Das brasilianische Bildungsministerium (MEC) trifft letzte Vorbereitungen, um im Oktober einen Gesetzesentwurf zum Verbot der Benutzung von Mobiltelefonen in öffentlichen und privaten Schulen zu verabschieden. Nach Angaben des Ministeriums wird die Initiative den Bundesstaaten und Gemeinden, die das Verbot bereits erörtert haben, Rechtssicherheit bieten. Im Juli veröffentlichte die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) einen Bericht, in dem sie vorschlug, Mobiltelefone aus Schulen zu verbannen. Nach Angaben der Unesco gibt es bereits Beschränkungen in Frankreich, den USA, Finnland, Italien, Spanien, Portugal, den Niederlanden, Kanada, der Schweiz und Mexiko.
Zunehmende Beschränkungen in Brasilien
In Brasilien haben sich die Beschränkungen in den letzten Jahren verschärft, sei es auf Initiative der Schulen selbst oder durch kommunale oder staatliche Vorschriften. Laut der Studie ICT Education 2023, die Anfang August vom brasilianischen Internet-Lenkungsausschuss veröffentlicht wurde, ist die Benutzung von Mobiltelefonen bereits in 28 % der städtischen und ländlichen Schulen Brasiliens verboten. Darüber hinaus haben 6 von 10 Schulen irgendeine Art von Regel eingeführt, z. B. die Festlegung bestimmter Zeiten und Orte, an denen das Gerät benutzt werden darf. Laut der IKT-Bildungserhebung stieg der Anteil der Einrichtungen, die die Nutzung von Mobiltelefonen nur für jüngere Schüler verbieten, von 32 % (im Jahr 2020) auf 43 % (im Jahr 2023). Bei den Einrichtungen, die auch die letzten Jahre der Grundschulbildung anbieten, stieg der Anteil in diesem Zeitraum von 10 % auf 21 %. In den weiterführenden Schulen hingegen scheint es weniger Kontrollen zu geben: nur 8 % haben die Nutzung des Geräts verboten.
Debatte über das Verbot
Der jüngste Bericht der Unesco zu diesem Thema wirft einen kritischen Blick auf die Technologie in Klassenzimmern und stellt fest, dass ihre Nutzung nicht „souverän“ sein kann. Die Organisation weist auf mögliche Konzentrationsschwächen hin und schlägt sogar vor, Handys aus den Schulen zu verbannen. Nach Angaben der UN-Organisation hat weniger als eines von vier Ländern der Welt Maßnahmen zur Beschränkung der Nutzung von Smartphones in Schulen ergriffen. Eine andere Studie, die 2012 von der Universität Stavanger in Norwegen durchgeführt wurde, besagt, dass das bloße „Blättern“ auf einer Website das Gedächtnis und die Interpretation beeinträchtigt, anstatt die Seite eines echten Buches umzublättern.
Untersuchungen der Harvard-Universität in den Vereinigten Staaten haben gezeigt, dass dieses Übermaß an Technologie zu Kommunikationsstörungen, Schlafproblemen und Verzögerungen in der kognitiven Entwicklung führt. Für Priscila Cruz, Geschäftsführerin der zivilgesellschaftlichen Organisation „Todos Pela Educação“ (Alles für die Bildung), haben Mobiltelefone die Beziehungen und Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen beeinflusst, und das kann nicht so weitergehen, vor allem nicht im schulischen Umfeld. „Wir müssen feste und strenge Grenzen setzen, damit die kognitive Entwicklung und das Lernen der Schüler gewährleistet sind und auch die soziale Interaktion und die emotionale Entwicklung nicht beeinträchtigt werden. Und es ist wichtig, dass diese Protokolle von den Staaten und Gemeinden festgelegt werden, auch um den Schulleitern Unterstützung zu bieten“, so Cruz.
Mobiltelefone vs. Schulen in aller Welt
Frankreich – In Frankreich ist die Nutzung von Mobiltelefonen während der Schulzeit, einschließlich der Pausen, seit 2018 für Schüler bis 15 Jahre verboten. Das Programm steht immer noch vor Herausforderungen, da sich viele Schüler weigern, ihre Handys abzugeben, aber es bleibt aktiv.
Niederlande – Mobiltelefone, Tablets, Smartwatches und andere elektronische Geräte sind in den Niederlanden seit dem 1. Januar dieses Jahres in Schulen verboten. Die Nutzung der Geräte ist nur noch erlaubt, wenn sie mit dem Unterricht in Zusammenhang stehen. Das Verbot ist das Ergebnis einer Vereinbarung zwischen dem lokalen Bildungsministerium, Schulen und Organisationen des Sektors.
China – Seit 2021 verbietet das chinesische Bildungsministerium den Schülern, Smartphones mit in die Schule zu nehmen. Die Eltern von Schülern, die ihre Geräte mitnehmen wollen, müssen ein Antragsformular ausfüllen, aber die Schüler müssen das Gerät trotzdem während der Unterrichtszeit bei den Lehrern abgeben.
Finnland – Als Vorreiter im Bildungsbereich diskutiert Finnland ebenfalls Maßnahmen gegen Mobiltelefone in Schulen. Zu Beginn des laufenden Schuljahres wurde in vielen Großstädten des Landes ein Verbot der Nutzung elektronischer Geräte eingeführt. Auf nationaler Ebene bereitet die Bundesregierung ein Gesetz vor, das die Nutzung von Mobiltelefonen während der Schulzeit einschränken soll.
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