Die Seuche, die am 19. Oktober in Mirebalais in Nordost-Haiti ausgebrochen ist, wütet nun schon drei Wochen und hat mehr als 330 Menschen das Leben gekostet und über 4.700 Personen spitalreif angesteckt, die Spitäler sind überfüllt und können schon keine „Normalkranke“ mehr aufnehmen. Um eine Verschleppung ins Ausland zu verhindern, sind Grenzen und Flughäfen immer noch geschlossen, und es könnte Jahre dauern, bis Haïti, der Nachbarstaat der Dominikanischen Republik, auf der Cholerakarte wieder mit einer weißen Weste erscheint, als „sauberes Land“, wenigstens was die Cholera betrifft.
Dabei wäre es ja so einfach, sich jeden Tag ein paarmal die Hände zu waschen, selbstverständlich vor allem nach erledigter Notdurft, und nur abgekochtes Wasser oder Culligan zu trinken, vielleicht noch ein paar andere Basisregeln der Sauberkeit zu beachten. Eigentlich erübrigt es sich, mit Blauhelmverantwortlichen und Hygieneschnüfflern zu streiten und die Schuldigen zu suchen, viel gescheiter würde man die so vergeudeten Mittel für die Arbeit an den Problemen einsetzen, wozu an vorderster Front gerade die Cholera gehört. Wie gesagt, ganz an der Basis wird man das Gros der Menschen finden, die überhaupt noch nicht wissen, dass man die Hände auch waschen kann. Das muss ja nicht unbedingt mit Quellwasser sein, aber auch nicht mit Pfützenwasser.
Da möchte ich aber noch zwei Gedanken loswerden. Bei aller Kenntnis der chaotischen Verhältnisse hier in bezug auf Sauberkeit und Hygiene muss man doch auch sehen, dass es menschlich ist, bei irgendwelchen Un- und Zwischenfällen den Sündenbock stets bei den Fremdesten zu suchen, und das waren hier Abstand die Blauhelme aus dem Himalaya, woher Mitte Oktober ein Truppenkontingent in Mirebalais eintraf, nur Tage bevor dort die Seuche ausbrach. Allerdings sind bei den Soldaten selbst keine Erkrankungen aufgetreten, man kann auch Mikroben verbreiten ohne selber daran zu erkranken.
Die im Volke zirkulierenden Latrinenparolen, speziell über Blauhelme und US-Amerikaner, die immer wieder als Urbild herhalten müssen, um als Teufel an die Wand gemalt zu werden, sind natürlich Wasser auf die Mühlen der Fremdenhasser. Die Fremden- und Ausländerhasser sind eine Gegenreaktion auf den Rassismus und gründen auf Vorurteilen, auf Ängsten und Unkenntnis fremder Sitten oder einer sozial bedingten Feindseligkeit gegenüber Ausländern, zum Beispiel wegen Lohndumping.
warum müssen die sich auch immer einmischen, das können die Haitianer auch aus eigener Kraft schaffen, sie müssen nur ihre Knochen ein wenig bewegen, aber das scheint ja allen Latinos ein wenig schwer zu fallen…