Erinnert Ihr Euch an die Große Hungersnot in Irland, der mehr als 1.000.000 Menschen zum Opfer fielen? Nein- denn das war 1845. Und auch 1879, als sich das Schreckens-Szenario etwas gemässigter wiederholte, waren wir noch nicht auf der Welt. Aber wir haben das Nötige in der Geschichte gelernt; nur haben die Lehren nicht bis Haïti gereicht. Aber die Hilfeschreie haben zurück gereicht, von Haïti bis in die ganze Welt. Die echten Todesschreie und das Zweckgeheul. Und bezüglich Hungersnöten: seither spricht man bei den ganz grossen Hungerskatastrophen von „Irischen Hungersnöten“, wie sie der Club of Rome und andere Zukunftsauguren schon seit meiner Jugend wieder voraussagen.
Im Gegensatz zu damals gibt es heute Medien, welche die Panikmache lieben. Am schlimmsten sind die, welche das ganze noch abkopieren und in ihrer Dummheit weiterverbreiten. Dieser Tage flattern wieder Zeitungsenten durch den Blätterwald. Sie schnattern Titel aus den Wolken wie „Haïti droht eine Hungersnot“, fast könnte man es glauben. Aber sie gilt nur partiell, die Hungersnot. Und die Medien verallgemeinern, wieder einmal.
Die Nationale Nahrungssicherheitskoordination und andere einschlägige Kreise sind wieder auf Betteltour und stossen ihr Zweckgeheul in den Aether: „Fachleute sprechen in der momentanen Situation von einer Hungersnot in Phase 2. Dies bezeichnet eine Situation dass innerhalb der kommenden Monate politische, soziale und natürliche Faktoren dafür sorgen, dass Lebensmittel nicht in ausreichender Quantität zur Verfügung stehen werden.“ Politisch bestehe das Problem, dass man Haïti für den Wiederaufbau viele Gelder zusagte, jedoch kaum Gelder ins Land fließen um die Situation zu entspannen und Vorsorge für die Versorgung der Bewohner zu treffen.
Nach meinem Dafürhalten betrifft dies zwar die halbe Wahrheit, die andere Hälfte aber ist, dass die eingetroffenen Gelder zu sehr für Eigenbedarf der Hilfswerke und zu wenig für die betroffenen Armen eingesetzt werden. Ich habe oft geschrieben, dass meines Erachtens Buchhaltungen die eigentlich ins Internet gehörten, versteckt würden, und dass nicht alle getroffenen Massnahmen zweckdienlich seien, überspannte Projekte den unausgebildeten Notleidenden keine Arbeit bringen könnten. Die Dezentralisation der Bevölkerung ist zwar nötig, der freigeräumte Platz wird aber mehr zum Nutzen der Investoren statt dem des breiten Volkes eingesetzt, und die weitab der Zentren errichteten Lager sind eher Sterbelager, in denen man hoffnungslos auf den Tod wartet, denn das ist die billigste Lösung. Und indessen müssen Hilfswerke die Hungernden durchfüttern, und da sind ihre Möglichkeiten bschränkt.
Ich nehme an, dass Hungersnöte nur in den „Sterbelagern“ bestehen. Da wo wir uns bewegen, auf „normalen“ Strassen in „normalen“ Quartieren, sieht man jedoch nichts von Menschen, die denen auf den vorgezeigten Fotos ähneln. Menschen denen man begegnet, scheinen eher gut ernährt, Märkte und Supermärkte sind voll von Angeboten, die Reishallen der Händler gefüllt bis unter die Decke.
Das Problem ist vielmehr das der Preise. Diese sind hoch und klettern noch mehr, und ein Grossteil der Bevölkerung ist ohne Ausbildung, ohne bezahlte Arbeit und ohne Geld. Und ein Problem sind die unvorstellbaren Gegensätze, zwischen Millionären, man sagt, es gäbe davon mehr als in der Schweiz, und den völlig Mittellosen. Die mit den spärlichen Rationen der Hilfswerke zu Ende gefüttert werden.
Die Regierung tut „was sie kann“ (?), um diesen Menschenmassen geeignete Arbeit zu verschaffen. Sie stehen zu tausenden mit Besen, Schaufeln und Schubkarren auf den Strassen. Aber die erwartete, und auch wohl verdiente Bezahlung bleibt aus.
Ich habe von den irischen Hungersnöten erzählt. Aber während die damaligen, sozusagen „klassischen“ Hungersnöte durch Ernteausfälle und Logistikfehler ausgelöst worden waren, ist die „Haïtische Hungersnot“ hausgemacht, soweit sie überhaupt besteht. Denn Zweckgeheul ist das beste Geheul, um zu neuem Geld zu kommen.
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