Stegemann-Interview: „Birgit Prinz hatte so einen Abgang nicht verdient!“► Seite 2

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Datum: 24. Juli 2011
Uhrzeit: 00:01 Uhr
Ressorts: Brasilien, Sport
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Autor: Dietmar Lang
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► 2. Teil: Kerstin Stegemann über Silvia Neid und den Abschied von Birgit Prinz sowie die Sportförderung bei der Bundeswehr

Nach den gewonnen Weltmeisterschaften 2003 und 2007 ist das Sommermärchen 2011 nun ausgeträumt. Wird der Frauen- und Mädchenfußball trotzdem in den kommenden Jahren davon profitieren, dass die WM im eigenen Land war?
Ich hoffe es wirklich. Aber was ich nach wie vor schade finde: ich habe viele Jugendcamps, Kindercamps, Mädchencamps gemacht. Und da habe ich in die Runde gefragt, wer mir fünf Namen von Nationalspielerinnen nennen kann. Und das vier Wochen vor der WM. Sie haben keine fünf Namen zusammen bekommen. Zwar sind einige Spielerinnen inzwischen teilweise in der Werbung, aber sie konnten trotzdem die Namen nicht nennen. Da hat auch der DFB ein bisschen was verbockt. Denn selbst wenn unsere Männer nicht gut spielen, namentlich kennt die jeder. Und das finde ich ein bisschen schade. Also hier muss noch ein bisschen mehr Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden. Natürlich ist es schade, dass wir jetzt ausgeschieden sind, aber es kommen ja bald wieder Länderspiele und darüber sollte man da auch berichten. Sie sollten eine neue Chance bekommen. Wenn sie so über die Straße gehen, werden die Mädels nach wie vor nicht erkannt. Vielleicht die Birgit Prinz mal oder die Steffi Jones als Organisatorin, aber alle anderen nicht.

Nochmal zurück zur Bundeswehr. Die wird nun zur Freiwilligenarmee, dabei sollen jedoch 15 Prozent der Plätze in der Sportförderung gestrichen werden. Denken Sie, dass dies Auswirkungen auf den Bereich hat, in dem Sie derzeit arbeiten?
Nein, denn wenn gekürzt wird, dann zunächst in den nichtolympischen Disziplinen. Wie zum Beispiel die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG. Die haben auch internationale Wettkämpfe, sind aber nicht olympisch. Und die nicht olympischen Sportarten durften nur maximal Zweijahres-Verträge bekommen und da dürfte dann eventuell gekürzt werden. Und dann ist es natürlich noch davon abhängig, ist es ein olympisches Jahr oder nicht. Wenn Soldaten die Perspektive haben, zu den Olympischen Spielen zu fahren, dann werden die natürlich gefördert. Schließlich stellen wir ein Drittel der Sportler, holen aber 50 Prozent der Medaillen.

Sie selbst haben vor knapp einem Jahr Ihre aktive Fußball-Karriere beendet. Sie sind Berufssoldatin im Rang eines Hauptfeldwebels und arbeiten bei der Sportfördergruppe in Warendorf. Wie sieht denn Ihr Tagesablauf aus: Nur Papierkrieg oder bleibt Ihnen denn noch Zeit für den Sport?
Teils, teils. Ich habe ja jetzt die Seiten gewechselt. Wir haben – ich nenne das jetzt einmal so – einen Leiter der Sportförderungsgruppe, es gibt einen stellvertretenden Leiter und es gibt einen Personaloberbefehl, der den ganzen Bürokram macht. Also Verträge verlängern oder verkürzen, was gerade so ansteht. Er macht das ganze Organisatorische, kontrolliert unter anderem die Trainingspläne. Es sind ja alle verpflichtet, Trainingspläne abzugeben, damit man weiß, wann und wo sich die Sportler aufhalten und wie sie trainieren. Die könnten ja sonst den ganzen Tag im Bett liegen, viele sind ja im Heimtraining und gar nicht vor Ort. Wir haben nur die Schwimmer und die Reiter vor Ort, manchmal sind auch die Handballer oder die Fußballer da. Aber normalerweise sind die alle im Heimtraining. Sie sind schon sehr auf sich gestellt, aber wer nicht trainiert, bestraft sich sowie so selbst.

Bleibt Ihnen denn selbst noch Zeit für Sport?
Relativ viel. Das ist ja auch von Dienstherrn gewollt, dass man Sport treibt. Wir haben in Warendorf sowieso die Regelung, dass wir zweimal in der Woche 90 Minuten während der Arbeitszeit trainieren sollen. Das kann auch mal mehr sein, wenn man einmal Laufen möchte, ist das gar kein Problem. Ich habe halt vollkommen mit dem Leistungssport abgeschlossen. Für mich ist es jetzt Hobby. Aber wer kann schon von sich behaupten, er hat einen Bürojob und kann eben mal schnell die Laufschuhe anziehen, wenn er gerade mal möchte. Bei uns ist es gang und gäbe, dass sich einfach mal anderthalb Stunden Auszeit zum Laufen nimmt.

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