Der Himmel ist heute leider Wolken verhangen. Da es jedoch früh morgens bereits geschätzte 27° hat, wage ich wie jeden Tag vor dem Frühstück den Sprung in den Pool. Das Wasser ist trotz der Wärme, die hier ständig, auch nachts herrscht, erstaunlich kühl, und macht mich sofort angenehm frisch. Da dies nicht unbedingt Strandwetter ist, beschließen wir, mit dem Auto ein wenig über die Insel zu fahren, und dabei ein paar Freunde zu besuchen. Zuerst jedoch brunchen wir ausgiebig auf unserer Terrasse.
Eigentlich wollten wir heute den „Robinson-Crusoe-Point“ besuchen. Dies ist eine Felshöhle in den Klippen, wo Robinson Crusoe angeblich gestrandet sein soll. Unsere Putzfrau hat uns jedoch davor gewarnt, da es dort sehr einsam sei. Solche Gegenden solle man nicht ohne Begleitung eines Einheimischen aufsuchen. Erst in der vergangenen Nacht sei wieder ein Tourist überfallen und ausgeraubt worden. Dies sind die Schattenseiten dieser wunderschönen Insel. Da ich einige solcher Übergriffe bereits selbst erleben musste, glaube ich ihr diese Story sofort. Wir verschieben diesen Ausflug deshalb auf später.
In der Zeit, als ich auf Tobago gelebt habe, wurden wir einige Male im eigenen Haus überfallen, ausgeraubt und bedroht. Ich war deshalb durchaus in der Lage, solche Situationen einschätzen zu können und ernst zu nehmen.
Kaum sitzen wir im Auto und fahren Richtung Norden, um in Goodwood unsere Freunde zu besuchen, scheint auch bereits wieder die Sonne, und macht diese Fahrt zu einem unbeschreiblich schönen Erlebnis. Wir fahren die Straße entlang der Atlantikküste, die sich oberhalb der Klippen in halsbrecherischen Serpentinen schlängelt. Es sind nur etwa 30 Kilometer, die wir zurücklegen müssen. Für diese kurze Strecke benötigen wir jedoch über eine Stunde. Die Verhältnisse sind nicht immer die besten, obwohl sich dies in den vergangenen Jahren bereits erheblich verbessert hat.
Trotzdem wir des Öfteren am Rande der Klippen ziemlich hoch über dem Meer fahren, sind die Straßen oft nicht durch Leitplanken abgesichert, sondern nur durch dünne Holzbalken, die lediglich optisch einen Schutz darstellen. Jedoch größere Unfälle habe ich hier eigentlich noch nie erlebt, obwohl der Fahrstil der Einheimischen sehr riskant ist. Sie haben keine Scheu, vor unübersichtlichen Kurven zu überholen, wobei selbst an solchen Stellen geparkt wird, und man dort auf die Gegenfahrbahn ausweichen muss. Wahrscheinlich sind diese Insulaner wahre Fahrkünstler.
Nach jeder Kurve und nach jedem Felsvorsprung bietet sich uns ein anderes traumhaftes Panorama. Ich kenne nun die Insel eigentlich in- und auswendig und hätte trotzdem am liebsten jedes Detail mit der Kamera eingefangen.
Diese Fotos haben mit schuld, dass ich, kaum zu Hause, bereits wieder Sehnsucht bekomme nach Tobago zu fliegen.
Mein Buchtipp:
„Mein verlorener Traum“
Inselleben in der Karibik, Paradies oder Hölle?
Autorin: Solveigh Köllner
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