Meine treuen Leser wissen, dass die Deutsche Post meinem ersten Buch, dem Haïti-Buch ALMA ZOMBIE, eine Briefmarke widmete. Sicher nicht, weil Briefmarken andernorts schon etwas Nostalgisches sind, bevor Briefpost in Haïti überhaupt funktioniert, Und auch nicht, um eine weitere Diskussion über Gott anzustossen, die nach Google zur Zeit in 160.000.000, das Wort „God“ gar in 1.750.000.000 Visionen beschrieben wird. Obschon die Googles schon so viele Götter gefunden haben, suchen sie immer noch.
Auch das Kreuz ist ein weltweit verbreitetes Symbol für Gott, eine oft als übernatürlich empfundene Macht (ob Geist, Kultur und Natur Gegensätze sind, bleibe dahingestellt), und ob die Verwendung dieses Symbols durch andere Religionen wie hier Vaudou verwerflich sein soll, werthaltiger als irgendwelche andere Glaubenssymnole, wage ich zu bezweifeln. Religiöse Riten bedienen sich irgendwelcher Kultgegenstände als Bilder für unerklärliche Tatsachen, die wir als Grundwahrheit empfinden. Die Prinzipien des Unerklärlichen sind selber unerklärlich, damit muss man leben.
Ich habe selber schon mit „Gott“ diskutiert, ich müsste sogar sagen „mit Göttern“. Zum Beispiel mit dem Dalai Lama (Gottkönig der Tibeter), den ich in Kollbrunn mehrmals treffen durfte. Und festgestellt, dass es in ALLEN Religionen herausragende, bewunderungswerte, hochgebildete Menschen gibt, die niemals streiten, und letztlich nahe verblüffend ähnlicher Dogmen landen. Auch der Ati unten in Carrefour, der „höchste aller Vaudouisants“ der nach dem Erdbeben sagte das Zittern der Erde sei doch normal und zeuge vom Leben (auch Planeten leben), nichts könne leben ohne Vibration. Die vielen Opfer machen ihn trauern, aber viel schlimmer sei, dass so viele Hochgebildete seines Volkes von den Umständen profitieren, und stehlen statt helfen.
Helfen? Die Armen da unten, die noch zu hundertausenden in den Zelten überleben, vegetieren müsste man sagen, die sagen zuversichtlich „Gott hilft schon“. Sie haben trauriges Recht. Zu glauben hilft den armen Menschen, ein Berühmterer sagte „Glaube ist Opium für das Volk“. Nur Opium? Gott hilft nach meiner Feststellung tatsächlich, zum Überleben, zum Glücklichsein, zum Glauben und Hoffen, Tanzen und Singen, zum Nicht Verzweifen, denn Hilfe tut not. Viele Menschen erwarten etwas anderes: Notenpakete, Jobs, Macht. Sie haben vielleicht das Erdbeben überlebt, aber den Unterschied zwischen Intrinsisch und Extrinsisch, den haben sie noch nicht erlebt.
In diesen Tagen wird Weihnacht geknallt, gefeiert, müsste man sagen. Feiern geschieht halt überall auf andere Weise. hier durch Schiessen – diesmal als Freudentaumel – , Knallpetarden und Feuerwerke, eindrücklicher als am Schweizer 1. August. Man ist versucht zu denken, „für das haben sie wieder Geld“. Aber es sind eben nicht dieselben, es sind die, die immer Geld hatten und immer noch haben, und nicht teilen können. Doch vielleicht haben sie recht, sie zeigen einfach ihre Freude, und wenn man die hat, muss man sie zeigen.
Ich sehe andere Anlässe zum weihnächtlichen Freudentaumel, ich spreche nicht vom Weihnachtsgeschäft in der Schweiz und unten in den Städten – das gibt es hier oben nicht – ich spreche zum Beispiel von den ersten Zeugnissen, die unten in Lakoumango den Schülern verteilt wurden, unter freudigem Huronengebrüll. Und ich denke daran, dass unsere Schule damit das erste Trimester abgeschlossen und 4 Monate überlebt hat. Und immer noch alle gratis arbeiten und niemand davongelaufen ist.
Und ich denke nochmals daran, dass wir dank einer Spende der Zürcher Internetfirma Idealizer AG weiterhin überleben und jetzt Schulbücher kaufen. Eine zweite Firma hat ebenfalls um Links gebeten, im Gegenzug läuft meine Einladung zu einer Spende. Weitere Firmen sind damit angesprochen! So sehen unsere Weihnachtsgeschenke aus, auf Gegenseitigkeit! Reklame endlich einmal willkommen!
Auch Spenden sind willkommen. Jeder Franken kommt der Schule für arme Kinder zugut. Dafür bürgen Prof. Dr. Angela Knauer, Dirk Knauer, Melissa Charles und Otto Hegnauer. Danke!
Leider kein Kommentar vorhanden!