Nach einem weiteren endlosen Tag entdeckten wir in der Abenddämmerung erneut die vagen Umrisse einer Insel am Horizont. Dies war Trinidad, die größere der beiden Schwesterninseln Trinidad/Tobago. Sollten wir nicht in der Lage sein, dort an Land zu gehen, würden wir in Richtung Venezuela abgetrieben. Doch dies war mit unserem kleinen Boot wegen der dort herrschenden Strömungen nicht zu schaffen.
Es dauerte noch Stunden, bis wir so nahe waren, dass wir Einzelheiten der Insel erkennen konnten. Unser Skipper bastelte unaufhörlich am Motor herum, denn auch ihm war nun bewusst, in welch schwieriger Situation wir uns befanden. Es war bereits dunkel, als wir die Nähe der Insel erreichten. David übernahm nun wieder selbst das Steuer, und schaffte es sogar, den Motor in Gang zu bringen. Trotzdem gelang es ihm nicht, in eine der vielen Buchten zu steuern. Immer wieder trieben wir daran vorbei. Die Stimmung an Bord war mehr als angespannt.
Als wir den Lichtern des Leuchtturmes, der sich am Ende von Trinidad befand, schon sehr nahe kamen, hatten wir endlich Glück dass uns ein günstiger Wind direkt in eine Bucht hineintrieb. Unsere Erleichterung war unbeschreiblich. Mit dem kleinen Beiboot fuhren wir an Land. Alle drei befanden wir uns in einem erbärmlichen Zustand. Wir waren dreckig und verschwitzt, dazu total ausgehungert und halb verdurstet. Die letzten Tage hatten wir kaum noch Lebensmittel an Bord gehabt, und Trinkwasser war uns bereits vor zwei Tagen ausgegangen.
Da es schon spät in der Nacht war, hatten leider die Kneipen bereits alle geschlossen und uns blieb nichts anderes übrig, als hungrig und durstig nochmals an Bord zurück zu kehren, um den Rest der Nacht in der Koje zu verbringen. David machte uns den Vorschlag, am nächsten Morgen sein Boot in Ordnung zu bringen, um uns dann nach Tobago zu fahren. Davon wollten wir jedoch nichts wissen. Mich hätten keine zehn Pferde mehr dazu gebracht, mit diesem Boot noch einmal in See zu stechen. Wir wollten von Trinidad nach Tobago mit der Fähre übersetzen.
Bei Sonnenaufgang verließen wir zusammen mit Rusty Davids Boot. Am Ticketschalter der Fähre erfuhren wir, dass Hunde nur in Transportboxen mitgenommen wurden. Unser Taxifahrer wusste dafür eine Lösung. Er fuhr mit uns zu einer Kartonagenfirma, wo auf die Schnelle eine Box für den Transport zusammen gebastelt wurde. Dass diese Inselbewohner Meister der Improvisation waren, konnte ich später immer wieder feststellen.
Endlich am Nachmittag legte die Fähre ab. Wir mussten unsere Rusty in dem Riesenkarton an Bord bringen. Dies war gar nicht so einfach, da sie, so verstört wie sie ohnehin schon war, den ganzen Karton bereits zerlegt hatte, bevor wir an Bord waren. In den Passagierraum durften Hunde nicht genommen werden, deshalb mussten wir den total verängstigten Hund im Maschinenraum an einem Rohr festbinden. Hier war es dunkel, stickig heiß und außerdem unerträglich laut. Wir verabreichten ihr die letzte Beruhigungstablette, die ich vom Flug her noch hatte, und so überstand sie die sieben Stunden Überfahrt im Halbschlaf.
Irgendwann in der Nacht ging Gott sei Dank auch diese Überfahrt zu Ende, und wir durften endlich in Tobago an Land gehen.
Mein Mann hatte vor Antritt der Schifffahrt einem der Einheimischen seinen gemieteten Jeep überlassen, damit sollte er uns bei unserer Ankunft abholen. Vergeblich hielten wir Ausschau nach ihm. Später erfuhren wir, dass er wegen irgendwelcher Drogengeschichten vorübergehend von der Polizei inhaftiert worden war. Das Problem war, nun wieder einen Taxifahrer zu finden, der bereit war, uns zusammen mit dem Hund zu unserer Unterkunft zu bringen. Doch nachdem wir mit einem saftigen Trinkgeld ein Taxi bekommen konnten, durften wir nach einstündiger Fahrt endlich spät in der Nacht völlig erschöpft in unsere Betten sinken.
Am nächsten Morgen, als wir in unserem Gästehaus erwachten, wurden wir für all unsere Strapazen und Ängste der letzten Tage entschädigt. Man hatte einen direkten Blick aufs Meer. Die aufgehende Sonne glitzerte auf den Schaumkronen des türkisfarbenen Wassers und zwischen den Palmblättern hindurch leuchtete ein azurblauer Himmel. Dankbar genossen wir dieses paradiesische Panorama.
Leider war mein Rückflug bereits zwei Tage später. Also musste ich kurz darauf von meinem Mann und unserem Hund Rusty Abschied nehmen, um alleine zurück nach Deutschland zurück zu fliegen.
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