Es ist Sonntag früh. Ich sitze auf der Türmli-Terrasse, über dem Prinzengolf, der das Azurblau des haitianischen „Himmels“ so perfekt spiegelt, dass das Meer sauber erscheint, wie vieles, aus ein wenig Distanz. Meine Morgenlektüre ist Presse-kostenlos.de, und zwar der Artikel „Google will in die Netzwerkautonomie. Google will das gesamte Internet unter seine Kontrolle bringen und agiert aktiv gegen das freie Internet.
Alle Informationen zu neuen Plänen von Google gipfeln in der Feststellung: „Angepasst werden müssen lediglich Server und Browser.“Klar, alle Browser an Chrome anpassen, alle Server an Google-SPDY anpassen, ach was, am besten gleich das ganze Internet an Google anpassen, Klar doch, oder etwa nicht? Google, ihr seit größenwahnsinnig obwohl ihr schon verdammt groß im Internet (und an der Börse, Bemerkung Hegnauer) geworden seid. Lieber nutze ich zig beliebige und von Google unabhängig entwickelte Server- und Browser-Software und bin dabei sogar bereit ein paar Hundertstel Millisekunden für den Aufbau von Webseiten über das altbekannte Webseitenprotokoll HTTP in Kauf zu nehmen.“
Die wilden Wölfe schnüffeln mit ihren langen Nasen jede Homepage durch, sie scharren jeden Knochen raus und finden jeden Fetzen Fleisch. Vielleicht ist der Vergleich mit Wildsauen angebrachter, die haben ja auch einen feinen Riecher, wühlen das Feld gleich gehörig um mit ihrem Rüssel und passen besser zum Schluss meiner Kolumne, der mit Kartoffeln zu tun hat. Wölfe und Schweine lassen sich auch kombinieren, und man kommt dann etwa auf Schweinehunde, oder auf den Titel der Geschichte. All dies sind scheußliche Schnüffeltiere, die schnüffeln dir Lust und Luft weg.
Ob Wölfe, Wildsauen oder Schweinehunde, all das sind Ersatzwörter, Stellvertreter für irgendwelche Namen, manchmal auch immer denselben. Seit langem habe ich mir abgewöhnt, sensible Namen und Begriffe auszuschreiben, denn die erwähnten Schnüffler sind allgegenwärtig. Man darf etwa für die Wölfe keine Knochen in den Abfall werfen, wenn sie noch nach Fleisch riechen. Und wenn man alles Fleisch wegschabt, hat man das Problem, noch verstanden zu werden und zum Schmunzeln zu bringen.
Schon vor Jahren hat mich ein Freund gewarnt, den Namen des „großen“ Präsidenten der nördlichen Supernation ja nicht mehr zu nennen, wie ich es damals halt blauäugig noch tat. Er hat mir eine Reihe von Synonymen vorgeschlagen, wie „Gebüsch“, „Strauch“ oder „Unkraut“. Mal sehen, wie Sie im Folgenden drei „synonyme“ Geschichtchen verstehen, und aufnehmen – alles mir selber so geschehen.
Zu einem gepflegten Mahl gehört ein Glas – na eben, roter, vergorener Rebensaft. Sie verstehen mich, obschon natürlich alle Stimmung schon im Papierkorb ist und Lust höchstens noch aus dem Schmunzeln über das Unwort entsteht. Schmunzeln auch, wenn die berühmteste Suchmaschine ( Namen zuoberst erwähnt ) bei Eingabe des echten Wortes 19’000’000 Nennungen findet, und das von einem Begriff aus der schwarzen Liste! 513 mal ist der „echte“ Begriff auch in der Bibel erwähnt, Ersatzwort für „Blut“, etc. – da hatten die Schnüffel- und Schweinehunde halt noch keinen Einfluss.
Die Inkonsequenz trat schon während meiner Arbeit auf, vor 20 Jahren, noch bevor das öffentliche Internet bestand. Der Firmengründer-selig war ein Rebell, durch und durch. Er war Politiker und protestierte gegen unrechte Entscheide auf seine Weise, indem er am Bundeshaus Scheiben einschlug und darüber Flugblätter abwarf. Er wusste sich Gehör zu verschaffen. Er verbot in „seinem“ Unternehmen Volksgifte wie Glimmstängel und Fusel, trank aber selber gern zu den Sitzungen mit seinen Getreuen ein Glas edlen, vergorenen Rebensaft und wird auf den historischen Bilddokumenten mit einem Glimmprügel im Mund abgelichtet, wie früher Meister Churchill.
Auch ich genieße gelegentlich ein Glas roten, vergorenen Rebensaft und einen feinen Glimmprügel zwischen den Lippen. In Meine handgedrehten Laster erzählte ich auch, wie Yves aus Jacmel die Prügel auf Bestellung von Hand kunstvoll herstellt, mir ins Haus bringt, zum halben Preis von dem in Kiosken, und wie ich dadurch einheimisches Handwerk unterstütze. Google (in diesem Fall darf ich den Namen nennen) hat diesem Artikel das „Visum“ für Adwords verweigert. Ich zitiere „Die Google-Richtlinien gestatten derzeit keine Websites, in deren Textanzeigen oder Image-Anzeigen Zigarren enthalten sind …. Auf der Seite „Abgelehnte Anzeigen“ in Ihrem Konto werden Ihre abgelehnten Anzeigen, der Grund für die Ablehnung sowie redaktionelle Vorschläge angeführt.“
Mit dem Satz „Gepaart mit den Vorzügen des weiblichen Körpers lassen sich in der Nachbarrepublik selbst „Glimmprügel „besser vermarkten“ habe ich offenbar Zigarrenreklame gemacht statt kritisiert – das wollte ich natürlich nicht. Ich wollte eine Kolumne zum Schmunzeln schreiben und die darbende Handarbeit etwas unterstützen. „Meine handgedrehten Laster“ ist doch ein gutes Synonym für das verbotene Wort „Glimmprügel“, ich muss jetzt auch dieses Wort konsequenter durch Synonyme ersetzen, oder die ganze Geschichte radieren.
Und wenn die Schnüffelschweinehunde indessen auch meine Synonyme auf ihre Keyword Listen gesetzt haben, bin ich natürlich auch mit dieser Kolumne schon wieder auf der schwarzen Liste, die immer schwärzer wird.
Der Gipfel ist zweifellos, was die sich mit dem Begriff „Bad-Neighborhood-Links“ leisten. Da werden von Zeit zu Zeit völlig „automatisch“ sämtliche Internetseiten nach Links durchforstet, die wiederum weiter verfolgt werden bis man in einem Unter-Unter-Link auf eine „Schlechte Nachbarschaft“ stößt, zum Beispiel auf das Synonym für „Speiseraum für Offiziere“ oder „Spielhölle“. Auch ich war eines der Opfer mit diesem Wort, obschon ich das Keyword gleich mit zwei orthographischen Fehlern ausgestattet hatte ( K statt c, ss, statt s ). Ich glaub dass JEDE gecrawlte Site zu einem Opfer wird, werden muss. Denn selbst wenn einer die „Bad Links“ nach bestem Wissen und Gewissen vermeidet, stellt er fest, dass er von Presseagenturen, Ranking- und Bookmark-Diensten, Webkatalogen und anderen empfohlenen Diensten Strafpunkte erhielt, denn KEINER davon ist ohne Tolggen im Heft (sd. für „Tintenfleck“).
Eigentlich könnte das alles Wurst sein, aber wenn den Schweinehunden ein Link nicht passt, dann wird man bestraft, im Page Ranking und in den Suchmaschinen auf Platz X 100’000 „herabgestuft“, und nie mehr gefunden. So können die machen, was sie wollen, und so sieht das aus: ich hatte schon mehrmals eine Überfülle von Lesern und Besuchern erreicht, jeden Tag mehr. Und schon mehrmals gab es in den Statistiken plötzliche Rücksprünge bis fast Null, letztmals im April und Mai (siehe Grafik). Heute weiß ich warum: es sind die Manipulationen der Schweinehunde, der Netzdespoten. Man kann sich dagegen schützen, indem man die Zugangsseite ( unterster Link ) unter „Bookmarks“ oder „Favoriten“ speichert. Die wenigen, die nach jeder „Bestrafung“ übrig geblieben sind, haben das getan.
Doch ich habe Ihnen einen Schluss mit Kartoffeln versprochen. Ich bemühe mich ja stets, keine leeren Versprechen abzugeben, wie die Politiker vor ihrer Wahl. Die Geschichte spielt in Peru, das liegt ja auch in der Nähe. Und Kartoffeln gibt es in Haiti auch. Die Geschichte ist mir im Internet immer wieder begegnet, ihr Ursprung ist mir unbekannt. Aber sie passt gut als Schluss:
„Peru liegt im Ursprungsgebiet der Kartoffel und noch heute gibt es viele wilde Sorten. Seit 7.000 Jahren werden Kartoffeln angebaut und stellten lange Zeit das Hauptnahrungsmittel der Menschen dar. Der Hauptanteil der Kartoffelernte wird von Kleinbauern mit weniger als 3 ha Anbaufläche produziert. Grundsätzlich ist der Kartoffelanbau in zwei Zyklen aufgeteilt: das „Frühe Pflanzen“ und das „Große Pflanzen“. Je nach Gegend sind die beiden Zyklen unterschiedlich wichtig. In der Fruchtfolge folgen auf Kartoffeln andere südamerikanische Wurzel- oder Knollenfrüchte und danach Quinoa oder Gerste.
Ein alter Araber lebt seit mehr als 40 Jahren in Chicago. Er würde gerne in seinem Garten Kartoffeln pflanzen, aber er ist allein und alt und schwach. Sein Sohn studiert in Paris. Deshalb schreibt er eine E-Mail an seinen Sohn: „Lieber Ahmed, ich bin sehr traurig, weil ich in meinem Garten keine Kartoffeln pflanzen kann. Ich bin sicher, wenn Du hier wärst, könntest Du mir helfen und den Garten umgraben. Ich liebe Dich. Dein Vater.“
Prompt erhält der alte Mann eine E-Mail: „Lieber Vater, bitte rühre nichts im Garten an. Dort habe ich nämlich die Sache‘ versteckt. Ich liebe Dich auch. Ahmed.“
Keine sechs Stunden später umstellen die Army, die Marines, das FBI und die CIA das Haus des alten Mannes. Sie nehmen den Garten Scholle für Scholle auseinander, suchen jeden Millimeter ab, finden aber nichts. Enttäuscht ziehen sie wieder ab.
Am selben Tag erhält der alte Mann noch eine E-Mail von seinem Sohn: „Lieber Vater, sicherlich ist jetzt der Garten komplett umgegraben, und du kannst die Kartoffeln pflanzen. Mehr konnte ich nicht für Dich tun. Ich liebe Dich. Ahmed“
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