Der Grosse Ameisenbär – ein unersättlicher Termitenvertilger
Im Gegensatz zur vielgestaltigen Familie der Gürteltiere umfasst die Familie der Ameisenbären nur vier Arten: den winzigen Zwergameisenbären (Cyclopes didactylus), den nördlichen und den südlichen Tamandua (Tamandua mexicana und Tamandua tetradactyla) sowie den Grossen Ameisenbären. Letzterer ist – wie sein Name sagt – der grösste Vertreter der Familie: Er kann 130 cm lang und über 50 kg schwer werden. Sein Schwanz erreicht eine Maximallänge von 90 cm und ist mit bis zu 40 cm langen Borstenhaaren bewachsen.
Der Grosse Ameisenbär hat sich auf dieselbe Nahrung spezialisiert wie das Riesengürteltier: Termiten und Ameisen. Dies hat zur Ausbildung ähnlicher «Werkzeuge» geführt. So bricht auch der Ameisenbär die Termitenbauten mit den kräftigen, spitzhackenartigen Krallen seiner Vorderbeine auf. Und er besitzt ebenfalls eine lange, wurmförmige Zunge, mit welcher er die kleinen Insekten mühelos aufnehmen kann. Wie an einer Leimrute werden sie durch den zähen, klebrigen Speichelüberzug der rund 60 cm langen Zunge festgehalten. Bis zu 160 mal in der Minute kann die Zunge aus der kleinen Mundöffnung herausgepresst und wieder eingezogen werden. In der zahnlosen Schnauze werden die Termiten und Ameisen an scharfen, nach hinten gerichteten Hornpapillen abgestreift und gelangen unzerkleinert in den Magen des Ameisenbären. Dort zerreiben starke Muskelwände und die verhornte Magenauskleidung die Nahrung. Oft nimmt der grosse Zahnlose pro Mahlzeit mehrere Kilogramm Termiten zu sich.
Das Ameisenbär-Weibchen bringt nach einer Tragzeit von ungefähr sechs Monaten ein einzelnes Junges zur Welt. Das Jungtier wiegt bei der Geburt etwa 1,5 kg und ist das genaue Abbild seiner Eltern: Es ist dicht behaart, weist bereits die typische Fellzeichnung auf und besitzt sogar ausgebildete Krallen. Während der ersten sechs Monate lässt sich das Junge bei allen Wanderungen von seiner Mutter auf dem Rücken tragen, obwohl es schon nach vier Wochen zu einem leichten Galopp fähig ist. Hier ist es vor natürlichen Fressfeinden – Jaguar und Puma – weitgehend sicher, denn die Mutter weiss sich mit ihren scharfen Krallen energisch zur Wehr zu setzen. Tatsächlich sollen schon Jaguare im Klammergriff von Ameisenbären umgekommen sein. Ob und in welcher Form das Ameisenbär-Männchen bei der Jungenaufzucht eine Rolle spielt, ist nicht bekannt.
Der Grosse Ameisenbär besitzt kein festes Lager und scheint auch wenig ortsgebunden zu sein. Auf seinen Streifzügen durch das hohe Gras der Savanne führt er ständig seine lange Nase dicht über dem Boden, bis er schliesslich auf ein Ameisen- oder Termitennest trifft.
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