Mindestens sieben Tote bei Protestmarsch in Haiti

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In Haiti herrscht das Chaos (Foto: Logan Abassi UN/MINUSTAH)
Datum: 27. August 2023
Uhrzeit: 12:34 Uhr
Ressorts: Haiti, Panorama
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Bei einem Angriff auf einen christlichen Protest-Marsch im Norden der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince durch eine bewaffnete Bande am Samstag (26.) sind sieben Menschen getötet und mehr als zehn verwundet worden. Nach Angaben lokaler Medien wurden mehrere Menschen entführt. Der Marsch, zu dem ein Pastor aufgerufen hatte, der den Banden, die das Land plagen, ein Ende setzen will, wurde von Mitgliedern einer bewaffneten Gruppe angegriffen, die das Gebiet Canaan kontrollieren und sich der nationalen Polizei widersetzen. Die Demonstranten, die mit Macheten und Stöcken bewaffnet aus der vom Pastor geleiteten Kirche kamen und T-Shirts der Gemeinde trugen, konnten sich dem Kreuzfeuer der Bande nicht erwehren, die sie beschuldigte, ihr Territorium betreten zu haben. Die örtliche Presse bezeichnete den Angriff als Massaker und warnte, dass die Zahl der Opfer in den kommenden Stunden noch steigen könnte. Es wurde auch berichtet, dass mehrere Demonstranten von der Bande entführt wurden und ihr Verbleib unbekannt ist. Nach dem Vorfall forderten verschiedene Sektoren die nationale Polizei auf, den Pastor wegen Anstiftung zur Gewalt und Gefährdung des Lebens seiner Anhänger zu verhaften.

Haiti wird seit Monaten von einer Welle der Unsicherheit heimgesucht, da bewaffnete Banden in mehreren Regionen des Landes, insbesondere in Artibonite und Port-au-Prince, ungestraft agieren. Die Behörden sind nicht in der Lage, die Situation unter Kontrolle zu bringen, und haben eine multinationale Truppe um Hilfe gebeten. Das Nationale Netzwerk für die Verteidigung der Menschenrechte in Haiti (RNDDHH) berichtet, dass seit Anfang des Monats mindestens 70 Menschen durch Bandengewalt getötet wurden, die meisten davon im Viertel Carrefour-Feuilles in Port-au-Prince. Die von der Grand-Ravin-Bande ausgelöste Welle der Gewalt hat dort bereits 54 Tote gefordert. Dies ist eine der blutigsten Episoden, seit kriminelle Gruppen die Kontrolle über einen Großteil der Hauptstadt übernommen haben, indem sie das Machtvakuum ausnutzten, das durch die Ermordung des damaligen Präsidenten Jovenel Moise im Jahr 2021 entstanden war. In ihrer Verurteilung prangern Nichtregierungsgesellschaften die „Komplizenschaft“ des Nationalen Hohen Polizeirats „und die zynische Trägheit“ der Polizeibehörden an, die sich „zynisch gegenüber einer hilflosen Bevölkerung, die bewaffneten Banden ausgeliefert ist“, gezeigt haben.

Die ersten Schießereien in Carrefour-Feuilles begannen am Sonntagnachmittag, aber erst in den frühen Morgenstunden des Montags begann die Bevölkerung, ihre Häuser zu verlassen und die haitianische Polizei um Hilfe zu bitten. Am nächsten Tag versammelten sich die Bewohner des Viertels sogar, um die Behörden um Hilfe zu bitten und so zu versuchen, ihre Häuser zu retten. In den folgenden drei Tagen startete die von Renel Destina alias „Ti Lapli“ angeführte Bande – 42 Jahre alt und vom FBI wegen der Entführung eines US-Bürgers vor zwei Jahren gesucht – jedoch eine letzte Offensive, bei der sie das gesamte Viertel „mit einem gezielten Kopfschuss“ einnahm, wie die Bewohner berichten.

Die Gewalt der letzten Wochen konzentrierte sich auch in Artibonite, im Norden Haitis, insbesondere in den Hochburgen der kriminellen Banden, die seit ihrer Konsolidierung im Land in interne Kriege verwickelt sind. „Das Szenario ist dasselbe: bewaffnete Banden werden aktiviert, um ein Klima des Terrors im Land aufrechtzuerhalten, töten Bürger, verletzen andere und treiben Tausende von Familien in die Flucht, wobei sie ihre Häuser und alles, was sie besitzen, zurücklassen“, prangert die RNDDHH an.
In seiner jüngsten Bewertung schätzt das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte, dass die Welle der Gewalt durch kriminelle Banden in Haiti vom 1. Januar bis zum 15. August dieses Jahres mindestens 2.439 Tote, 902 Verletzte und 951 Entführte gefordert hat.

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