Blutbeflecktes Gold: Illegaler Bergbau erschüttert Südamerika

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Allein in den letzten zwei Jahren hat der illegale Bergbau in Peru die gleiche Menge an Amazonas-Regenwald zerstört, wie in den letzten drei Jahrzehnten abgeholzt wurde (Photo: Colombian Military Forces’ General Command)
Datum: 20. Mai 2025
Uhrzeit: 15:44 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Der illegale Bergbau ist zu einer der größten Bedrohungen für die Sicherheit, die Umwelt und die Regierungsführung in Südamerika geworden. Während Peru und Ecuador in bestimmten Regionen am Rande des institutionellen Zusammenbruchs stehen, ist auch Brasilien, Kolumbien und Guatemala stark von diesem Phänomen betroffen. Nur Chile scheint sich gegen diese Plage gewappnet zu haben. In Peru ist die Lage alarmierend, insbesondere nach dem jüngsten Massaker an dreizehn Sicherheitskräften in einer Mine in Pataz. Die Region La Libertad befindet sich seit Februar 2024 im Ausnahmezustand, und in Madre de Dios wurden bereits mehr als 100.000 Hektar Wald abgeholzt. Der Einsatz von Quecksilber beeinträchtigt die indigene Bevölkerung und verursacht schwerwiegende Gesundheitsprobleme. Die Abwesenheit des Staates und der Anstieg des Goldpreises haben den Aufstieg von Mafiagruppen begünstigt, die sich um die Kontrolle der Gebiete und Abbauwege streiten. Neben Morden wurden auch Entführungen und Erpressungen von Kleinbergbauern und Arbeitern gemeldet.

Illegales Gold: der heimliche Motor der südamerikanischen Wirtschaft

Nach Angaben des Peruanischen Instituts für Wirtschaft stammen 44 % des in Südamerika exportierten illegalen Goldes aus Peru, gefolgt von Kolumbien (25 %) und Bolivien (12 %). Die Macht der Mafia hat die Ordnungskräfte überrollt, und in vielen Gemeinden leben die Einwohner in Angst oder arbeiten aus wirtschaftlicher Not sogar mit ihnen zusammen. In Ecuador ist der illegale Goldabbau zu einer der Säulen der organisierten Kriminalität geworden. Gruppen wie Los Lobos, Los Choneros und Dissidenten der FARC kämpfen um wichtige Gebiete wie Alto Punino, Yutzupino, El Chical und Camilo Ponce Enríquez. Der jüngste Hinterhalt, bei dem elf Soldaten im ecuadorianischen Amazonasgebiet getötet wurden und der den Comandos de la Frontera zugeschrieben wird, zeigt die Schwere des Problems. Die Lage ist so kritisch, dass Präsident Daniel Noboa den „internen bewaffneten Konflikt“ ausgerufen und in Gemeinden wie Camilo Ponce Enríquez und der Provinz Orellana den Ausnahmezustand verhängt hat, wodurch die Verfassungsrechte ausgesetzt wurden, um Razzien und gemeinsame Operationen zu erleichtern.

Die Abholzung ist eine weitere sichtbare Folge: Allein in Alto Punino sind laut dem Projekt zur Überwachung des Anden-Amazonasgebiets (MAAP) seit 2019 rund 1.500 Hektar Wald verloren gegangen. Die Ermordung der Bürgermeister von Camilo Ponce Enríquez und Portobelo im Jahr 2024 zeigt, wie der illegale Bergbau auch die lokale Regierungsführung untergräbt. Kriminelle Banden wollen nicht nur das Goldgeschäft kontrollieren, sondern auch die Institutionen, die sie stoppen könnten.

Scheinfirmen, Rekordexporte und Goldwäsche

Auch Brasilien leidet unter den Folgen des sogenannten „Narcogarimpo“. Banden wie Primeiro Comando da Capital (PCC) und Comando Vermelho (CV) nutzen den Bergbau, um Geld zu waschen und Gebiete im Amazonasgebiet zu kontrollieren. Im Jahr 2023 stellte eine Studie des Brasilianischen Forums für öffentliche Sicherheit die Präsenz dieser Organisationen in mindestens 178 Gemeinden im Amazonasgebiet fest. Die humanitäre Krise der Yanomami in Roraima mit 337 Todesfällen im Jahr 2024 aufgrund von Malaria, Unterernährung und Infektionen zwang die Regierung, den Gesundheitsnotstand auszurufen und rund 3.000 Räumungsaktionen durchzuführen. Darüber hinaus wird geschätzt, dass der illegale Bergbau dieser Gemeinschaft einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von 50 Millionen Dollar zugefügt hat. Der illegale Goldabbau hat auch in Bolivien an Boden gewonnen, insbesondere in den Flüssen des nördlichen Amazonasgebiets, wo in Gebieten mit hoher Artenvielfalt wie dem Madidi-Nationalpark und in indigenen Gebieten gearbeitet wird.

Diese Aktivitäten verschmutzen die Flüsse mit Quecksilber und schädigen damit Fische, die für die Ernährung der indigenen Gemeinschaften im Amazonasgebiet von entscheidender Bedeutung sind. 74 % der Einwohner dieser Regionen weisen Quecksilberwerte auf, die über den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwerten liegen, was eine direkte Gefahr für ihre Gesundheit und Ernährungssicherheit darstellt. Hinzu kommen Vorwürfe des Handels und der Ausbeutung von Minderjährigen zu sexuellen Zwecken, was die sozialen Auswirkungen dieser illegalen Wirtschaft noch verschärft.

Kolumbien: Illegaler Bergbau und territoriale Kontrolle durch bewaffnete Gruppen

In Kolumbien werden mehr als 70 % des Alluvionalgoldes illegal abgebaut, was 63.000 Hektar betrifft. Dieser Bergbau finanziert Netzwerke für Erpressung, Geldwäsche und territoriale Kontrolle durch die ELN, dissidente FARC-Gruppen und den Clan del Golfo. Die Departamentos Chocó, Antioquia und Nariño sind am stärksten betroffen. Die Forscherin Sara García von Insight Crime weist darauf hin, dass diese illegalen Wirtschaftszweige „bereits stabile Strukturen sind, die viele Institutionen durchdringen“. Der Anstieg des Goldpreises um 30 % hat diese Parallelwirtschaft weiter gestärkt, die zu Vertreibungen, Krankheiten und Umweltzerstörung führt, insbesondere durch den intensiven Einsatz von Quecksilber.

Guatemala ist, wenn auch in geringerem Umfang, ebenfalls mit diesem Problem konfrontiert. Im Jahr 2023 wurden 105 Fälle illegaler Abbaustätten dokumentiert, die höchste Zahl der letzten Jahre. Die Abbaustätten konzentrieren sich auf den Norden und Westen des Landes, viele davon ohne Genehmigung des Ministeriums für Energie und Bergbau.

Chile: ein Ausnahmefall in Sachen Kontrolle und Rückverfolgbarkeit im Bergbau

Im Gegensatz dazu stellt Chile eine Ausnahme in der Region dar. Mit einem Bergbau, der 12 % des BIP ausmacht, und einer wirksamen Kontrolle gibt es in diesem Land kaum illegalen Bergbau. Der Nationale Dienst für Geologie und Bergbau (Sernageomin) gibt an, dass die wenigen Fälle eher mit Diebstählen in aktiven oder stillgelegten Minen zusammenhängen. Die Regierung hat Anreize wie eine ermäßigte Bergbaukonzession für Kleinbergbauern eingeführt, was zur Formalisierung der Aktivitäten und zum Rückgang des illegalen Marktes beigetragen hat. Außerdem wurden die Rückverfolgbarkeitssysteme für Mineralien und die Ausfuhrbestimmungen verschärft.

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