Milot ist ein verträumtes Städtchen am Fusse des „Bischofshutes“, der von der Zitadelle gekrönt wird und somit auch als Ausgangspunkt zu dessen Besteigung dient, meist hoch zu Ross. Das Städtchen ist von einem historischen, schweren Erdbeben gezeichnet, es wurde 1842 derart durchgeschüttelt, dass ihm der massiv gebaute Königspalast und die dahinter liegenden Stallungen und Kasenengelände zum Opfer fielen. Dem jüngsten Beben von 2010 hat die Stadt wie auch die berühmte Zitadelle widerstanden, ein grosses amerikanisches Spital für Schwerverletzte, eine „Fabrik“ für Prothesen erinnert an die traurige Katastrophe.
Die Baujahre des Königspalastes waren 1810 bis 1813, mit Beginn nach dem Tod König Heinrich I. von Haïti. Das Bauwerk war mit verschwenderischer Pracht ausgestattet und hatte eine Fußbodenkühlung. Diese bestand aus einem Röhrensystem, das von einem Gebirgsbach durchflossen wurde. Schon nach 30 Jahren folgte die Zerstörung, nach der nur noch kräftige Mauern stehen blieben, von den Stallungen und Kasernen blieb nichts mehr übrig.
Ein Überbleibsel aus der Königszeit ist Monsieur Etienne in Milot, der auch einen botanischen Garten betreibt und kulinarisch-folkloristische Darbietungen offeriert. Seine Familie stammt direkt aus dem Königsgefolge von Henri-Christophe und seine Geschichten sind erlebt und äusserst interessant. Dahomey ist die Hauptstadt des afrikanischen Benin, der Name eines Volkes und vieles mehr.
Ein für die USA bestimmter Sklaventransport wurde von Piraten des haïtianischen Königs Heinrich I. überfallen und nach Milot entführt, Kidnappen war bereits in Mode. Der König frönte zwar auch der Sklaverei, doch seine Sklaven waren „ererbt“ und nicht „erkämpft“ und „gewonnen“, das war ein Unterschied. Also liess er sie entscheiden, ob sie frei werden und ihm dienen wollten, und die Antwort war klar: die „Royal Dakomey“ wurden die Leibwächter des Königs. Gross- oder Urgrossvater Etiennes war ihr Chef und, sein Urenkel ist heute noch stolz auf seine Geschichten, die den König bei weitem überlebt haben.
Auf dem grossen Platz vor dem Königspalast und der katholischen Kirche sucht man sich ein sympathisches Pferd oder Maultier aus, auf dessen Rücken man die paar steilen Kilometer zur Citadelle Laferrière hinauf trottet. Hie und da an spielenden Kindern vorbei, die sind noch echt. Sie ziehen an Schnüren selbstgezimmerte Wägelchen oder blasen auf Bambusflöten ihre Weisen. Hie und da rastet die Gruppe an einem plätschernden Bergbach und retabliert die Hintern. Denn auch die Sättel sind aus Brettern gezimmert, Schwielen und Schmerzen an der Sitzfläche gehören halt zu dem Abenteuer.
Und wie es oben aussieht, darauf werden wir noch zurückkommen, denn das ist einen eigenen Artikel wert. Die Zitadelle auf dem Bischofshut wurde 1982, zusammen mit Sans-Souci, zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Und vor lauter Weltwundern haben wir unsere 100-days-Sammlung fast vergessen: Wir benötigen dringend noch Spenden für den Container, er ist gestopft und steht zum Transport bereit, danke vielmals! .
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