Medizinische Grundversorgung in Venezuela: Politischer Trick, um Wählerstimmen zu gewinnen

Datum: 09. Oktober 2011
Uhrzeit: 13:19 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Propaganda der Regierung

Das seit der Krebserkrankung des venezolanischen Präsidenten medienwirksam ins Rampenlicht gerückte Programm Barrio Adentro (frei übersetzt: Hinein ins Viertel) ist nach Ansicht venezolanischer Gesundheitsexperten nichts weiter als ein politischer Trick. Während die Regierung angibt, von dem Programm würden 70 Prozent der armen Bevölkerung profitieren, kommen nach Angaben von Experten nicht einmal 20 Prozent in den Genuss des dreistufigen Gesundheitssystems.

Durch dieses Programm sollte auch den Bewohnern der ärmsten Stadtteile ein dauerhafter Zugang zum Gesundheitswesen eröffnet werden. Mangelhafte Planung und unzureichende Wartung der technischen Einrichtung führen jedoch dazu, dass immer mehr Kliniken leer stehen. Im Krankenhaus El Algodonal, in einem Vorort von Caracas, wird dem Besucher der Sozialismus des 21. Jahrhunderts deutlich vor Augen geführt.

Trotz gewohnter Prahlerei der linken Regierung kann man in der Spezialklinik für Nierenbehandlung die berühmte Stecknadel fallen hören. Die für viel Geld angeschafften vier Dialysemaschinen sind nicht einsatzfähig, die Wasserversorgung brach bereits vor Monaten zusammen. Dies ist allerdings nicht das einzige Problem. „Wir besitzen auch einen CT-Scanner, der seit zwei Monaten nicht funktioniert und zwei Röntgengeräte sind ebenfalls defekt“, empört sich Dr. Maria Yanez. Immer mehr Ärzte befinden sich im Streik, um die Aufmerksamkeit auf ihre Arbeitsbedingungen und die mangelnde Grundversorgung zu ziehen.

Funktionierende Kliniken, die fast ausschließlich mit kubanischen Ärzten/innen besetzt sind, sind total überbelegt. „Die Idee mit Barrio Adentro ist nicht schlecht. Für bescheidene Menschen, die kein Geld haben um in andere Krankenhäuser reisen, ist dies eine tolle Sache“, teilte eine Patientin einer Barrio Adentro Klinik unweit vom Präsidentenpalast in Caracas mit. „Es gibt gute Krankenhäuser, aber die sind total überbelegt und die Ärzte befinden sich meistens im Streik“, fügte sie hinzu.

Gesundheitsforscher Jorge Diaz gibt zu bedenken, dass sich seit Einführung des Barrio Adentro die Mutter und Kind Indikatoren verschlechtert haben. „Die Einrichtung dieses Systems war nichts weiter als ein politischer Trick der Regierung, um damit Wählerstimmen zu sammeln. Das ganze ist absolut irrational. Es gab und gibt keine Planung, nur Gebäude. Menschen, welche ernsthaft erkranken, müssen unzählige Krankenhäuser besuchen, bis sie überhaupt behandelt werden. Sehr oft gibt es dann keine Medikamentenbevorratung in den Kliniken“, fügte er hinzu. Laut seinen Worten liegt die Misere nicht bei den Ärzten, ihnen stehe einfach nicht das erforderliche Equipment zur Verfügung.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Pandora

    „Menschen, welche ernsthaft erkranken, müssen unzählige Krankenhäuser besuchen, bis sie überhaupt behandelt werden. Sehr oft gibt es dann keine Medikamentenbevorratung in den Kliniken”, fügte er hinzu. Laut seinen Worten liegt die Misere nicht bei den Ärzten, ihnen stehe einfach nicht das erforderliche Equipment zur Verfügung.“ ….
    Stimmt … dem stimme ich voll und ganz zu !!!!!

  2. 2
    Werner Schlegel

    Danke für diesen Artikel, der die Realität voll auf den Nagel trifft. Meine Schwiegermutter musste in sechs Krankenhäuser, bis ihr der Blinddarm operiert wurde. Sie wäre fast gestorben, da sie einen Durchbruch hatte. So sieht es aus im Chavez Land.

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