Nur etwa 100 Beobachtungsprojekte konnten den Zuschlag für die erste, neunmonatige Phase der “Early Science” erhalten. Interessierte Wissenschaftler aus aller Welt haben jedoch während der letzten Monate über 900 Beobachtungsanträge eingereicht. Diese neunfache Überbuchung stellt einen Rekord dar. Die erfolgreichen Anträge wurden auf der Grundlage des wissenschaftlichen Inhaltes, regionaler Gesichtspunkte, und auch ihrer Relevanz bezüglich der wissenschaftlichen Hauptziele des ALMA-Projektes ausgewählt.
“Wir erleben einen historischen Augenblick in der Geschichte der Astronomie, der Wissenschaft, und vielleicht sogar für die Entwicklung der Menschheit, jetzt wo wir das größte momentan im Bau befindliche Observatorium in Betrieb nehmen”, erklärt Thijs de Graauw, der Direktor von ALMA.
Eines der Projekte, die für die ALMA „Early Science“-Beobachtungen ausgewählt wurden, wird von David Wilner vom Harvard Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, Massachusetts in den USA geleitet. Wilner erläutert: “Mein Team sucht nach den Grundbausteinen für Sonnensysteme. ALMA hat einzigartige Eigenschaften, die es erlauben, diese Grundbausteine aufzuspüren.”
Das Ziel dieser Beobachtungen ist AU Microscopii, ein Stern in 33 Lichtjahren Entfernung, der nur 1% des Alters unserer Sonne aufweist. “Wir werden ALMA verwenden, um den “Geburtsring” aus Planetesimalen abzubilden, die diesen jungen Stern umkreisen sollten. Nur mit ALMA besteht die Hoffnung, Verklumpungen in diesen staubigen Asteroidengürteln zu entdecken, die die Anwesenheit unsichtbarer Planeten verraten können.” Wilner und sein Team werden ihre Daten mit einem europäischen Team teilen, das ebenfalls ALMA-Beobachtungen dieses nahen und von Staubringen umgebenen Sterns beantragt hatte.
Die Suche nach bewohnbaren Planeten, die fremde Sonnen umkreisen, ist auch eine Suche nach Wasser in diesen fernen Sonnensystemen. Die Schwärme aus Felsen, Staubkörnern und Gas im Orbit um Sterne enthalten vermutlich auch Trümmerstücke aus Wassereis, Gasen und womöglich sogar organischen Molekülen – der Astrochemie des Lebens.
Simon Casassus von der Universidad de Chile und sein Team werden ALMA einsetzen, um die Gas- und Staubscheibe um den 400 Lichtjahre entfernten jungen Stern HD142527 zu beobachten. “Die Staubscheibe um diesen Stern weist eine große Lücke auf, die möglicherweise durch die Entstehung von Riesenplaneten freigeräumt wurde”, erklärt Casassus. “Außerhalb dieser Lücke enthält die Scheibe genug Material um etwa ein Dutzend jupiterartige Planeten hervorzubringen. Innerhalb der Lücke könnte gerade ein junger Riesenplanet entstehen – falls genug Gas vorhanden ist.” Mit ALMA wird das Team die Gesamtmenge und den physikalischen Zustand des Gases in der Lücke vermessen. “ALMA ermöglicht es uns auf diese Weise, die Geburt von Planeten oder aber die unmittelbaren Nachwehen dieses Prozesses zu beobachten”, ergänzt Casassus.
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