerfassung im Jahr 2011 füllt das ATTO-Projekt mit langfristigen klimatischen, biogeochemischen und atmosphärischen Messungen eine Lücke in den globalen Beobachtungsnetzwerken. Mit gezielten Studien zu Austauschprozessen ergänzen die Forscher*innen die Langzeitmessungen und versuchen so, die Ursachen für die jährlichen Schwankungen im Austausch von Energie, Wasser und Treibhausgasen zwischen Wald und Atmosphäre zu erklären.

Hintergrund des Projekts

Das Amazon Tall Tower Observatory befindet sich etwa 150 km nordöstlich von Manaus im Uatumã Sustainable Development Reserve. Die Forschungsstation besteht aus drei Messtürmen, mehreren Versuchsflächen und Laborcontainern. Der größte dieser Türme ist mit 325 m der höchste Forschungsturm Südamerikas und ermöglicht einmalige Beobachtungen der oberflächennahen atmosphärischen Bewegungen und die Einbeziehung der Treibhausgasbilanz intakter Wälder.

ATTO wird in Deutschland vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena koordiniert. Weitere Kernpartner sind das Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, die Johannes- Gutenberg-Universität Mainz und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Die Koordinierung auf brasilianischer Seite erfolgt durch das Institut für Amazonasforschung (INPA) in Manaus, mit der Universität des Bundesstaates Amazonas (UEA) als weiterem Kernpartner. Darüber hinaus sind rund zwei Dutzend weitere Forschungseinrichtungen maßgeblich an ATTO beteiligt, darunter die Universität von São Paulo und das Nationale Institut für Weltraumforschung in Brasilien (INPE).

Der Bau der Forschungsstation wurde vom brasilianischen Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation (MCTIC) und dem deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt, mit zusätzlichen Investitionen der Max-Planck-Gesellschaft. Der weitere Betrieb und die laufende Forschung werden von der Max-Planck-Gesellschaft, dem BMBF, dem MCTIC und weiteren Forschungsstipendien unterstützt.

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