Das Katastrophenjahr in Haiti riskiert so auszuklingen, wie es am 12. Januar begonnen hat: tragisch, apokalyptisch und chaotisch. Mit immer noch gleich vielen Katastrophenopfern wie damals, Obdachlosen in den Lagern, deren Gesichter von Verzweiflung gezeichnet und die Seelen von Ängsten durchtränkt sind. Ein endloser Zug von Natur- und humanitären Katastrophen, ein Jahr, welches zerstört, was einst die Perle der Antillen war. Vergleichbar dem Kuwait des XVIII. Jahrhunderts (seit 1716 hatte der Stamm der as-Sabah das Gebiet besiedelt und 1756 wurde das Scheichtum gegründet.1899 verlor das Land seine Selbständigkeit und wurde ein britisches Protektorat).
Es ist gewiss, das 206. Jahr in der Geschichte Haitis, dem Nachbarstaat der Dominikanischen Republik, war das verfluchteste. Das verheerendste Erdbeben der Geschichte, Vertuschung der Tatsachen, Misslingen des Wiederaufbaus, verratene und vergessene Versprechen, wütende Seuchen, Einschlummern der Reformen der Welthilfe und -organisationen, tobende Wirbelstürme (Thomas), Bankrott des Staates und verfassungsmäßiger Putsch. Um diese apokalyptische Sammlung zu vervollständigen, ist Haiti erneut in den tragischen Strudel eines nekrologischen Begräbnisdekors und eines gigantischen, durch die internationale Gemeinschaft finanzierten, kontrollierten und obendrein organisierten Wahlbetrugs gerissen worden.
Das Drama ist erst- und einmalig in der Welt. Die MINUSTAH hat nach 6 jährigem Einsatz in Haiti jämmerlich versagt und verschleiert die Wahrheit und den Reformstau. Die gegenwärtigen Geschehnisse erweisen sich offenkundig als antillisches Waterloo der UNO, welches schon Milliarden hinuntergeschlungen und seit 1994 nicht weniger als 5 äußerst beklagenswerte Fehlschläge einstecken musste. Die „Wahlen“ vom 28. November scheinen dazu berufen, die MINUSTAH reinzuwaschen und vergessen zu lassen, dass ihre Bemühungen im Lande nur Staatsbankrott, Pfusch und Chaos besiegeln.
Außerdem musste die kanadische Regierung nach 4 Jahrzehnten die gleiche negative und schmerzvolle Erfahrung in Haiti machen- eine endlose Kette von Schocks. Die Situation verschlimmert sich nur, und die Weltgemeinschaft besteht darauf, die gleichen Irrtümer immer neu zu wiederholen statt einmal zu hinterfragen. Trotzdem inszeniert sie eine antidemokratische Wahltragödie unter Schaffung einer für Haiti maßgeschneiderten neuartigen Politinstitution, einer Démoligarchie- Wortbildung aus Demokratie und Oligarchie. Eine démoligarchische Abstimmung für die politisch-kreolisch-haitianische Oligarchie und die transnationale unosiensische Jet-Set-Bürokratie, eine Wahl mit Paten unter einem falschen Vixierbild von Demokratie mit unbrauchbaren Kandidaten.
Eine Wahl ohne die großen Mehrheitsparteien, „Fas-à-Fas“ von Wyclef Jean und „Fanmi Lavalas“ von Jean Bertrand Aristide, ist eine Farce und ein Betrug und kann keinen demokratischen Anspruch erheben. Der massive Wahlbetrug zugunsten des Kandidaten der Partei Inite, die der abtretende Präsident mit allen Mitteln durchsetzen möchte, die von der Oppositionspartei von Michel Martelli angeprangert wird die auch vehement die Annullierung der Wahlen verlangt, machen die Unterstützung durch die OEA und die UNO unbegreiflich.
Bisher haben die Weltorganisationen die echten Wahlen zugunsten von Staatspräsidenten unterstützt, inklusive die von Aristide 2001-2004 und Préval 2006-2010. Mit der MINUSTAH und unter den Fittichen der OEA schickt man sich an, den haitianischen Staatspräsidenten selber auszuwählen und das unter démoligarchischen „Regeln“. Andererseits müsste der einseitige Bruch seines impliziten Vertrags mit „Fanmi Lavalas“ durch Präsident Préval logischerweise Mirlande Manigat in der zweiten Runde begünstigen. Was mit einem Schlag Jean-Bertrand Aristide zum potentiellen Schiedsrichter über die zweite Wahlrunde machen würde. Das ist es, was die Präsidentschaftspartei befürchtet. Ein möglicher Sieg von Mirlande Manigat bedeutet die Neutralisierung des Préval-Clans, darunter der Zynismus und dynastische Ehrgeiz, ein unumgänglicher Parameter in der endgültigen Wahlgleichung. Dazu kommen die Praktiken und orchestrierten betrügerischen Wahlsitten und Zweihundertjahrfeiern.
Die Welt hat versagt. Ihre Organisationen haben das Gesicht verloren. Indem sie Ex-Ante, also aus früherer Sicht, den Wahlvorgang legitimieren. UNO und OEA haben sich selbst eine Falle gestellt.
…nun wurde endlich mal Klartext geredet !!!
Dieser Artikel spricht mir aus dem Herzen.
Eine sehr gute Röntgenaufnahme Haitis.