El Salvador: Massaker an der Jesuitenuniversität – eine “Dummheit”

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Datum: 15. November 2010
Uhrzeit: 08:42 Uhr
Ressorts: El Salvador, Panorama
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► Jahrestages der Ermordung von sechs Jesuiten

Als “Dummheit” bezeichnete Ex-Präsident Alfredo Cristiani in einem Interview anlässlich des Jahrestages der Ermordung von sechs Jesuiten, einer Hausangestellten und deren Tochter die Verbrechen an der Jesuitenuniversität UCA am 16. November 1989.

Während einer großen Offensive der Guerillabewegung FMLN führte die Armeeführung einen publizistischen Kampf gegen die Jesuiten der UCA (Zentralamerikanische Unviersität) und trafen schließlich die Entscheidung den Rektor und einige seiner Mitstreiter zu ermorden, da sie in der UCA eine Bastion der Guerilla sowie eine Sperrspitze der Theologie der Befreiung sahen.

Jetzt bezeichnete der damalige Präsident Alfredo Cristiani und derzeitige Vorsitzende der rechten Oppositionspartei ARENA diese Entscheidung der Armeeeführung als “Dummmheit” und “strategischen Fehler”, da das Massaker an der UCA eine großen nationalen und internationalen Druck in Richtung Verhandlungen mit der FMLN erzeugte. Dieser von der UNO moderierte Verhandlungsprozess führte 1992 zu den Friedensverträgen und dem Ende des Krieges.

Die salvadorianische Regierung, die Führung der Regierungspartei ARENA und die Spitze der Armee versuchten in der Folge die Entscheidung über das Verbrechen mittleren Chargen anzulasten. 1991 wurden zwei von sieben angeklagten Militärs zu einer Haftstrafe verurteilt. Unter dem 1993 beschlossenen Amnestiegesetz kamen sie allerdings frei.

Im Jahr 2000 wurde eine Klage gegen 14 Angehörige der Armeeführung und gegen Cristiani eingebracht, weil es sich um ein angeordnetes Verbrechen gehandelt hätte. Diese wurde jedoch vom zuständigen Richter abgewiesen. Wiederholte Versuche, eine Neuaufnahme des Verfahrens zu erreichen, hatten keinen Erfolg. Derzeit wird das Verfahren in Spanien neu aufgerollt, weil einige der ermordeten Patres spanische Staatsbürger waren. Anfang Juli sagte dort ein ehemaliger leitender Militär aus und belastete Cristiani schwer.

Der Oberste Gerichtshof El Salvadors hat nach spanischen Zeitungsberichten erst auf eines von drei Rechtshilfeansuchen des spanischen Richters reagiert. Almudena Bernabéu vom Center for Justice and accountability (CJA/Washington) bezeichnete die jüngsten Äußerung Cristianis als “absoluten Mangel an Respekt”. Sie ist der Überzeugung, dass Cristiani 1989 in seiner Funktion als Oberkommandierender der Streitkräfte absolut unverantwortlich gehandelt hat und im Anschluss an das Massaker die Schuldfrage verschleiert, die Verantwortlichen geschützt und die Öffentlichkeit getäuscht hat.

Für den Direktor des Menschenrechtsinstituts der UCA (IDHUCA), Benjamin Cuéllar, der seit Jahren die Wiederaufnahme des Verfahrens betreibt, sind die Äußerungen Cristianis der Versuch, sich aus der Verantwortung für die damalige Entscheidung zu stehlen – zu einem Zeitpunkt, in dem der Prozess in Spanien Konturen annimmt.

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