Studie: Extreme Wetterereignisse und Katastrophen reichen nicht aus, um die Einstellung zum Klimaschutz zu ändern

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In Südamerika wird es aufgrund des Klimawandels immer heißer und trockener (Foto: Joédson Alves/Agência Brasil)
Datum: 03. Juli 2025
Uhrzeit: 14:04 Uhr
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Der Klimawandel hat in den letzten Jahren zu einer Zunahme extremer Wetterereignisse wie Buschbrände und Überschwemmungen geführt, und dieser Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen. Diese Ereignisse haben zum Tod von Menschen und Tieren geführt, die körperliche und psychische Gesundheit beeinträchtigt und Sachwerte und Infrastruktur beschädigt. Werden die Erfahrungen aus erster Hand mit diesen Ereignissen die Art und Weise verändern, wie Menschen über den Klimawandel denken und handeln, sodass er ihnen nun als unmittelbares und lokales Problem erscheint und nicht mehr als fernes oder zukünftiges Problem? Bisherige Forschungsergebnisse liefern ein gemischtes Bild. Einige Studien legen nahe, dass extreme Wetterereignisse dazu führen können, dass Menschen eher an den Klimawandel glauben, sich darüber Sorgen machen, Klimapolitik unterstützen und für grüne Parteien stimmen. Andere Studien haben jedoch keine solchen Auswirkungen auf die Überzeugungen, die Besorgnis oder das Verhalten der Menschen festgestellt. Neue Forschungsergebnisse unter der Leitung von Viktoria Cologna an der ETH Zürich in der Schweiz könnten helfen, diese Phänomene zu erklären. Anhand von Daten aus aller Welt kommt die Studie zu dem Schluss, dass die bloße Exposition gegenüber extremen Wetterereignissen die Meinung der Menschen zu Klimaschutzmaßnahmen nicht beeinflusst – die Verknüpfung dieser Ereignisse mit dem Klimawandel kann jedoch einen großen Unterschied machen.

Globale Meinung, globales Wetter

Die neue Studie, die in Nature Climate Change veröffentlicht wurde, untersuchte die Frage nach extremen Wetterereignissen und der Meinung zum Klima anhand von zwei globalen Datensätzen. Der erste ist die Umfrage „Trust in Science and Science-related Populism” (TISP), die Antworten von mehr als 70.000 Menschen in 68 Ländern umfasst. Sie misst die öffentliche Unterstützung für Klimapolitik und das Ausmaß, in dem die Menschen glauben, dass der Klimawandel für die Zunahme extremer Wetterereignisse verantwortlich ist. Der zweite Datensatz schätzt, wie viel Prozent der Bevölkerung jedes Landes pro Jahr von Ereignissen wie Dürren, Überschwemmungen, Hitzewellen und Stürmen betroffen sind. Diese Schätzungen basieren auf detaillierten Modellen und historischen Klimadaten.

Öffentliche Unterstützung für Klimapolitik

Die Umfrage hat die öffentliche Unterstützung für Klimapolitik gemessen, indem die Menschen gefragt wurden, inwieweit sie fünf konkrete Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen unterstützen. Dazu gehörten die Erhöhung der CO2-Steuern, die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, der Schutz von Wäldern und Land sowie die Besteuerung CO2-intensiver Lebensmittel. Die Antworten reichten von 1 (überhaupt nicht) bis 3 (sehr stark). Im Durchschnitt war die Unterstützung mit einer Durchschnittsbewertung von 2,37 für alle fünf Maßnahmen recht stark. Die Unterstützung war besonders hoch in Teilen Südasiens, Afrikas, Amerikas und Ozeaniens, aber geringer in Ländern wie Russland, Tschechien und Äthiopien.

Exposition gegenüber extremen Wetterereignissen

Die Studie ergab, dass die meisten Menschen weltweit in den letzten Jahrzehnten Hitzewellen und starke Regenfälle erlebt haben. Waldbrände betrafen in vielen europäischen und nordamerikanischen Ländern weniger Menschen, waren jedoch in Teilen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas häufiger anzutreffen. Zyklone trafen vor allem Nordamerika und Asien, während Dürren große Teile der Bevölkerung in Asien, Lateinamerika und Afrika betrafen. Flussüberschwemmungen waren in den meisten Regionen mit Ausnahme von Ozeanien weit verbreitet.

Zeigen Menschen in Ländern, die stärker von extremen Wetterereignissen betroffen sind, eine größere Unterstützung für Klimapolitik?

Diese Studie hat ergeben, dass dies nicht der Fall ist. In den meisten Fällen führte das Leben in einem Land, in dem mehr Menschen von Katastrophen betroffen sind, nicht zu einer stärkeren Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen. Waldbrände waren die einzige Ausnahme. Länder mit einer höheren Waldbrandgefahr zeigten eine etwas höhere Zustimmung, aber dieser Zusammenhang verschwand, sobald Faktoren wie die Größe des Landes und die allgemeine Einstellung zum Klima berücksichtigt wurden. Kurz gesagt, die bloße Erfahrung von mehr Katastrophen scheint nicht zu einer stärkeren Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen zu führen.

Den Zusammenhang zwischen Wetter und Klimawandel erkennen

In der weltweiten Umfrage wurden die Menschen gefragt, inwieweit ihrer Meinung nach der Klimawandel die Auswirkungen extremer Wetterereignisse in den letzten Jahrzehnten verstärkt hat. Im Durchschnitt waren die Antworten mäßig hoch (3,8 von 5), was darauf hindeutet, dass viele Menschen die jüngsten Wetterereignisse mit dem Klimawandel in Verbindung bringen. Diese Zuordnung war in Lateinamerika besonders stark, in Teilen Afrikas (z. B. Kongo und Äthiopien) und Nordeuropa (z. B. Finnland und Norwegen) jedoch geringer. Entscheidend war, dass Menschen, die stärker davon überzeugt waren, dass der Klimawandel diese Ereignisse verschlimmert hat, auch eher Klimapolitik unterstützten. Tatsächlich war diese Überzeugung für die Unterstützung der Politik wichtiger als die Frage, ob die Menschen die Ereignisse tatsächlich selbst erlebt hatten.

Was sagt uns diese Studie?

Die öffentliche Unterstützung für Klimapolitik ist weltweit relativ hoch, doch um strengere und ehrgeizigere Maßnahmen einzuführen, ist noch mehr Unterstützung erforderlich. Es mag naheliegend sein, dass die Auswirkungen des Klimawandels die Menschen zum Handeln bewegen, doch diese Studie legt nahe, dass dies nicht immer der Fall ist. Frühere Untersuchungen zeigen, dass weniger dramatische und chronische Ereignisse wie Niederschlags- oder Temperaturabweichungen weniger Einfluss auf die öffentliche Meinung haben als akute Gefahren wie Überschwemmungen oder Buschbrände. Selbst dann ist der Einfluss auf Überzeugungen und Verhalten eher langsam und begrenzt. Diese Studie zeigt, dass Klimafolgen allein möglicherweise keine Meinungsänderung bewirken. Sie zeigt jedoch auch, was die öffentliche Meinung beeinflussen kann: Menschen dabei zu helfen, den Zusammenhang zwischen Klimawandel und extremen Wetterereignissen zu erkennen. In Ländern wie Australien macht der Klimawandel nur etwa 1 % der Medienberichterstattung aus. Darüber hinaus konzentriert sich die Berichterstattung meist auf soziale oder politische Aspekte und weniger auf wissenschaftliche, ökologische oder wirtschaftliche Auswirkungen. Viele Berichte über Katastrophen, die mit dem Klimawandel in Verbindung stehen, erwähnen diesen Zusammenhang nicht oder gehen gar nicht auf den Klimawandel ein. Eine klarere Darstellung dieser Zusammenhänge könnte die Unterstützung der Öffentlichkeit für Klimaschutzmaßnahmen stärken.

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