Einem Bericht der kubanischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (OCDH) zufolge hat die extreme Armut auf Kuba in diesem Jahr einen alarmierenden Anteil von 89% der Bevölkerung erreicht. „Dieser Anstieg entspricht einem Prozentpunkt mehr als im Vorjahr und zeigt eine kontinuierliche Verschlechterung der Lebensbedingungen der Kubaner“, so die aktuelle Darstellung des Geschehens. Der Bericht mit dem Titel “El Estado de los Derechos Sociales en Cuba” (Die Lage der sozialen Rechte auf Kuba) enthüllt auch eine weit verbreitete Unzufriedenheit mit der Führung des Regimes von Miguel Díaz-Canel: Die Missbilligung stieg um fünf Prozentpunkte und erreichte einen Rekordwert von 91 %. „Heute veröffentlichen wir den siebten Bericht über die sozialen Rechte in Kuba, der wie die vorangegangenen Berichte auf der Grundlage von Umfragen bei einer repräsentativen Auswahl der kubanischen Bevölkerung erstellt wurde. Dieser Bericht erlaubt es uns, erneut auf die zunehmende Verarmung kubanischer Familien, den Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten sowie die Verschlechterung grundlegender öffentlicher Dienstleistungen aufmerksam zu machen und diese anzuprangern“, erklärte Yaxys Cires, Direktor für Strategien bei der OCDH.
Die wichtigsten sozialen Probleme auf Kuba
Cires nannte einige Schlüsseldaten aus der Studie: „89 % der kubanischen Bevölkerung sind von extremer Armut betroffen. Die Nahrungsmittelkrise ist mit 72 % das größte soziale Problem, gefolgt von Stromausfällen mit 55 % und der Inflation oder den Lebenshaltungskosten mit 50 %. Dann kommen die Gehälter, die öffentliche Gesundheit und die Korruption“, erklärte er. Und er fuhr fort: „Wenn wir fragen, welchen sozialen Sektoren es am schlechtesten geht, wählen die meisten von ihnen die älteren Menschen: 78 %. Es folgen die Menschen, die keine Überweisungen aus dem Ausland erhalten (61 %), die Arbeitslosen und die Gefangenen. Sieben von zehn Kubanern haben uns mitgeteilt, dass sie aufgrund von Geldmangel oder Lebensmittelknappheit auf Frühstück, Mittag- oder Abendessen verzichten mussten. Nur 15 % konnten drei Mahlzeiten am Tag ohne Unterbrechung zu sich nehmen“.
Bevölkerungsgruppen, die es schwerer haben
Weitere Punkte der Studie, die Cires hervorhob, betrafen Medikamente: „33 % konnten die benötigten Medikamente aufgrund von hohen Preisen oder Engpässen nicht kaufen. Nur 2 % konnten sie in staatlichen Apotheken bekommen, die die einzigen legalen sind und die einzigen, die es gibt, weil das kubanische Gesundheitssystem vollständig staatlich organisiert ist. Aus diesem Grund bewerten 89 % der Befragten das kubanische Gesundheitssystem weitgehend negativ“. Schließlich wies er auch darauf hin, dass die Befragten die „Bewertung des sozioökonomischen Managements des Regimes“ mit 91% als negativ oder sehr negativ bewerteten. „Dies ist ein Rekordwert, seit wir diesen Parameter messen“. Demnach unterstützten nur 4 % das wirtschaftliche und soziale Management des kommunistischen Regimes. „Die Ergebnisse sind wichtig, denn auf diese Weise kennen wir die wahre Realität, in der das kubanische Volk lebt, und wir lassen uns nicht von der Propaganda des Regimes mitreißen, das in Lateinamerika jahrelang verkauft hat, Kuba sei ein Paradigma der sozialen Rechte“, so Cires abschließend.
Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts
Die Nahrungsmittelkrise ist für 72 % der Befragten das größte soziale Problem im Land. Es folgen Stromausfälle (55 %), Inflation oder Lebenshaltungskosten (50 %), Löhne (49 %), die öffentliche Gesundheit (21 %) und die Korruption (20 %). Zu den am schlechtesten gestellten Gruppen gehören ältere Menschen (78 %), Menschen, die keine Überweisungen erhalten (61 %), Arbeitslose (44 %) und Gefangene (26 %). Zwölf Prozent der Befragten geben an, arbeitslos zu sein, 69 Prozent von ihnen sind seit mehr als einem Jahr ohne Arbeit. 7 von 10 Kubanern haben wegen Geldmangels oder Lebensmittelknappheit kein Frühstück, Mittag- oder Abendessen mehr zu sich genommen. Nur 15 % waren in der Lage, drei Mahlzeiten am Tag ohne Unterbrechung einzunehmen. 80 % der schwarzen Bevölkerung haben Berichten zufolge weder Frühstück noch Mittag- oder Abendessen bekommen.
Achtzig Prozent der der schwarzen Bevölkerung geben an, dass sie von der Nahrungsmittelkrise betroffen sind, ebenso wie 83 Prozent derjenigen, die keine Überweisungen aus dem Ausland erhalten. Der Prozentsatz der Personen, die Überweisungen von Familienangehörigen aus dem Ausland erhalten, geht weiter zurück und liegt bei 24 % und die schwarze Bevölkerungsgruppe erhältt am seltensten Rücküberweisungen (81 %). Das kubanische öffentliche Gesundheitssystem wird von 89 % negativ bewertet. 33 % konnten die von ihnen benötigten Medikamente aufgrund des Preises oder des Mangels nicht kaufen. Nur 2 % konnten sie von staatlichen Apotheken beziehen. Was die künftige nationale Entwicklung betrifft, so entscheiden sich 53 % für das nordamerikanische (US-) Modell, wobei dieser Anteil bei den Jüngsten (18-30-Jährige) auf 63 % steigt. Dahinter folgt das spanische/europäische Modell mit 21 %. Nur 3 % sind der Meinung, dass das derzeitige kubanische Modell die Referenz sein sollte. Und trotz der engen Beziehungen der kubanischen Regierung zu Russland ist dieses Land nur für 3 % der Befragten ein Bezugspunkt.
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