Gezielter Walhaifang ist selten
Wie bei den meisten Grosstieren scheint die Populationsdichte der Walhaie von Natur aus sehr gering zu sein. Dieser Seltenheit wegen, aber auch zufolge ihrer «unhandlichen» Körpergrösse, wird der Fang von Walhaien gewöhnlich nicht auf kommerzieller Basis betrieben. Eine Ausnahme hierin bilden einzig jene paar pakistanischen und indischen Küstenfischer, welche im Arabischen Meer gezielt nach Riesenhaien Ausschau halten. Ihre jährliche Fangbilanz ist allerdings unerheblich, weshalb sie sich die meiste Zeit anderer Beute widmen. Entdecken sie aber einen der grossen Knorpelfische, so machen sie gezielt Jagd auf ihn, erlegen ihn von ihren Booten aus mit Harpunen und fahren dann mit dem Tier im Schlepptau an die Küste zurück, um es dort zu verwerten. Das Fleisch des Walhais wird in der Küche für verschiedenerlei Speisen verwendet. Die Flossen dienen als Suppenbeilage. Und die Haut lässt sich entweder zu einem zähen Leder gerben oder zum sogenannten «Chagrinleder», einem fein schleifenden Poliertuch, verarbeiten.
Einigermassen seriöse Aussagen bezüglich der Grösse des Walhai-Weltbestands und einer etwaigen Entwicklung desselben sind nicht möglich; das lässt die allzu dürftige Informationslage vorderhand nicht zu. Zwar scheint die Häufigkeit der Walhaisichtungen gegenüber früher zurückgegangen zu sein, und dies könnte auf eine Abnahme der Bestände hindeuten. Es wäre allerdings auch möglich, dass Begegnungen mit Walhaien heute einfach weniger Aufsehen erregen als früher und dass deshalb seltener darüber berichtet wird.
In Fachkreisen wird ein – möglicherweise massiver – Bestandsrückgang jedoch nicht ausgeschlossen. Denn von der immer intensiver und mit immer raffinierterer Technik betriebenen Hochseefischerei geht zweifellos eine ernsthafte Gefahr für die Walhaie aus. Da sich die grossen Fische gerne im oberflächennahen Wasser und ausserdem in fischreichen Gebieten aufhalten, geraten sie verhältnismässig häufig als «Beifang» in die ausgelegten Netze. Zuverlässige Zahlen hierzu sind aber einzig für zwei taiwanische Fischereien erhältlich, deren Fangflotten jährlich 60 bis 100 Walhaie zum Opfer fallen.
Um genügend Informationen über die Bestandssituation des Walhais einerseits und seine Lebensgewohnheiten andererseits zu beschaffen, wäre ein internationales Forschungsprogramm dringend notwendig. Erst danach könnte man, würde sich eine Gefährdung der Art abzeichnen, wirksame Massnahmen zur Sicherung des Fortbestands dieses weltweit grössten Fisches treffen. Wegen des Lebens des Walhais auf hoher See wäre eine solche Studie allerdings sehr kostenaufwendig – und dürfte daher noch lange auf sich warten lassen.
Für agência latina press
Markus Kappeler
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