Mehr als eine Million Menschen leben auch sechs Monate nach der Katastrophe in Haiti inmitten eines Trümmermeers. Beim Einsturz eines baufälligen Hauses wurden gestern zwei Kinder getötet.
Nach Schätzungen internationaler Hilfsorganisationen vegetieren bis zu 1,6 Millionen Menschen unter Androhung von Vertreibung und Gewalt in Zelten und abbruchreifen Behausungen. Der Wiederaufbau in Haiti geht nur schleppend voran, Trümmerhaufen prägen das Erscheinungsbild der Hauptstadt Port-au-Prince.
Der Polizist Joseph Henry, 30, tat seine Pflicht am Dienstag in der Innenstadt von Port au Prince, als sein Handy klingelte. Joseph erhielt die schreckliche Nachricht: zum zweiten Mal in einem halben Jahr wurde sein Haus, welches nach dem Beben notdürftig repariert wurde, zerstört. Sein Neffe Kika Leus, zwei Jahre, und das Baby Kesnel, acht Monate, wurden unter den Trümmern eingeklemmt. Als Henry das Haus erreichte, gab es nichts mehr, was getan werden konnte. Die Kinder war bereits geborgen und lagen in einfachen Holzsärgen.
Während einer Konferenz im März versprachen die Geberländer Milliarden für Haiti. Bisher erreichten allerdings weniger als 10% die Bedürftigen.
Sicherlich ist es außerordentlich traurig und zu bedauern, wenn wie in ihrem Bericht beschrieben, der Haitianer seine Zwei Kinder verloren hat. Natürlich ist auch dieses Unglück auf das Erdbeben zurück zu führen.
Für mich stellt sich aber hier die Frage, warum gehen die Wiederaufbauarbeiten so gut wie gar nicht voran?
Hätte dieses Unglück nicht vermieden werden können, wenn planvoll und mit Verstand der Wiederaufbau von statten gehen würde?
Wo sind die ganzen Gelder geblieben? Warum geschieht nichts?
Als einer, der im Nachbarland von Haiti, in der Dominikanischen Republik lebt, kann ich mir ein umfassendes Bild von der Situation in Haiti machen.
Für mich stellt sich das größte Hindernis für den Wiederaufbau in der allgegenwärtigen Korruption da. Ich kenne so gut wie kein Projekt, sei es von privaten Initiativen oder von großen Organisationen, das nicht durch „Staatsbeamte“ so stark behindert wird, dass jegliche Motivation der Hilfe schwindet.
Meine Hoffnung ist die Neuwahl am 28. November, dass dadurch eine neue Generation von Politikern das Land regiert und es hoffentlich in eine bessere Zukunft führt.
Wenn sich nach der Neuwahl nichts Gravierendes ändert, kann man das Land nur noch von Außen neu organisieren und schrittweise mit geschaffenen Strukturen an die Haitianer zurückführen.