Politiker Lateinamerikas füllen in diesen Tagen die Schlagzeilen mit „Kampagnen gegen die Korruption“. Egal ob von Konservativen, Sozis oder Rojo-Rochitos, es sind die gleichen Töne aus allen Ecken. Niemand stellt in Frage, daß es hierzu reichlich Anlass gibt, Glaubwürdigkeit und Erfolgsaussichten der angekündigten Maßnahmen schon eher. Zumal, wenn sich viele der Ermittlungen auf den jeweiligen politischen Gegner konzentrieren.
Betrachtet man historisches Alter und Verbreitung des Übels, könnte man auf die Frage, „Wie bekämpft man Korruption?“, leicht mit den Achseln zucken und sagen: „Am besten gar nicht, da aussichtslos!“ – Diese Unsitte ist so alt, wie die zivilisierte Menschheit. In allen Kulturen und Zeitaltern gab es sie. Selbst bei Tieren kann man Ansätze davon beobachten.
Jemandem gegen Belohnung einen Gefallen zu erweisen, ist grundsätzlich nicht verwerflich. Von Korruption spricht man erst dann, wenn ein Individuum gegen Belohnung bereits eine Verpflichtung eingegangen ist, und von anderer Seite eine weitere Belohnung annimmt, um entweder dieser primären Verpflichtung entgegen zu handeln, oder sie nur gegen doppelte Bezahlung auszuführen. Dies ist eine spezielle Form des Betruges und gilt weltweit als Straftat. Hierbei gibt es immer zumindest zwei Täter, den aktiv Bestechenden und den passiven Bestechungsempfänger. Will man also der Korruption zu Leibe rücken, muß man dementsprechend beide Tätergruppen ins Auge fassen.
Wie wir aus Kriminalromanen wissen, schaut ein guter Ermittler zunächst nach dem möglichen Motiv des Täters. Denn, wie jedem Delikt, liegt auch der Korruption ein Motiv zugrunde. Der „aktive“ Täter will sich durch Zahlung eines Bonus einen Vorteil verschaffen, in dem er den Entscheider über sein Anliegen besticht. Dieser „passive“ Täter lässt sich darauf ein, um sein Einkommen zu verbessern. Weder Appelle an Moral, Anstand, Hinweise auf den Schaden, welchen die Gesellschaft erleidet, noch drastische Strafen konnten dagegen jemals etwas ausrichten. Kampagnen gegen die Korruption sind deshalb medienwirksam inszenierte Blasen heißen Dampfes, an denen sich niemand verbrennt. Nicht selten stecken ihre Initiatoren selber mit im Sumpf, an dessen Trockenlegung sie darum gar nicht interessiert sind.
Aufdeckung von Korruption und Bestrafung der Täter hatten also noch niemals nachhaltigen Erfolg. Nimmt man dagegen potentiellen Tätern das Motiv, d.h, schafft man Verhältnisse, die möglichst wenig Anreiz zur Korruption bieten, könnte sich eher ein Erfolg einstellen. So ist zu beobachten, daß in leistungsfähigen Ökonomien, in Systemen mit guten Bildungschancen und Verdienstmöglichkeiten für breite Schichten der Bevölkerung, die Hemmschwelle für passive Bestechung wesentlich höher ist, als in Ländern, in denen relativer Wohlstand für die meisten unerreichbar ist.
Hut ab Martin!! Einen besseren Leserbericht habe ich hier noch nicht gelesen.Einen Menschen das Wort Korroption so nahe zu bringen,daß man es auch verstehen kann,finde ich ganz toll.Ich würde mich freuen,wieder
einmal einen Bericht über ein anderes brisantes Thema von Dir zu lesen.