Mit Bier um die Welt: Paraguay in Südamerika

Wir befinden uns in Südamerika: ein grenzenloses Land, das mit einer Fläche, die etwa 13 % der Landmasse der Erde entspricht und einer halben Milliarde Einwohnern eine unglaubliche Vielfalt an Klimazonen und Landschaften und eine ebenso große Vielfalt an Kulturen sowie eine Vielzahl an Geschichten zu erzählen hat, auch in Bezug auf die Bierherstellung. Es genügt, an die Geschehnisse in Brasilien zu erinnern, wo einheimische Braumeister zunehmend lokal angebaute Früchte verwenden, um ihren Neuinterpretationen des uralten Getränks eine unverwechselbare Note zu verleihen; oder an die faszinierende Geschichte aus den grenzenlosen Pampas des argentinischen Patagonien, wo 2010 in Ushuaia die südlichste Brauerei der Welt gegründet wurde, die diesen Rekord von der chilenischen Brauerei Punta Arenas übernahm, die ihn ein Jahrhundert lang gehalten hatte. Einzigartige Erzählungen über das Getränk stammen auch aus Paraguay. Ein Land, in dem, wie in vielen anderen südamerikanischen Ländern auch, Bier das mit Abstand beliebteste Getränk ist: Das beweist die Tatsache, dass im südamerikanischen Binnenstaat im Jahr 2021 fast 400 Millionen Liter bei einer Bevölkerung von „nur“ 7,5 Millionen Einwohnern konsumiert wurden.

Der paraguayische Brauereisektor hat sich jedoch erst in den letzten Jahren wirklich entwickelt, weshalb die Zahl der Zulieferer noch recht gering ist: In der „Union de cerveceros artesanales del Paraguay“ (Union der Handwerksbrauereien Paraguays) sind derzeit nur 25 Handwerksbrauereien registriert. Dazu gehört die „Cerveceria artesanal Herken“, die 2016 von den Brüdern Augusto und Ernesto Stanley eröffnet bzw. in gewisser Weise wiedereröffnet wurde. Was hat die beiden dazu bewogen, sich auf dieses unternehmerische Abenteuer einzulassen? Ihre Reisen durch Europa und ihre große Leidenschaft für die jahrhundertealten Biertraditionen des Alten Kontinents.

Herken-Bier

Augusto Stanley ist ein ehemaliger Leichtathlet, der sich auf die 400-Meter-Flachstrecke spezialisiert hat (er nahm 2012 an den Olympischen Spielen in London teil). Aus diesem Grund hatte er die Gelegenheit, verschiedene europäische Biere zu probieren, was ihn zu dem Gedanken brachte, wie er selbst kürzlich in einem Interview sagte: „Es kann nicht sein, dass es in Paraguay keine hochwertigen Biere gibt“. Daher beschloss er zusammen mit seinem Bruder, die notwendigen Anlagen zur Herstellung des alten Getränks zu kaufen und die junge Brauerei nach seinem Urgroßvater Herken zu benennen, der 1885 die gleichnamige Brauerei gegründet und fünfzig Jahre später geschlossen hatte. Um kohlensäurehaltige Getränke vorzuschlagen, die bei den lokalen Liebhabern gut ankommen würden? Das Ziel haben die beiden Brüder erreicht, zumindest laut dem Portal „Rate beer“: Auf den ersten beiden Plätzen der Rangliste der besten paraguayischen Biere stehen zwei Herken-Referenzen.

An erster Stelle steht das „Special Ale“, ein bernsteinfarbenes Bier, das mit Honig aromatisiert ist: Das Rezept enthält auch Hafer, Zimt und Trockenfrüchte. Zweiter Platz auf dem Podium für das „Paraguayan Ale“, ein Bier, das das Aroma von Malz betont und mit Ingwer gewürzt ist. An dritter Stelle folgt das Flaggschiff der ältesten und wichtigsten Brauerei des Landes, der 1912 gegründeten „Cerveceria Paraguaya“, die 20 Biersorten in ihrem Portfolio hat und mehr als 25.000 Menschen in der gesamten Produktionskette beschäftigt. Es handelt sich um das Weißbier „Ñande la blanca“ mit einem Alkoholgehalt von 4,7 Prozent, das in Anlehnung an eine der wichtigsten und bekanntesten belgischen Brautraditionen gebraut wird: ein mit Zitrusfrüchten wie Bitterorange und einigen Gewürzen wie Koriander aromatisiertes Getränk.

Die paraguayische Bierszene hat im Gegensatz zu der anderer Nachbarländer (wie Argentinien oder Peru) die Besonderheit, dass es kein einheimisches kohlensäurehaltiges Getränk gibt, das der Vorläufer der modernen Biere ist. Trotz des Fehlens einer jahrhundertealten Braukultur entwickelt sich die paraguayische Bierszene, wenn auch nur langsam, wie einige Vertreter lokaler Handwerksbrauereien kürzlich feststellten: Wir sind eine kleine Gruppe, aber eine, die mit großer Kraft, Initiativgeist und Erfindungsreichtum wächst“, und die sich auf einen Verbrauch stützt, der laut Statistiken ständig zunimmt: Daher haben sich mehrere junge Braumeister wie die Gebrüder Stanley dazu entschlossen, in den Sektor zu investieren, indem sie originelle und hochwertige Produkte herstellen, die auch auf typischen lokalen Erzeugnissen wie Passionsfrucht, Kaffee und Kakao basieren.