Klicklaute dienen der Echoortung
Der Dominikanische Schlitzrüssler ernährt sich fast ausschliesslich von tierlichen Stoffen. Bei der Nahrungssuche stöbert er eifrig am Boden umher, streckt seine bewegliche Nase prüfend in jede Höhlung, jede Ritze, jeden Winkel und stochert hier und dort mit ihr im lockeren Erdreich. Immer wieder kommen auch die kräftigen Krallen seiner Vorderpfoten zum Einsatz, um beispielsweise Rinde von morschen Ästen abzusprengen, Löcher im Boden auszuheben oder Steine umzudrehen. Auf diese Weise erwischt der Dominikanische Schlitzrüssler hauptsächlich wirbellose Kleintiere wie Schnecken, Regenwürmer, Tausendfüsser, Termiten, Grillen, Käfer und allerlei Insektenlarven. Auch Frösche, Eidechsen und nestjunge Kleinvögel gehören wahrscheinlich zu seinen Opfern. Die aufgeschreckten Beutetiere springt der tüchtige Jäger jeweils unverzüglich an, drückt sie mit den krallenbewehrten Pfoten zu Boden und lähmt bzw. tötet sie mit gezielten Bissen.
Aktiv ist der Dominikanische Schlitzrüssler vorwiegend nachts. Den Tag verschläft er gewöhnlich in einer Erdhöhle, einer Felsnische, einem hohlen Baumstrunk oder sonst einem sicheren Versteck. Er führt zwar im allgemeinen ein Leben als Einzelgänger; zu den anderen, in seinem Streifgebiet ansässigen Artgenossen hat er aber laufend Kontakt und verständigt sich mit ihnen durch Laute und Geruchsstoffe. Er hat nämlich gut entwickelte Duftdrüsen in den Achselhöhlen und in der Leistengegend. Damit vermag er einerseits Duftmarken zu setzen, indem er sich an bestimmten Gegenständen reibt. Andererseits erhält seine Fährte eine geruchliche Tönung. So kann er dem Rest der lokalen Population Mitteilungen zum Beispiel über seine Fortpflanzungsbereitschaft hinterlassen.
Der Dominikanische Schlitzrüssler verfügt ferner über ein recht breites Spektrum unterschiedlicher Laute wie Zwitschern, Schnauben, Qieken, Zirpen und Klicken. Die meisten dieser Lautäusserungen dienen dazu, den übrigen Artgenossen die Anwesenheit und wohl auch die aktuelle Verfassung kundzutun. Besonders die Klicklaute, welche teilweise jenseits der menschlichen Hörfähigkeit liegen, scheinen hingegen eine andere Funktion auszuüben: Sie stehen vermutlich im Dienst einer einfachen Form von Echoortung, verschaffen also dem Schlitzrüssler ein akustisches Bild seiner näheren Umgebung. Ähnliches ist von einigen Spitzmausarten bekannt, wie ja auch, in weit höher entwickelter Form, von den Fledermäusen und Delphinen.
Die weiblichen Schlitzrüssler werden ungefähr alle zehn Tage für knapp einen Tag brünstig, während die Männchen ständig paarungsbereit zu sein scheinen. Nach einer Trächtigkeit von unbekannter Dauer bringt das Weibchen jeweils ein oder zwei nackte, rosafarbene Junge zur Welt, welche lediglich 40 bis 55 Gramm wiegen. Die jungen Schlitzrüssler bleiben während mehrerer Monate mit ihrer Mutter zusammen, was für Insektenesser eine ungewöhnlich lange Zeit ist. In den ersten Lebenswochen sind sie recht unselbständig und halten sich dauernd in ihrem Wurflager auf. Später begleiten sie ihre Mutter auf deren nächtlichen Fresswanderungen, gehen interessiert neben ihr her und lernen von ihr, welche Nahrung bekömmlich ist, indem sie an ihrem Mund lecken, so bald sie etwas zu sich nimmt. Die erste feste Nahrung nehmen sie etwa ab der 13. Lebenswoche zu sich, werden aber noch ungefähr bis zur 20. Woche gesäugt.
Nicht auf Fressfeinde eingerichtet
Vor der Eroberung der karibischen Inselwelt durch den Menschen waren der Dominikanische und der Kubanische Schlitzrüssler auf ihren beiden Heimatinseln zweifellos weitverbreitete und häufige Tiere gewesen. Nachdem aber der Mensch in die Abgeschiedenheit der Antilleninseln eingedrungen war, da wurden die Schlitzrüssler – und mit ihnen unzählige weitere Vertreter der einzigartigen karibischen Tierwelt – immer weiter zurückgedrängt. Auf breiter Front zerstörte die stetig anwachsende menschliche Bevölkerung die natürliche Pflanzendecke, um Kultur- und Siedlungsland zu schaffen, und entzog den Schlitzrüsslern so die Lebensgrundlage.
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