Der in Europa als Jakobsweg bekannte Pilger- und Mode-Wanderweg führt zum – angeblichen – Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Spanien. Die Entstehung dieser Route fällt in ihrem auch heute begangenen Verlauf in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts.
Nicht ganz so alt und auch nicht so bekannt ist der Jakobsweg in Haiti. Jakob I., französisch Jean-Jacques Dessalines, war von 1804 bis 1806 Kaiser von Haiti. Er ließ sich selber zum Träger dieses Titels ausrufen. Es war damals üblich, sich vor den räuberischen Franzosen zu fürchten und dagegen mit großen Forts anzutreten. Das berühmteste war zweifellos die Citadelle, die beherrschte den Hafen von Cap Haïtien.
Auch der Prinzenhafen, derjenige von Port-au-Prince, wurde von zwei Forts „bedient“: Fort Jacques (für Jean Jacques Dessalines) und Fort Alexandre (für Alexandre Pétion). Beide haben es ebenfalls zu historischen Nationalparks gebracht, und beide haben leider dem Erdbeben vom 12.Januar schlechter widerstanden als den Franzosen.
Fort Jaques war berühmt wegen seiner reichvernetzten, unterirdischen Notausgänge, die sehr tief bis an den Fuß der Hügel hinunter reichten. Wegen der Erdbebenschäden und Einsturzgefahr ist deren Besuch zurzeit nicht empfehlenswert. Die Nordmauern sind zum Teil über hunderte von Metern abgestürzt.
Am 11.März 1802 verteidigte Dessalines die Festung mit einer Truppe von 1’300 Mann gegenüber 18’000 Angreifern. Man sagt, er hätte ein offenes Pulverfass durch die Luft geschwenkt und gedroht, er würde das ganze Fort in die Luft sprengen, sofern den Franzosen ein Durchbruch gelänge. Er fügte den dreisten Eindringlingen herbe Verluste zu, aber nach zwanzig Tagen mussten sie die Festung durch die unterirdischen Notausgänge verlassen, da ihnen Essen und Munition ausging. In der Cahos-Schlucht jenseits des Artibonite sammelte er seine Jakobiner wieder und etablierte seine Armee erneut. Für die Franzen aber wurde es ein blutiger Pyrrhus-Sieg.
Ich entdeckte heute, dass die Fallinie von der Jakobsburg aus direkt zur Bergburg, meinem derzeitigen Wohnort hinunter führt, sodass die Franzosen seinerzeit wohl am Ort meiner heutigen Bleibe vorbeigekeucht sind. Die bunten Uniformen hätten bestimmt ein attraktives Föteli gegeben. Und wenn ich um einiges jünger wäre, würde ich ihnen diesen Aufstieg bestimmt nachmachen. Die Jakobiner waren einmal mehr schlauer als Napoleon und haben mit ihrer Magie gründlich dafür gesorgt, dass ihre Fluchtwege für immer ihr Geheimnis bleiben. Die unter Erdbebenschutt geratenen Teile des Festungs- und Fluchtsystems bleiben im Dunkel verborgen, selbst die vielleicht noch zugänglichen Stollen und Gänge.