Von den weltweit 67 Millionen Kindern, die keine Schule besuchen, leben 28 Millionen in Ländern in Konfliktsituationen. Bewaffnete Konflikte nehmen diesen Kindern ihre Zukunft. Das ist das Fazit des UNESCO-Weltbildungsberichts 2011, der am 1. März 2011 am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York vorgestellt wird. Sexuelle Gewalt, gezielte Angriffe auf Schulen und weitere Menschenrechtsverletzungen gefährden die Bildung von Kindern. Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur lobte in ihrem Bericht die Qualität der Bildung auf Kuba und hob besonders die Alphabetisierungskampagne „Yo si puedo“ hervor.
Hinter “Yo sí puedo” steht ein audiovisuelles Schulungsprogramm, welches von Kuba und Venezuela gemeinsam entwickelt wurde. Die Schüler erhalten 65 Lektionen des Programmes über eine Videoreihe oder Radio. In den Klassenräumen laufen jedoch nicht nur die Videos oder Radiosendungen, auch Betreuer sind vor Ort, die bei Problemen weiterhelfen können.
Organisiert werden die Alphabetisierungskurse meist von sozialen Organisationen, in einigen Fällen auch mit staatlicher Unterstützung wie in Venezuela und Bolivien. Nach der kubanischen Methode wird unter anderem in Paraguay, Argentinien, Bolivien, Ecuador, Honduras, Nicaragua, der Dominikanischen Republik, Haiti, Neuseeland und El Salvador gelehrt.
Der Bericht „Die unbeachtete Krise: Bewaffneter Konflikt und Bildung“ warnt, dass die internationale Gemeinschaft die im Jahr 2000 vereinbarten Ziele im Rahmen der Initiative „Bildung für alle“ nicht erreichen wird. Trotz vieler Fortschritte werden die meisten Ziele deutlich verfehlt, insbesondere in Regionen mit dauerhaften Konflikten. Der Bericht kritisiert, dass Bildung der am stärksten vernachlässigte Bereich im unterfinanzierten System humanitärer Hilfe ist.
Schulen und Kinder in der „Schusslinie“
Zwischen 1999 und 2008 waren 35 Länder von Konflikten betroffen. Lehrkräfte, Kinder und Schulen geraten immer wieder in die „Schusslinie“ von Konfliktparteien und werden als legitime Ziele betrachtet. Allein in Afghanistan wurden 2009 mindestens 613 Schulen angegriffen, im Vergleich zu 347 im Jahr 2008. Im Nordjemen wurden 2009 und 2010 bei Kämpfen zwischen Regierungskräften und Rebellen 220 Schulen zerstört, beschädigt oder geplündert.
„Bewaffneter Konflikt ist in vielen Weltregionen ein großes Hindernis für gesellschaftliche Entwicklung. Dennoch werden die Auswirkungen von Konflikten für die Bildung weitestgehend ignoriert. Dieser bahnbrechende Bericht dokumentiert die Ausmaße der unbeachteten Krise, identifiziert ihre Ursachen und macht überzeugende Vorschläge für Veränderungen“, so UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokowa.
796 Millionen Analphabeten weltweit
Der aktuelle Weltbildungsbericht zeigt, dass einige Entwicklungsländer in den letzten Jahren zahlreiche positive Fortschritte in der Bildung gemacht haben. Besuchten im Jahr 2000 noch rund 106 Millionen Kinder im Grundschulalter keine Schule, ging die Zahl bis 2008 auf 67 Millionen Kinder zurück. Doch die Veränderungen erfolgen zu langsam, um das Ziel der Grundschulbildung für alle Kinder bis 2015 zu erreichen. Trendanalysen rechnen damit, dass die Zahl der Kinder, die keine Bildung erhalten, bis 2015 wieder auf rund 72 Millionen steigen wird, wenn nicht mehr getan wird.
Leider kein Kommentar vorhanden!