Skandal: Katholische Kirche hat Nazi-Kriegsverbrechern bei ihrem Abgang nach Südamerika geholfen

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Am 20. Juni 1949 traf Mengele als "Helmut Gregor" in Buenos Aires ein (Foto: uruguayinforme)
Datum: 23. Juni 2014
Uhrzeit: 10:08 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Redaktion
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Bei einer Parlamentsdebatte in Prag (Hauptstadt der Tschechischen Republik) hat der sozialdemokratische Regierungsabgeordnete Igor Jakubčík einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Anlass war ein Streitgespräch über einen von ČSSD-Abgeordneten eingebrachten Gesetzentwurf zur Verlängerung der staatlichen Frist für die Beurteilung der kirchlichen Restitutionsansprüche und Kontrolle der Entscheidungen.

Nach Berichten des deutschsprachigen Prager Stadtmagazins „prag aktuell“ vertrat Jakubčík die Meinung, dass die katholische Kirche in der Zeit des Zweiten Weltkriegs mit den deutschen Nazis kollaboriert und den Völkermord an den Juden gebilligt habe. Laut dem Magazin habe der Abgeordnete wortwörtlich gesagt, dass „die Katholische Kirche die Deportation und Ermordung der Juden gebilligt und den nazistischen Kriegsverbrechern bei ihrem Abgang nach Südamerika geholfen habe“.

Viele NS-Verbrecher entkamen nach dem Zweiten Weltkrieg Richtung Übersee – auch, weil sie mächtige Unterstützer aus dem Vatikan und den USA hatten. Die Flucht setzte unmittelbar nach dem Krieg ein, sobald verschiedenen Personenkreisen klar wurde, dass sie eine strafrechtliche Verfolgung zu befürchten hatten. Josef Mengele war einer der bekanntesten Flüchtlinge. Bei Kriegsende gab er sich als einfacher Soldat aus, wurde unerkannt aus einem Kriegsgefangenlager entlassen und kam als Knecht in einem bayerischen Bauernhof unter. 1949 flüchtete er nach Südtirol, wo ihm Helfer einen neuen Pass verschafften. Durch Bestechung verschaffte er sich ein italienisches Ausreisevisum und verließ als „Helmut Gregor“ am 25. Mai 1949 auf dem Schiff North King Europa mit dem Ziel Buenos Aires (Argentinien). Er folgte damit einer der sogenannten „Rattenlinien“, die von Fluchtorganisationen wie dem „Kameradenwerk“ des Hans Ulrich Rudel organisiert wurden.

Die „Rat Lines“ war die von US-amerikanischen Geheimdienst- und Militärkreisen geprägte Bezeichnung für Fluchtrouten führender Vertreter des NS-Regimes, Angehöriger der SS und der Ustascha nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Aufgrund einer aktiven Beteiligung hochrangiger Vertreter der katholischen Kirche an den Fluchtrouten trugen sie bis zur Beteiligung des US-amerikanischen Geheimdienstes den Namen „Klosterrouten“. Die Fluchtrouten führten über Italien (meist Südtirol und Rom) nach Südamerika und dort hauptsächlich nach Argentinien. Über diese Routen gelang es nach dem Zweiten Weltkrieg einer großen Zahl von NS-Tätern, Faschisten und Kollaborateuren aus verschiedenen europäischen Ländern, einer gerichtlichen Anklage und Bestrafung zu entgehen.

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  1. 1
    Herbert Merkelbach

    Das ist seit langer Zeit bekannt und die Spatzen pfeifen es von den Dächern: der Vatikan hat den Nazi-Schergen nach dem Krieg mit speziellen Ausweisen des Roten Kreuzes mit Schiffen ab Genua hauptsächlich und Ziel Südamerika geholfen.
    Absolut nichts NEUES.

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