Lepra in Brasilien: Immer noch ein Tabuthema

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Datum: 06. Oktober 2009
Uhrzeit: 13:19 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Brasilien gehört zu den Ländern, in denen die Lepra noch ein großes Problem ist. Betroffen von dieser Krankheit sind besonders die Ärmsten, da die “Leprosy” eine typische “Armutskrankheit” ist.

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Offiziell gibt es in Brasilien keine Leprakranken mehr. Auch ist das Wort “Leprosy”, wie man die Krankheit hier nennt, aus dem offiziellen Wortschatz gestrichen. Über die hochansteckende Krankheit spricht in den brasilianischen Metropolen Rio de Janeiro, Sao Paulo oder Brasilia fast kein Mensch.

1995 strich der Kongress per Gesetz das Wort “Lepra” aus dem offiziellen Sprachgebrauch. Seitdem darf nur noch der wissenschaftliche Begriff “Hansen-Krankheit” verwendet werden. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus. Die Zahl der Neuinfektionen steigt weiterhin um jährlich ca. 45.000.

Im reichsten Land Südamerikas gibt es nach Schätzungen mehrerer Internationaler Hilfsorganisationen mehr als 250.000 Leprakranke. Achtzig Prozent aller Lepra-Fälle Südamerikas konzentrieren sich auf Brasilien. Hinter den Ländern Indien, Indonesien und Myanmar liegt Brasilien weltweit an vierter Stelle.

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Jährlich wächst die Zahl der Neuerkrankungen um fünf Prozent. Dabei ist bei rechtzeitiger Erkennung Lepra einfach und schnell zu heilen. Durch den Einsatz einer wirksamen Medikamententherapie ist die Lepra heute eine gut behandelbare Krankheit mit Erfolg versprechenden Heilungs Aussichten.

Lepra wird von Bakterien ausgelöst. Erreger ist das 1872 entdeckte Mycobacterium leprae, der Infektionsweg ist noch nicht genau bekannt. Bis zum Ausbruch der Krankheit koennen  Jahrzehnte vergehen. Wir trinken 90 Prozent unserer Krankheiten”, wusste schon Louis Pasteur. Im Nordosten Brasiliens, im Bundesstaat Maranhão, kann man in vielen Städten und Gemeinden Personen beobachten, welche an Lepra erkrankt sind.

In den Sommermonaten, schon kurz nach der Regenzeit, wird das Trinkwasser knapp. Außerhalb der Gemeinden kann man viele in den sandigen Boden gegrabene Löcher entdecken. Dort sammelt sich eine gelbbraune, übel riechende Brühe. Täglich schöpfen dort viele Menschen ihren Wasservorrat ein. In der Stadt Parnaíba, außerhalb des Zentrums der Stadt, trifft man immer wieder auf Leprakranke. Diese Menschen bewegen sich ganz normal unter all den anderen.

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Allerdings wird von der gesunden Bevölkerung ein gewisser Abstand zu ihnen eingehalten. Gemäß einem Bericht der Zeitung “Estado de Sao Paulo” werden die Leprakranken sehr oft verstoßen. Tausende Lepra-Kranke, die zu Hause leben könnten, müssen in Sonderkliniken und in den früher so genannten “Kolonien” behandelt werden, weil sie von Familie und Gesellschaft zurückgewiesen werden, berichtete die Zeitung “Jornal do Brasil”.

Offiziell gibt es diese sogenannten “Kolonien” nicht mehr. Außerhalb einer Stadt im Bundestaat Maranhão, in einer unsäglich armen und verwahrlosten Gegend, steht ein großer, mit hohen Mauern umgebener Rundbau. Dorthin begeben sich die Leprakranken dieser Stadt des Nachts – um zu schlafen, und wenn die Krankheit ein bestimmtes Ausmaß erreicht hat, um dort zu sterben.

1959 hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO allen Staaten empfohlen, Leprakranke nicht länger gewaltsam von der Außenwelt und  von ihren Mitmenschen zu isolieren. Brasilien hielt allerdings noch Jahrzehnte an der grausamen Praxis der sogenannten “Leprakolonien” fest und kasernierte die Kranken unter unsäglichen und Menschenverachtenden Verhältnissen regelrecht. Damit beraubten sie Hunderttausenden ihrer grundlegenden Menschenrechte.

Der brasilianische Staat sagte den noch lebenden Opfern, ungefähr 20.000 Menschen, inzwischen eine  Opferentschädigung von umgerechnet ca. 300 Euro zu.

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