Ich konnte hier in Haiti die Reportagen einiger lokaler Fernsehstationen ansehen. Es schüttet in einem Fort. Die Zustände sind unbeschreiblich. Viele Straßen seien unterbrochen, die N#2 bei Miragoâne und bei Anse-à-Veau, die Halbinsel Tiburon ist abgeschnitten, mit Spitälern, einer Universität, bedeutenden Städten. Auch die Häfen sind stillgelegt, und es ist bei weitem kein Flugwetter, Helikopter müssen auf dem US Schiff und den Flughäfen bleiben.
Auf dem Bildschirm sieht man, wie große Lastwagen und Busse trotzdem fahren, die Räder wurden zu Wasserrädern. In Leogâne sieht man wenige Fußgänger, Köpfe sieht man keine, sie sind in riesige Plastikfetzen eingetaucht. Die ganze Stadt Leogâne ist zu einem reißenden Strom geworden, das Wasser zieht abwärts, dem richtigen Meer entgegen. Ein paar Jungen haben sich aus einer großen Schachtel ein Boot gebaut. Er wird so auch bald ertrinken, wie man es von Dutzenden hört. Die Landschaft ist zu einem Meer geworden. Das Wasser der Flussbette fließt oben über die Brücken. Wir besuchen ein Lager in erhöhter Lage, wo die Menschen wenigstens nicht unter das Meeresniveau kommen.
Pétionville ist das Nobelquartier hoch über der Hauptstadt. Der Place-Saint-Pierre – Hauptplatz – mit normalerweise Parkanlage, Autokino und anderen Attraktionen, liegt zwischen Botschaften, Kirchen, Hotels, Post, Polizeistationen und anderen öffentlichen Gebäuden. Er ist schon seit Monaten ein riesiges Zeltlager. In den Zelten, die teilweise nur noch aus Stofftüchern bestehen, stehen Schlamm und Wasser meterhoch, und die verzweifelten Insassen erzählen, die Kleinkinder im Arm, dass ihnen seit drei Tagen niemand etwas zu Essen, niemand Hilfe brachte, dass sie drei Tage lang im Wasser stehen oder sitzen, nicht liegen und nirgends schlaffen können, himmelschreiend!
Samstag 6.11/ 03:00 Uhr. Ich erwache am tosenden Geräusch des Regens, der nun schon 60 Stunden andauert, und suche eine wärmere Decke. Ich darf nicht an die Millionen denken, die draußen im Dunkeln und im Regen stehen, grausig.
Samstag 7.30 Uhr, es scheint aufzuhören, nach 61 1/2 Stunden geöffneten Himmelsschleusen. Bleibt nur die bange Frage, nur eine Regenpause, oder wirklich zu Ende?
Samstag gegen Mittag, die Sonne drückt langsam durch, die Menschen kommen jetzt wohl aus ihren Schlammlöchern hervor und schleifen die triefendnassen Matratzen und Kleider an die Sonne. Ich werde mich wieder vor den Fernseher setzen und mich vielleicht hier nochmals melden, je nach Nachrichtenlage.
Samstag18h, es beginnt wieder zu regnen. Keine Entwarnung, weitere Niederschläge erwartet, Flut immer noch 2,5m, Alarmzustand Rot bleibt im ganzen Land bestehen. In Leogâne 8 Vermisste, in Pétion-Ville Hauseinstürze, dabei Hospitalisierte, auch von den Wasserpatienten aus den Zelten. Große Überschwemmungen, viele Straßen unpassierbar, ab morgen Flugverkehr wieder gestattet.
Die Situation hier in Haiti ist unbeschreiblich und nicht mit der in der Dominikanischen Republik zu vergleichen, die weitgehend vom Wirbelsturm verschont wurde. Die Berichterstattung einiger heimatlicher Sesselhocker in Europa ist ebenfalls unbeschreiblich. Des spanischen nicht mächtig, versuchen sie sich an Übersetzungen-und scheitern kläglich. So berichtete vor kurzem ein privater Blog von 500.000 Opfern durch Hurrikan Tomas-hätte allerdings, wenn er des spanischen mächtig gewesen wäre festgestellt, dass damit die Erdbebenofer gemeint waren, die unter der neuerlichen Naturkatastrophe zu leiden haben. Deswegen mein Tipp-Schreibt weiter über gestohlene Fahrräder usw. —passt besser.
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