Das fast 50-jährige US-Handelsembargo verhindert amerikanischen Autokonzernen oder Zulieferern das Geschäft mit dem kommunistisch regierten Kuba. Bunte Straßenkreuzer vor kolonialer Kulisse sind Havannas Markenzeichen – seit 1961 ist die Karibikinsel das weltweit größte Open Air-Museum für US-Oldtimer.
Ein halbes Jahrhundert später brauchen die einstigen Statussymbole des amerikanischen Kapitalismus eine dringende Restauration. Kuba ist voll von Do-it-yourself Mechanikern, die schon einmal ihre eigene Bremsflüssigkeit aus dem Saft eines Baumes und Waschbenzin zusammen mixen. Zwischen 45.000 und 60.000 Fahrzeuge aus den 40er und 50er Jahren sollen noch über die Karibik-Insel rollen, die meisten gleichen allerdings inzwischen immer mehr einem Haufen Rost auf vier Reifen.
Während knarrende amerikanische Autos um Ersatzteile betteln, taucht auf Kubas Straßen ein neuer Look auf. China, Kubas zweitgrößter Handelspartner nach Venezuela, hat tausende von neuen Bussen geliefert. Die Fahrzeuge wurden vom Busproduzenten Zhengzhou Yutong Group gebaut und auf die Insel ausgeliefert. In der Hauptstadt Havanna patroulliert die Polizei in Autos des chinesischen Herstellers Geely. Die Fahrzeuge werden unter anderem in China, Venezuela, Chile (als „New CK“), Syrien und Uruguay (jeweils als „CK 2“) angeboten und sind inzwischen ein gängiger Ersatz für russische Ladas geworden.
Geely hat seit 2008 mehr als 5.000 Autos nach Kuba exportiert, selbst Regierungsmitglieder lassen sich in den Karossen durch die Straßen der Hauptstadt chauffieren. Während US-Automobilhersteller am Spielfeldrand sitzen, befinden sich chinesische Autohersteller auf dem Vormarsch. Aufmerksame Beobachter entdecken neben den Produkten aus chinesicher Herstellung mitlerweile immer mehr Modelle „Made in Südkorea“. Kia und Hyundai-Fahrzeuge, aber auch Produkte aus dem Volkswagen Konzern in Wolfsburg, schlängeln sich durch den Feierabendverkehr. Die meisten dieser Autos gehören allerdings der Regierung. Diejenigen mit gelben Nummernschildern sind in Privatbesitz, vor allem alte amerikanische Autos und ein paar hinkende russische Ladas aus den 1970er Jahren.
Anfang nächsten Jahres planen die kubanischen Behörden die Bestimmungen zu lockern und den Kauf oder Verkauf von modernen Autos für den privaten Bürger zu erleichtern. Das klingt gut, allerdings wird es vorerst noch keine privaten Autohäuser geben. Die Regierung will die Kontrolle nicht aus der Hand geben, die meisten Menschen sind eh zu arm, um sich jemals in ihrem Leben ein neues Auto leisten zu können.
Trotzdem sind sich viele Experten sicher, dass sich ab 2012 das Straßenbild auf Kuba grundsätzlich ändern wird. „Sie können sicher sein, die geplante Reform für nächstes Jahr bedeutet eine große Veränderung für Kuba. Innerhalb kürzester Zeit werden die alten US-Karossen verschwinden und neue chinesische, koreanische und europäische Fahrzeuge werden das Straßenbild bestimmen“, zeigt sich William Burrowes, Reiseleiter in Havanna, überzeugt.
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